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Autoverkäufer steckte sich rund 360.000 Euro in die eigene Tasche

Von Thomas Streif, 17. März 2022, 10:27 Uhr
Immer wieder kassierte der Beschuldigte unerlaubterweise selbst das Geld und steckte es ein. Bild: Streif

INNVIERTEL. Angeklagter gab seine persönlichen Kontodaten an, drei Jahre teilbedingte Haft verhängt.

"Im September 2021 ist die Bombe geplatzt", sagt der Angeklagte zu Richter Josef Lautner. Mit der Bombe meint der 29-jährige Innviertler das Auffliegen seiner ständigen Betrügereien auf Kosten seines ehemaligen Arbeitgebers, eines renommierten Autohauses im Bezirk Ried.

Der Angeklagte muss sich vor einem Schöffengericht in Ried wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Veruntreuung verantworten, es drohen mehrere Jahre Haft. Zehn Jahre lang war der 29-Jährige – unter anderem als Autoverkäufer – angestellt. "Der Beschuldigte genoss das Vertrauen der Geschäftsleitung. Dieses hat er ausgenutzt, um sich damit Geld für seine Spielsucht zu beschaffen", sagt Staatsanwalt Alois Ebner. Immer wieder gab der Angeklagte bei Autoverkäufen seine eigenen Kontodaten an, nicht jene seines Arbeitgebers.

Zudem nahm er häufig Gelder von Kunden persönlich entgegen und steckte es in die eigene Tasche. Angeklagt ist ein Tatzeitraum von 2020 bis Herbst 2021. "Ich habe aber schon im April 2018 damit begonnen", räumt der Beschuldigte ein. Die Schadenssumme beläuft sich auf mehr als 360.000 Euro. Das Geld verspielte der Angeklagte zu einem großen Teil in Online-Casinos.

"Sie werden sich fragen, wie kann man so blöd sein, so etwas muss doch früher oder später auffliegen. Dem Angeklagten war klar, dass es so weit kommen wird. Aufgrund seiner Spielsucht ist er aber unter enormem Druck gestanden. Eigentlich wollte er das Geld zurückgewinnen und zurückzahlen, damit er seinen Job nicht verliert. Es ist äußerst traurig, wie er sich dadurch seine Zukunft verbaut hat", sagt der Verteidiger und fügt hinzu: "Zum Teil handelt es sich um Online-Casinos ohne Lizenzen. Eine Anwaltskanzlei wird versuchen, Klagen gegenüber diesen Anbietern einzubringen, um so viel Geld wie möglich zurückzuerhalten."

Der zweifach vorbestrafte Angeklagte, der Vater eines eineinhalb Jahre alten Sohnes ist, steht vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz, ein Privatkonkurs wird angestrebt.

"Für Spielsucht geschämt"

"Immer wieder wollte ich mit noch höheren Einsätzen die finanziellen Löcher zumachen. Ich habe meine Spielsucht immer vor meiner Familie vertuscht, ich habe mich so dafür geschämt", sagt der Beschuldigte zum vorsitzenden Richter Josef Lautner.

Eine große Stütze sei für ihn der Rückhalt seiner Familie. Die Frau und der Vater des Angeklagten sitzen als Zuhörer im Schwurgerichtssaal. "Wie muss ich mir das vorstellen, wie ist das abgelaufen?" Staatsanwalt Ebner interessiert sich für die Spielgewohnheiten des Beschuldigten. "Bevor ich von der Arbeit nach Hause gekommen bin, bin ich noch schnell zum Casino abgebogen. Ansonsten habe ich meistens daheim auf der Couch mein Handy genommen und auf Autoplay gedrückt. Das ist niemandem aufgefallen. Bei den Online-Anbietern wurden Gewinne von bis zu zehn Millionen Euro angeboten. Mein Ziel war, dass ich den Verlust wieder reinspielen kann. Ich habe mir dadurch so wahnsinnig viel zerstört", sagt der Beschuldigte, der sich bei seinen ehemaligen Vorgesetzten im Gerichtssaal entschuldigt. "Ich möchte mich bei der Firma bedanken und mich entschuldigen. Es war eine tolle Arbeit in einem familiären Umfeld."

Schon 2012 im Alter von 19 Jahren wurde der Innviertler wegen schweren Betrugs und gewerbsmäßigen Diebstahls zu 15 Monaten bedingter Haft verurteilt. "Ich war leider schon damals spielsüchtig." Diese Zeiten seien aber vorbei. Seit September 2021 habe er keinen Euro mehr verspielt, zudem habe er eine Therapie begonnen, diese aber aufgrund der Corona-Situation abbrechen müssen. "Es wundert mich, wie leicht sie laut eigenen Aussagen von der Spielsucht weggekommen sind", sagt Staatsanwalt Ebner mit zweifelnder Miene.

Das Schöffengericht verurteilt den Beschuldigten zu drei Jahren Haft, ein Jahr davon unbedingt. Bewährungshilfe wird angeordnet, zudem wird dem Angeklagten die Weisung zu einer psychotherapeutischen Therapie wegen seiner Spielsucht erteilt. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

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Autor
Thomas Streif
Redaktion Innviertel
Thomas Streif
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11  Kommentare
11  Kommentare
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werny60 (120 Kommentare)
am 18.03.2022 22:01

Und ? Was "stecken" Staats-, Landes- und Gemeindevertreter so nebenbei ein (??)

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joar (283 Kommentare)
am 18.03.2022 07:18

Spielsucht muss echt schlimm sein- zum Glück bin ich weder selber betroffen noch Kennzeichen wen, aber sowas liest man leider zu oft.

Das Verbot von Automaten hat halt auch nur zu einer Verlagerung auf Online geführt.

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Steuerzahler2000 (4.200 Kommentare)
am 18.03.2022 15:33

Wettbüros, .... sind ein Übel, aber der Staat macht auch ordentlich Gewinne mit den Spielsüchtigen - man wird immer wieder auch mit "Werbungen" fürs Casino Austria belästigt.
Meiner Meinung nach ist das eine Doppelmoral - das eigene "Geschäftsfeld" ist ja immer blütenweiß....

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kpader (11.508 Kommentare)
am 18.03.2022 06:40

Verbrecherische Absicht! Ergo; ordentlich Schmalz.

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Melinac (3.403 Kommentare)
am 17.03.2022 19:56

Eine Partnerschaft , Ehe ist da, dass man mit einander auch schwierige Situationen bespricht!
Es gibt immer einen Weg! Wenn man aber glaubt , man schafft solche ganz schwierige Situationen, Sucht.....alleine, der irrt gewaltig!

Jetzt hat er seinen Scherbenhaufen!
Früher hätte das Sprichwort geholfen, WENN DU MEINST ES GEHT NICHT, KOMMT VON IRGEND WO EIN LICHT HER!!🌅

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Steuerzahler2000 (4.200 Kommentare)
am 17.03.2022 15:48

Die Buchhaltung in diesem Betrieb scheint ja ein richtiges Chaos zu sein .....

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soling (7.432 Kommentare)
am 17.03.2022 17:27

Und diese Firma hat einen Gewerbeschein ?!

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Steuerzahler2000 (4.200 Kommentare)
am 18.03.2022 15:35

Was hat IHR Kommentar nun mit diesem Fall zu tun ?
Ich bitte um Aufklärung.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 18.03.2022 14:54

Kenn die Firma und fast die gesamte Familie schon sehr lange. Da gibt es kein Chaos. Der Chef ist zwar Chef, aber trotzdem auch menschlich ok. Die meisten Mitarbeiter sind schon sehr lange dort beschäftigt und auch alle fähig und nett. Auch den Verurteilten kenne ich schon seit Jahren, allerdings nur als Verkäufer, nicht privat. War auch ein recht netter Kerl. War sehr überrascht, als ich vor ein paar Monaten erfuhr, warum er nicht mehr im Betrieb ist.

Bin in der Branche aufgewachsen und kann mir ungefähr vorstellen, wie der das getrickst hat. Im Übrigen ist ja auch so, dass man vor einer Anzeige auch sicher gehen will, dass der Verdacht stimmt und daher zuerst beobachtet und sammelt. Das war vermutlich der Grund, warum der Betrug so lange fortgesetzt werden konnte.

Traurig für alle Beteiligten. Wenn es wirklich Spielsucht war, pflichte ich dem Richter bei, der nicht glaubt, dass man sich diese so rasch abgewöhnen kann.

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Steuerzahler2000 (4.200 Kommentare)
am 18.03.2022 15:30

Man sammelte also "Beweise" von 2018 bis Herbst 2021 .....????

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filibustern (706 Kommentare)
am 19.03.2022 06:26

Sorry, aber was ist das für eine Branche, in der derart hohe Beträge "unbemerkt" über einen verhältnismäßig langen Zeitraum verschwinden können? Irgendwie scheint mir der Umgang mit Geld, das an der Kassa vorbeiläuft, und somit natürlich steuerschonend eingenommen wird, ganz normal zu sein!

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