Giftpralinen, Bomben, Säure und Pistolen: Wenn Amtsträger zu Opfern werden
LINZ. Die Bluttat am Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau, ruft Erinnerungen an vergangene Anschläge gegen Amtsträger in Österreich wach.
Amoklauf im Bezirksgericht Linz-Urfahr:
Mit den Worten „Was ist das für eine Gerechtigkeit“ eröffnete am 10. März 1995 der 63-jährige Rudolf K. im Bezirksgericht Linz-Urfahr aus einer Pistole das Feuer.
Der Pensionist K. hatte wegen Beschimpfungen seinen Nachbarn Ludwig Sch. geklagt. Anlass für den Streit war ein 20 Zentimeter breiter Grundstreifen. Der Beklagte wird aber noch am selben Tag freigesprochen.
K. ging daraufhin zur Garderobe im Saal 209, holt eine 15-schüssige Pistole und eröffnet das Feuer. In einem Haus nahe Linz erschießt er sich später selbst. Fünf Tote und zwei Verletzte sind die traurige Bilanz des Amoklaufs. Die Tragödie löste Diskussionen über Sicherheitsvorkehrungen in Gerichtsgebäuden aus.
- Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau erschossen: Was bisher bekannt ist
Mordanschlag auf Wiener Stadtrat:
Am 1. Mai 1981 wurde der sozialdemokratische Wiener Stadtrat Heinz Nittel von einem palästinensischen Terroristen ermordet. Der Attentäter hatte ihm vor seinem Wohnhaus in Wien-Hietzing aufgelauert. Nittel wollte zum Maiaufmarsch am Rathausplatz fahren und bestieg gerade sein Auto, als ihn die gezielten Schüsse des Attentäters durch das Autofenster töteten. Er engagierte sich unter anderem für die Israelitische Kultusgemeinde, war pro-israelisch eingestellt und kritisierte die Nahostpolitik des damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky (SP).
Bombenanschlag auf Wiener Bürgermeister Helmut Zilk:
Am 5. Dezember 1993 wurde der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (SP) bei einem Briefbombenattentat des rechtsextremistischen Terroristen Franz Fuchs schwer verletzt und verlor dabei zwei Finger seiner linken Hand. Diese war seither in der Greiffunktion stark eingeschränkt. Er verdeckte diese Verletzung meist mit einem Seidentuch, das stets zu seiner Krawatte passte.
Strychnin im Mon-Cherie:
Am Samstag, 9. Februar 2008, erschütterte ein Giftattentat die idyllische Wachau. Hannes Hirtzberger, ÖVP-Bürgermeister von Spitz an der Donau, hatte ein mit dem Rattengift Strychnin versetztes Mon Chéri verzehrt, das er am Vortag vor dem Gemeindeamt an der Windschutzscheibe seines Autos in einem Kuvert vorgefunden hatte. Seit dem Pralinenkonsum ist der Politiker ein Pflegefall. Das Gift verursachte laut Gutachten "schwere irreparable Schäden des Gehirngewebes".
Nach dem Mordversuch nahm die Polizei Helmut O. fest, auf dem Kuvert waren DNA-Spuren gefunden worden. O. wurde zunächst zu 20 Jahren Haft verurteilt. Das Höchstgericht erhöhte die Strafe später wegen der besonderen Heimtücke der Tat auf lebenslange Haft. Der Verurteilte beteuerte stets seine Unschuld und versuchte in mehreren Wiederaufnahmeanträgen mittels Privatgutachten zu beweisen, dass die Tat so nicht passiert sein konnte. Das Opfer habe nämlich deutlich mehr Gift zu sich genommen, als in die Praline normalerweise passen würde. Das Gericht sah in den Einbringen keine neuen Beweismittel und lehnte mehrmals einen neuen Strafprozess ab.
Schüsse auf steirischen Bürgermeister:
Am 6. November 2003 wird im Gemeindeamt von Fohnsdorf in der Obersteiermark Bürgermeister Johann Straner (SP) angeschossen und bricht von zwei Kugeln in Bauch und Brust schwer verletzt zusammen. Der Attentäter richtet sich anschließend selbst. Auslöser war die behördliche Untersagung für dessen Imbissstand. Straner - der sein Leben dem Umstand verdankte, dass ein Projektil vom Uhrband abgelenkt worden war - erholte sich von seinen Verletzungen und war bis 2015 Bürgermeister.
Säureattentat auf SP-Landtagsabgeordneten:
Am 7.März 2008 wird der oberösterreichische SPÖ-Landtagsabgeordnete Rudolf Prinz Opfer eines Säure-Attentats. Er öffnete ein mit Buttersäure gefülltes Paket und erlitt eine oberflächliche Handverletzung. Zwei weitere Pakete an ÖVP-Kommunalpolitiker und zwei an Verwaltungsmitarbeiter der Gemeinde Weißkirchen (Bezirk Wels-Land) konnten von der Polizei rechtzeitig abgefangen werden. Der Täter bekannte sich im Prozess überraschend schuldig und nannte als Motiv, er habe den Adressaten einen Denkzettel für nicht aufgegangene Grundstücksspekulationen verpassen wollen.
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