Wipfeltreffen: Baumpfleger kletterten am Pleschinger See um die Wette
STEYREGG. In Steyregg kraxelten am Sonntag Baumpfleger aus dem In- und Ausland um die Wette.
Wie Tarzan schwang sich Oliver Aigner in der Weide am Nordufer des Pleschinger Sees von Ast zu Ast – im Gegensatz zu seinem literarischen Vorbild aber nicht an einer Liane, sondern gut gesichert an einem Seil. "Die Höhe bin ich gewohnt, aber der Zeitdruck bringt schon einen gewissen Nervenkitzel", erzählte der Baumpfleger aus Hagenberg.
Er war einer der Finalisten bei den Österreichischen Baumklettermeisterschaften, die am Sonntag in Linz ausgetragen wurden. Das Ziel: in 30 Minuten den Baum erklimmen, verschiedene Aufgaben lösen und wieder sicher auf den Boden zurückkehren.
Qualifikation für EM und WM
Ein Großteil der Teilnehmer arbeitet als Baumpfleger, erklärte Organisationsleiterin Mariella Smith: "Es ist für uns auch ein kleiner Branchentreff, bei dem wir uns austauschen."
Die Wienerin und ihr Ehemann Damian, mit dem sie ein Unternehmen für Baumpflege führt, organisieren seit einigen Jahren ehrenamtlich die Österreich-Meisterschaften für die "International Society of Arboriculture", den internationalen Verband der Baumpfleger. Rund 35 ehrenamtliche Helfer unterstützen sie dabei. "Uns ist wichtig, dass die Leute diese Möglichkeit zum Austausch haben und sich für die Europa- beziehungsweise die Weltmeisterschaften qualifizieren können", sagte Smith.
45 Teilnehmer aus zehn Nationen nahmen am Samstag an der ersten Runde teil. Sechs davon qualifizierten sich für das Finale am Sonntag – auch Kaspar Bühler war dabei. "Das Wichtigste ist, im Baum eine gute Übersicht zu behalten", erklärte der 28-Jährige aus der Schweiz. Die Teilnehmer müssen auf dem Baum verschiedene Stationen erreichen und dort Aufgaben erfüllen – zum Beispiel eine Glocke läuten oder ein Holzstück aus einem Eimer holen und ein Ziel am Boden damit treffen. "Angelehnt ist das Ganze an Arbeitsabläufe aus der Baumpflege – bei einem Bewerb werden alle Schritte simuliert", sagte Bühler.
Dabei geht es nur begrenzt um Geschwindigkeit: Die Teilnehmer haben eine halbe Stunde Zeit, wer früher fertig ist, bekommt aber keine Zusatzpunkte.
Eine sechsköpfige Jury bewertet nicht nur, wie viele Aufgaben die Teilnehmer erfüllen, sondern auch, wie sicher sie im Baum unterwegs sind und wie effizient sie arbeiten, sagte Schiedsrichter Karl Kramler: "Da geht es darum, ob die Wege sinnvoll sind und wie gut die Bewerber den Überblick im Baum behalten." Das Spitzenfeld sei heuer besonders spannend gewesen, sagte der Baumpfleger aus Gramastetten: "Wir haben heuer lauter Neuzugänge im Finale gehabt, die üblichen Verdächtigen sind alle in der Vorrunde ausgeschieden."
Für den Finalisten Oliver Aigner war es überhaupt das erste Mal bei einem Baumkletter-Bewerb: "Wir haben daheim viel trainiert, aber hier kann man sich von den Mitbewerbern noch einmal einiges abschauen."
Florian Hauser aus dem Innviertel war zum ersten Mal als Zuschauer bei dem Bewerb. "Es ist sehr spannend, den Kollegen zuzuschauen. Außerdem plaudert man ein bisschen miteinander und tauscht sich aus", erzählte der Innviertler. Er zeigte sich begeistert von der Veranstaltung: "Beim nächsten Mal mache ich vielleicht selbst auch mit – die Herausforderung reizt mich."
Auf nach Kroatien
Die Österreichischen Baumkletter-Meisterschaften werden jedes Jahr von der International Society of Arboriculture, dem internationalen Verband für Baumpflege, veranstaltet. Als bestplatzierter Oberösterreicher holte Oliver Aigner den dritten Platz, der Steirer Alex Friesenbichler erkletterte Silber. Den ersten Platz errang Georg Sudi aus Niederösterreich. Alle drei haben sich für die EM qualifiziert, die heuer in Jastrebarsko in Kroatien stattfindet – ebenso die erstplatzierte Dame Leni Morgenroth.