"Wenn man mit der Natur arbeitet, gibt es kein Schema F"
EBERSCHWANG. "Bei der Herbstjagd sieht man uns halt, aber Jagd ist viel mehr als nur das. Wir Jäger sind das ganze Jahr über mit verschiedensten Aufgaben betraut." Jetzt, wo mit Wildbretwochen in der Gastronomie das Thema Jagd zumindest kulinarisch wieder mehr ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt ist, ist es der heimischen Jägerschaft ein Anliegen, auch die vielen anderen Aufgaben, mit denen Jägerinnen und Jäger betraut sind, anzusprechen. Mit dem Eberschwanger Weidmann Xaver Zweimüller (50) haben wir den Jagdleiter einer der größten Jagdgesellschaften des Bezirkes zum Gespräch über jagdliche Themen gebeten.
"Da gråbt wås mein Gårten um!"
"Es sind viele Anliegen, mit denen wir Jäger das ganze Jahr über konfrontiert werden", sagt Xaver Zweimüller und erzählt, welche Anliegen das sind. "Da gråbt wås mein Gårten um, wås kånn dös sein?" Oder: "Ein Specht klopft auf meiner Hausfassade, was kann ich tun?" Oder: "Bei mir werden die Hühner immer weniger, was kann die Ursache sein?" Auch Anfragen, wenn Gartenbesitzer bemerken, dass Wildtiere ihrem Refugium einen Besuch abstatten und Spuren hinterlassen oder sich an Pflanzen gütlich tun, werden an die Jäger gestellt, weiß Xaver Zweimüller, der dabei von "Wildeinfluss, nicht Wildschaden" spricht, aus eigener Erfahrung. "Da kann man nicht sagen, in 14 Tagen komm ich einmal vorbei, da muss man sich sofort einmal Zeit nehmen und sich ein Bild machen", sagt der Eberschwanger Jäger und fügt hinzu: "Das geht übrigens das ganze Jahr über so. Auch Waldbesitzer kommen häufig mit Anfragen zum Wild zu uns."
Bewusstsein für Jagd schärfen
"Gschimpft wird dann, wenn man sich nicht drum kümmert und nichts passiert", sagt Xaver Zweimüller. Ihm ist daher ein gutes Einvernehmen zwischen Jagdausschuss und Bauern und Waldbesitzern wichtig. Gerade in Eberschwang sei dieses Verhältnis untereinander sehr gut, sagt der Jagdleiter, dem es wichtig ist, sich auch kritischen Themen zu stellen. "Wir sollten Kritik nicht ausweichen, sondern in Gesprächen Bewusstseinsbildung für jagdliche Themen in der Öffentlichkeit machen." Das sieht er als eine weitere Aufgabe der Jägerschaft. "Es wird immer Kritiker geben, aber wenn von beiden Seiten der Wille zum Miteinander da ist, dann wird vieles machbar", sagt Zweimüller. Jagdarbeit könne aber nie in ein Schema gezwängt werden, sondern sei sehr vielfältig: "Es gibt kein Schema F, wenn man mit der Natur zu tun hat." Auch bei Begegnungen während der Arbeit im Revier sind Jäger häufig damit konfrontiert. "Wenn jemand mit einem Hund unterwegs ist, der nicht angeleint ist, dann sollten wir aufklärend informieren und nicht mit drohendem Zeigefinger schimpfen", sagt Zweimüller. "Wir müssen Hundebesitzern klarmachen, dass ein Jungtier, das von einem Hund kontaktiert worden ist, von seiner Mutter nicht mehr angenommen wird. Die meisten verstehen das dann auch, man muss es nur mit Gespür richtig erklären."
Die Jäger in der Schule
Bewusstseinsbildung beginnt schon bei Kindern, das Thema Jagd wird daher jedes Jahr auch in Informationstagen in den vierten Volksschulklassen mit den Kindern besprochen. "Da geht es uns nicht darum, für die Jagd zu werben, sondern darum, Kindern die Natur wieder näherzubringen", sagt Xaver Zweimüller.
Den Lebensraum gestalten
"Wir Jäger sind auch dafür verantwortlich, den Lebensraum für möglichst viele Wildtierarten zu schaffen und zu sichern", erklärt der Weidmann. "Dazu gehört es, Hecken und Bäume zu pflanzen oder Raine zu gestalten. Da freuen sich auch viele andere Lebewesen darüber." Aber auch die Entfernung von Wildschutzzäunen in den Wäldern ist Aufgabe der Jäger. "Pro Jahr werden von uns etwa 33.000 Laufmeter Zaun abgerissen, der notwendig war, um den Wald in die Höhe zu bringen. Da sind dann 25 Leute einen halben Tag lang am Arbeiten."
Wildunfälle und Wildbret
In einem Jagdjahr sind die Jäger auch mit Themen wie Wild und Verkehr sowie Wildunfällen konfrontiert. Die Belieferung von Gastronomie und Wildbrethändlern mit Wildfleisch stellt einen weiteren Aufgabenbereich für die Jäger dar. Lesen Sie mehr dazu in untenstehenden Beiträgen.