Müssen Opa und Oma wirklich ins Heim? Community Nurse berät
MAUERKIRCHEN. So lange wie möglich zu Hause leben bleiben, auch wenn man im Alter schon Hilfe braucht: Das ist der Wunsch sehr vieler Personen. Das Pflege- und Betreuungssystem hingegen ist oft sehr starr, gepflegt wird entweder mobil oder stationär. Doch eine jede Person hat eine individuelle Situation, das werde viel zu wenig berücksichtigt. Betroffene passen sich derzeit an das Angebot an, nicht umgekehrt, so das Diakoniewerk. Zudem werde oft die Möglichkeit der Prävention und Angehörigenentlastung viel zu wenig beachtet.
Seit zwei Jahren wird das Projekt "Community Nursing" im Diakoniewerk umgesetzt. Das Pilotprojekt beinhaltet präventive Hausbesuche und Beratungsgespräche von diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegern, die in enger Abstimmung mit Beratungsorganisationen und Ärzten stehen.
Eine von den Community Nurses ist Claudia Janski. Sie hat seit dem Projektstart mit ihrem Team mehr als 180 Familien und Einzelpersonen begleitet. Es hat sich herausgestellt: Bei nur fünf Prozent dieser hochaltrigen, oft bereits pflegebedürftigen Personen war ein Einzug in ein Alten- und Pflegeheim nötig. Bei allen anderen konnte die Versorgung im eigenen Zuhause sichergestellt – und der Heimeinzug hinausgezögert werden. "Wir Community Nurses arbeiten präventiv, proaktiv und begleitend und haben dadurch eine große Wirkung. Viele Personen können durch unsere Unterstützung langfristig und qualitätsvoll zu Hause weiterbetreut werden. Hierbei ist auch eine gute Begleitung von pflegenden Angehörigen ein sehr entscheidender Faktor. Für mich als langjährige Krankenpflegerin ist das die Pflege der Zukunft und eine große Chance, viele Kolleginnen in der Branche zu halten", sagt Janski.
Besonders entlastet werden sollen pflegende Angehörige, die gerade am Land, auch weil es in vielen kleineren Gemeinden gar keine eigenen Altenheime gibt, zu Hause bleiben, um für ihre Angehörigen da zu sein. "Wenn plötzlich ein Familienmitglied schwer erkrankt, ist man nicht nur psychisch in einem Ausnahmezustand, sondern meist auch vor schwierige Herausforderungen gestellt, was Betreuung, Pflege, Heilbehelfe und so weiter betrifft. Hier habe ich bei den Community Nurses sehr wertvolle Tipps bekommen, sie haben sich wirklich Zeit genommen, haben meine Anliegen weiterverfolgt und sind mir mit ausgesprochenem Einfühlungsvermögen begegnet, für das ich wirklich dankbar bin", sagt eine betreuende und pflegende Angehörige aus Helpfau-Uttendorf und lobt das Projekt.
Projekt soll 2024 enden
Wie es mit dem Projekt weitergeht, ist noch nicht ganz fix. Mit Ende 2024 endet zumindest die derzeitige Initiative. Vom Bund wurden über die Finanzausgleichsverhandlungen weiterhin Fördermittel zur Verfügung gestellt, so das Diakoniewerk in einer Aussendung, die Entscheidung dass und wie das Projekt in Oberösterreich konkret weitergeführt werden wird, stehe aber noch aus.