Der Jugend vergeht die Lust aufs Feiern
LINZ. Viele Jugendliche bleiben lieber zuhause, als in Bars und Clubs zu feiern. Die Discobetreiber müssen sich neue Konzepte überlegen, um ihre Zielgruppe abzuholen.
Österreichs größte Diskothek, das „Empire“ in St. Martin, hat seit heuer nur einen fixen Öffnungstag pro Woche. Der „Musikpark A1“ in Linz geht erstmals in die Sommerpause. Und die „Remembar“ im Passage animiert Mamas zum Tanzen: Das Nachtleben ist nicht das, was es einmal war. Das junge „Partyvolk“ hat sich zurückgezogen. Statt in Clubs oder Bars zu feiern, bleiben viele Jugendliche lieber daheim unter sich. „Die goldenen Jahre sind vorbei“, sagt Stefan Ratzenberger vom Verband der Österreichischen Nachtgastronomen. Nach einem Rekordumsatz in der Silvesternacht 2019/20 sei es zu einem massiven Umbruch gekommen.
- Pro und Contra: Hat die Jugend das Fortgehen verlernt? [OÖNplus]
„Das hängt uns nach“
Die Corona-Pandemie habe gesellschaftliche Veränderungen beschleunigt. „Die junge Generation musste sich im Lockdown umorientieren, ist auf Partykeller, Garagen oder auf die Donaulände ausgewichen. Das hängt uns bis heute nach“, sagt Ratzenberger.
Wer privat feiert, spart außerdem Geld. Das Konsum- und Fortgehverhalten der Gäste habe sich „drastisch verändert“, sagt der Geschäftsführer der nach(t)leben-Gruppe, Stefan Falkner, zu dem unter anderem das „Empire“ gehört. Früher seien die Gäste in erster Linie gekommen, um neue Leute kennenzulernen. Das sei heutzutage kein Anreiz mehr. Jugendliche könnten sich via soziale Medien vernetzen. Der gesellschaftliche Wandel wirkt sich auf die Besucherzahlen aus: „Knapp 2000 Gäste haben bei uns Platz. Wenn wir eine 50-prozentige Auslastung zusammenbringen, ist das gut“, sagt der „Empire“-Chef. Damit in der großen Mühlviertler Disco Partystimmung aufkomme, sei eine „gewisse Masse“ nötig. Deshalb habe man seit Jänner nur noch an Samstagen fix geöffnet. Vor Feiertagen – wie heute – sperrt das „Empire“ gesondert auf. Dann will man dem Publikum auch etwas bieten: vom Geldregen bis hin zu Auftritten von Social-Media-Stars. „Wir müssen erfinderisch werden und uns neue Konzepte überlegen“, sagt Falkner. Auch der „Musikpark A1“ passt sich an die Gegebenheiten an. „Wir versuchen, uns mehr in Richtung Eventlocation zu positionieren“, sagt Betriebsleiter David Milwa. Bisher konnte man in dem Linzer Nachtlokal ganzjährig feiern. Heuer entschieden sich die „A1“-Betreiber erstmals für eine Sommerpause, wie sie im „Empire“ üblich ist. „Im Herbst wollen wir wieder voll durchstarten und mit größeren Events punkten“, sagt Milwa.
Ein erfahrener Nachtgastronom ist auch Dominik Oberhumer. Er betreibt seit 28 Jahren das „Jedermann“ in Schwanenstadt, das sein Vater Anfang der 90er-Jahre eröffnet hat. In dieser Zeit habe er viele Krisen miterlebt. „Diesmal habe ich das Gefühl, dass es etwas Längerfristiges ist.“ Dennoch hat Oberhumer die Freude an seinem Job nicht verloren. „Es macht nach wie vor sehr viel Spaß, und das Geschäft läuft den Umständen entsprechend gut.“ In seinem Lokal begrüßt er ein bunt gemischtes Publikum. „Mittlerweile gehen schon Eltern gemeinsam mit den Kindern fort“, sagt der „Jedermann“-Chef.
Innovationen zum Überleben
Diesen Trend haben auch andere Discobesitzer erkannt. Viele sprechen gezielt die Ü-30-Generation oder Mütter an. „Wie früher. Die Zeitreise“ oder „Mama geht tanzen“ steht etwa auf den Plakaten. „Früher musste man keine Zielgruppe ansprechen. Die Leute sind freiwillig eine Stunde in der Kälte angestanden, um in eine Disco zu kommen. Heute müssen die Nachtlokale ihre Zielgruppe quasi abholen, also mit neuen Formaten ansprechen“, sagt Ratzenberger vom Verband der Nachtgastronomen.
Anfang 2020 gab es in Österreich knapp 3000 Nachtlokale – dazu zählten auch Bars. Durch die Pandemie sind mehr als zwölf Prozent weggebrochen. Ratzenberger geht davon aus, dass heuer noch weitere zehn Prozent folgen werden. „Wer sich keine Innovationen überlegt, für den wird es eng.“
Das sagen die Jungen dazu
Carmen Hügelsberger, 17 Jahre, Schülerin Aus Reichenau/Mühlkreis
„Ich gehe gerne mit meinen Freunden fort, allerdings nur an einem Tag. Ich arbeite am Samstag, daher fällt der Freitag als Fortgehtag aus. Wir gehen ab und zu in eine Disco in der Nähe, aber da ist meistens nicht so viel los und wir waren schon oft dort. In anderen Discos ist mehr los, da fahren wir ab und zu hin.
Wir sind aber auch gerne zu Hause, das ist vielen sogar das Liebste. Bars und Clubs sind oft sehr teuer, das können sich viele nicht leisten. Zuhause zahlt jeder fünf Euro und das passt dann auch. Man merkt halt schon, dass viele sich das Zuhause bleiben während Corona angewöhnt haben. Getrunken wird beim Fortgehen schon was und wir sind auch manchmal länger aus. Aber ein Faktor für viele Mädchen ist, dass man oft davon hört, es sei jemandem etwas ins Getränk gegeben worden. K.O.-Tropfen sind schon ein Thema. Und leider gibt zu späterer Stunde oft auch Schlägereien, das muss man nicht haben. Aber jetzt startet die Festl-Saison, auf die freue ich mich schon richtig.“
Elias Pihringer, 19 Jahre, pendelt zwischen Ennsdorf und Salzburg
„Meine Freunde und ich treffen uns regelmäßig – im Schnitt gehen wir jedes zweite Wochenende fort, besonders jetzt, wo es wieder wärmer wird und es mehr Festln gibt. Sonst treffen wir uns bei irgendwem zu Hause und feiern dort. Fortgehen ist unglaublich teuer – wenn man sich nur treffen möchte, etwas trinken und feiern, kommt es viel billiger, wenn man das zu Hause macht. Da überlegt man schon, ob es sich auszahlt. Außerdem kann man sich zu Hause die Leute aussuchen. In Clubs sind schon oft ungute Leute dabei – da mache ich lieber eine Hausparty und sage meinen Freunden, sie können wen mitbringen.
Ich persönlich gehe lieber auf Festivals – dort kann ich feiern und tanzen, aber auch mal in Ruhe reden, was in Clubs meistens schwierig ist.
Wie meine Freunde und ich fortgehen, hat sich durch die Corona-Pandemie sicher ein bisschen verändert – aber vorher waren wir hauptsächlich auf Festln, das hat andere, die ein wenig älter sind, stärker betroffen.“
Greta Steiner, 20, Lambach, Studiert Marketing und E-business in Steyr
„Ich gehe eigentlich schon noch regelmäßig fort. In meiner Freundesgruppe ist das einfach so üblich. Aber ganz so oft wie früher sind wir nicht mehr unterwegs. Ich würde sagen dass ich jedes zweite Wochenende in ein Lokal oder auf ein Zeltfest gehe. Meistens kommt es einfach darauf an, was sich ergibt.
Wenn wir nicht fortgehen, dann treffen wir uns bei jemandem zuhause und verbringen dort gemeinsam den Abend. Das ist vielen mittlerweile sogar lieber. Seit der Corona-Zeit merkt man aber, dass viele von meinen Freundinnen und Freunden weniger unterwegs sind. Ein weiterer Grund: Man braucht fürs Fortgehen auch schon sehr viel Geld, alles ist so teuer geworden. Das ist sicher ein Grund, warum die Hauspartys immer beliebter geworden sind. Ich glaube auch, dass früher beim Fortgehen mehr Alkohol getrunken wurde, zumindest kommt mir das so vor.
Aber die Corona-Pandemie hat wahrscheinlich den größten Einfluss auf das Fortgehverhalten der Jungen gehabt“.
Sophie Resch, 22, Linz, studiert Kommunikationswirtschaft in Wien
„In meinem Freundeskreis und bei mir selbst sind Discos und Clubs nicht so beliebt. Mir persönlich ist es dort zu stressig und zu laut. Natürlich ist es auch eine Kostenfrage. 100 Euro für einen Abend mit Eintritt und Getränken ist in meinem Studentenbudget nicht drinnen.
Ich setze mich viel lieber in einer gemütlichen Bar mit meinen Freunden zusammen, unterhalte mich oder wir spielen Karten. Im Sommer treffen wir uns auch gerne im Freien, beispielsweise an der Donau oder in Parks, und jeder nimmt ein bisschen etwas mit.
Seit der Corona-Pandemie treffen wir uns wieder viel öfter bei Freunden zu Hause. Wir können die Musik hören, die uns gefällt, vielleicht kocht auch noch jemand und wir machen dann einen gemütlichen Spieleabend.
Als Haupttage zum Fortgehen haben sich Donnerstag, weil viele meiner Studienfreunde am Freitag frei haben, und Samstag ergeben. Es hängt aber von der Studienphase ab: In Prüfungsphasen gehe ich weniger bis gar nicht fort.
Herr Knill kann stolz auf den Wirtschaftsstandort Österreich sein!
vermutlich miltikausal: zum aufreißen brauchst keine Disco mehr, zum teil völlig mondhafte preise, mehr und mehr unguter, aggressiver bodensatz …
Na und? So haben wir das auch gemacht in jungen Jahren und wir hatten jede Menge Spaß. Ich mochte Discos auch nicht, zu laut, zu viele Leute. Cafés und Heurige waren uns lieber …
" vielleicht kocht auch noch jemand und wir machen dann einen gemütlichen Spieleabend"
Ja, das mach ich dann auch wieder wenn ich 70 bin. Scheinbar ist die junge Generation da ihrer Zeit weit voraus - gruslig, das neue Biedermeier
Ad Kosten: da investiert man lieber 1000,- und mehr in eine neues IPhone oder sonstwelche Statussymbole, nicht wahr?
Warum gruselig? Die jungen Leute haben sind heute mit enorm viel Hektik konfrontiert. Da möchte man es in der Freizeit vielleicht etwas ruhiger haben.
Außerdem hat nichts ewig Bestand. Es hat einmal ein Zeit ohne Discos geben und es wird vielleicht wieder eine Zeit ohne Discos kommen.
naja gibt ja auch Lehrlinge und junge ausgelernte Arbeitnehmer, nicht nur Schüler und Studenten...
Ist doch sehr vernünftig, was die jungen Leute hier so sagen. Die exzessive Ausgeherei bringt nicht viel außer Kater und ein leeres Börserl. Treffen kann man sich sehr gut auch an anderen Orten.
Man kann aber auch in Lokale ausgehen ohne exzessives Saufen
Jetzt kommt immer mehr heraus, welche Schäden diese Regierung mit ihren total überzogenen Maßnahmen gegen die Menschen (egal ob jung oder alt) angerichtet haben.
Deshalb ab auf die Oppositionsbank für einige Jahre mit diesen Türkis grünen Herrschaften!
Sie haben vollkommen recht, was da alles zerstört wurde. Jetzt sitzen auf einmal die Jungen zu Hause zusammen, anstatt dass sie auswärts sich ordentlich ansaufen und das Geld bei den Clubs abgeben. Die Kultur ist abhanden gekommen. Aber der Herbert wird alles ändern. Da gibt es dann" Lustig mit Herbert" , der Kulturminister wird ein Bierzeltförderprogramm auf den Weg bringen. Der Herbert ist ja sooo lustig, wenn der den Mund aufmacht aufmacht muss man schon lachen, nur ab und zu bleibt es im Hals stecken. Ja, er ist ein richtiger Volksgaudimax und wer da nicht mitmacht, na der wird doch auf den Fahndungslisten zu finden sein. Weil Kultur ist einfach wichtig.
Hoffentlich ändert sich nach den Wahlen etwas, das würden sich viele wünschen.
Diese Coronaregierung bleibt vielen unvergessen und viele wollen diese Herrschaften in keiner Regierung mehr haben.
Bis dato der blödeste Kommentar. Corona gab es in ganz Europa, nicht nur in Österreich.
@hubs54
Die Jungen sitzen nicht zu Hause, so wie sie das behaupten, sondern treffen sich anderweitig, in Parks, auf öffentlichen Badeplätzen, in abgelegenen Waldgegenden oder daheim im Partykeller. Getränke werden günstiger im Supermarkt gehortet, Musikboxen mitgenommen....und los geht die Party.
Feiern in Lokalen ist einfach unleistbar für junge Leute geworden, das ist das Problem und sonst gar nichts.
Hätte mich gewundert wenn nicht auch wieder so ein schwurbler das auf die Regierung schiebt.
VERANTWORTUNG tragen beinhaltet auch unspektuläre Maßnahmen setzen.
Grundsätzlich war das ok und wurde von der breiten Masse akzeptiert und verstanden. Aber es gibt immer so hirnis die das heute noch nicht verstanden haben
Gastgewerbe u. Discos bringen sich mit den teils unverschämten Preiserhöhungen der letzten Jahre selber um.