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Wie die Region auf Ebola-Verdachtsfälle vorbereitet ist

Von Dieter Seitl, 28. November 2014, 00:04 Uhr
Alarmpläne und Übungen: Wie Region auf Ebola-Verdachtsfälle vorbereitet ist
Ebola-Verdachtsfälle in Österreich waren bisher Malaria-Fälle, so Halabi Bild: (privat)

INNVIERTEL. Experte Milo Halabi sprach mit den Innviertler Nachrichten vom Krankenhaus Ried über Maßnahmenpläne für Verdachtsfälle.

Im Innviertel hat es bislang noch keinen Ebola-Verdachtsfall gegeben: Wie man im Ernstfall verfahren müsste und wie wahrscheinlich das Auftreten von Verdachtsfällen im Innviertel ist, schildert Milo Halabi, Facharzt für Pathologie und Zytodiagnostik sowie Krankenhaushygieniker.

 

OÖN: Derzeit ist es in den Medien etwas ruhiger geworden um das Thema Ebola, dennoch beschäftigt es viele Menschen, auch in unserer Region. Um welche Krankheit handelt es sich?

Halabi: Ebola ist eine Infektionskrankheit, wobei die Infektion mittels Schmierinfektion, also durch direkten Kontakt mit dem Erreger, übertragen wird. Hier kommen alle menschlichen Sekrete wie Blut oder Stuhl in Frage. Sie wird aber nicht wie die Grippe durch Tröpfcheninfektion über Einatmen übertragen, was sehr hilfreich ist, da es sonst sicher mehr Infektionen gäbe. Die Erkrankung tritt spätestens nach etwa 21 Tagen auf und endet in 50 bis 90 Prozent der Fälle tödlich, was schon sehr heftig ist. Die Infektion ist leider sehr ansteckend, es reichen wenige einzelne Viren aus, weshalb sich auch Helfer von Einsatzorganisationen trotz größter Vorsicht wahrscheinlich beim Ausziehen der Schutzkleidung durch minimalen Kontakt mit virushältigem Material angesteckt haben.

Bei den heimischen Behörden ist ja eine rege Aktivität in Bezug auf Ebola zu verzeichnen.

Natürlich kann Österreich so wie Spanien betroffen sein, wenngleich sich bei uns aufgrund der Hygienebedingungen eine solche Infektion kaum ausbreiten würde. Hintergrund der Aktivitäten ist aber, dass Helfer von Hilfsorganisationen von der Infektion betroffen sein können, die dann nach ihrer Rückkehr in die Herkunftsländer die Infektion möglicherweise weitergeben könnten. Für diesen Fall müssen wir gerüstet sein. In Österreich wurden umfassende Maßnahmenpläne erstellt, die auch die Krankenhäuser in der Region betreffen. Denn man nimmt an, dass so ein Patient mit großer Sicherheit in ein Krankenhaus gebracht wird.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ebola im Innviertel auftritt?

Statistisch gesehen extrem unwahrscheinlich, aber das Problem ist ja eher der Verdachtsfall: Ein Helfer einer Einsatzorganisation kommt aus der Krisenregion in Westafrika zurück und bekommt Fieber. Das kann natürlich alles Mögliche sein, von der Grippe bis hin zur Malaria, aber auch Ebola. Um hier die Krankenhausmitarbeiter und die Mitarbeiter der Organisationen, die mit dem Patienten zu tun haben, maximal zu schützen, müssen wir solche Patienten bis zum Ausschluss der Ebola-Infektion so behandeln, als hätten sie diese Infektion. Daher sieht auch der Umgang mit dem Verdachtsfall recht dramatisch aus, wenngleich sich alle Verdachtsfälle, die in Österreich aufgetreten sind, als Malaria-Fälle herausgestellt haben.

Wie ist das Krankenhaus Ried auf Verdachtsfälle vorbereitet?

Wir haben – wie alle anderen Krankenanstalten in Oberösterreich auch – einen recht detaillierten Aktionsplan erarbeitet, wie zu verfahren ist. Dieser Maßnahmenplan ist mit dem Roten Kreuz abgestimmt und wird im Falle des Falles in der Zentralen Aufnahme- und Erstbehandlungsambulanz im Krankenhaus umgesetzt. Die Mitarbeiter dort und wir von der Krankenhaushygiene hatten mehrere Schulungen, eine davon war eine Simulation eines Verdachtsfalls, bei dem die Kette von der Alarmierung bis zur Dekontamination der Schutzanzüge "echt" durchgespielt wurde. Solche Simulationen helfen vor allem, die Abläufe zu optimieren und den Mitarbeitern Sicherheit im Umgang mit der Situation zu geben.

Wenn so ein Patient nun im Krankenhaus landet, wie kann man Ebola diagnostizieren?

Da die Symptome recht unspezifisch sind, es kann alles Mögliche dahinterstecken, wie erwähnt Malaria, ist es wichtig, zu wissen, ob der Patient innerhalb der vergangenen drei Wochen in einem der definierten Länder Westafrikas (Liberia, Sierra Leone, Guinea) gewesen ist. Wenn das zutrifft, muss eine Blutuntersuchung in einem Speziallabor durchgeführt werden, eine Therapie gibt es derzeit nicht wirklich, eine Impfung ist in Arbeit.

Schweinegrippe, Ebola und so weiter. Müssen wir uns in Zukunft vor mysteriösen Infektionen fürchten?

Infektionskrankheiten hat es immer gegeben. Dass in den vergangenen paar Jahren so bedrohliche Infektionen neu auftreten, hat auch etwas mit den veränderten Lebensbedingungen von uns Menschen, Stichwort Reisetätigkeit, und mit auch veränderten Entwicklungsstrategien der Mikroorganismen zu tun. Ich glaube, dass wir manchmal zu sorglos mit den neuen Herausforderungen vor allem in Bezug auf Virusinfektionen umgehen und dann ganz überrascht sind, wenn solche Epidemien auftreten und uns bedrohen. Es gibt einige Virusinfektionen, die sich schön langsam den Weg in unsere Breiten bahnen: Das West-Nil-Virus wird durch Gelsen übertragen, und das bisher in Madagaskar heimische Chikungunya-Virus hat bereits in Südtirol Erkrankungen verursacht, an die man normalerweise nicht denkt. Wir müssen in unserer täglichen Arbeit somit auch diese bisher exotischen Infektionen berücksichtigen.

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