"Die Kirche muss eines lernen: Den lieben Kontakt mit den Menschen"
BRAUNAU. Monsignore Stefan Hofer blickt auf 50 Jahre als Priester zurück und feiert im Juni ein Fest.
Nahezu ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seitdem in Braunau ein "Goldenes Priesterjubiläum" gefeiert wurde. Am Samstag, 22. Juni, ist es wieder soweit: Monsignore Stefan Hofer feiert in Braunau. Der 78-jährige Priester war jahrelang Regionaldechant und Dechant. Aber auch als Seelsorger im Krankenhaus, als Braunauer-Warte-Kolumnist und als geschickter Baumeister ist er weit über die Gemeindegrenzen bekannt. Ob Kirche, Turm, Pfarrhäuser, Martinskirche, Orgel – alles wurde fachgerecht von ihm als engagiertem Bauherren organisiert, überwacht und mitverantwortet. Im Interview spricht er über seine Arbeit im Krankenhaus, die Vergangenheit und die Zukunft.
Seit fünf Jahrzehnten sind Sie Priester. Wenn Sie zurückblicken, was war das prägendste Ereignis?
Ich habe sehr viele schöne Sachen erlebt. Die Zeit mit den Erstkommunionkindern, dass mir die ganzen Bauten gelungen sind und dass wir viele schöne Feste gefeiert haben.
Wie viele Paare haben Sie in dieser Zeit verheiratet, wie viele Kinder getauft?
Anfangs hatten wir so 80 bis 100 Taufen im Jahr, die habe ich mir mit dem Kaplan geteilt. Hochzeiten waren es eigentlich nie so viele, 20 bis 30 im Jahr. Begräbnisse über 100. Jetzt hat sich das ein bisschen verändert. Aber es gibt immer noch viel zu tun. Im vergangenen Jahr habe ich 47 Kinder getauft.
Wenn Sie zurückdenken an die vergangenen 50 Jahre. Haben Sie etwas zu beichten?
Ich habe natürlich Fehler gemacht. Ich habe auch meine Schwächen. Da kann man nur den lieben Gott und die Menschen bitten, mir diese zu verzeihen.
Wenn Sie sich heute noch einmal entscheiden könnten, würden Sie wieder Priester werden?
Ja.
Auch unter allen Umständen, die es der Kirche gerade nicht leicht machen?
Die Kirche müsste nur eines lernen: Den lieben Kontakt mit den Menschen. Und das beginnt schon in der Schule. Dort habe ich die meisten Kontakte geschlossen. Wenn man dort die freudige Botschaft bringt, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Wenn wir gerecht sind, lieb sind und friedvoll und vielleicht noch ein bisschen Humor haben, dann geht es uns gut miteinander!
Ist das das Rezept für die Zukunft der Kirche, Kontakt?
Viktor Frankl sagt, die tiefe Beziehung vom Ich zum Du ist das Wichtigste. Wenn uns die gelingt, dann haben wir eine gute Basis, eine Gemeinschaft, in der Glück und Freude herrschen. In diese Richtung müssen wir arbeiten.
Wie schaut denn die Kirche in 50 Jahren aus?
Ich weiß nicht, ob wir das Tief schon erreicht haben. Aber, es wird aufwärts gehen. Ohne die christlichen Werte wird die Welt nicht leben können. Das ist etwas ganz Wichtiges. Die Botschaft von einem liebenden Gott, der uns mag, auch wenn wir Fehler machen. Wie eine Mama und ein Papa. Wenn ein Kind etwas anstellt, sagen sie, tu das nicht mehr. Gern haben sie einen trotzdem. Und wenn sie es nicht sagen, dann denken sie es sich!
47 Jahre sind Sie schon in Braunau. Ist Braunau Ihre Heimat geworden oder ist es doch noch das Mühlviertel?
Das ist eine schwierige Frage. Meine Eltern und drei Brüder habe ich schon beerdigt. Jetzt habe ich einen Bruder daheim und eine Schwester in Linz. Wenn ich nach Hause komme, kenne ich fast niemanden mehr. Ich bin seit 1956 weg. Und hier kenne ich die Leute. Und ich mag sie. Und ich grüße sie. Und sie grüßen zurück. Manchmal zwar nicht, aber ich denke mir dann immer, auch ich stehe hie und da mit dem linken Fuß auf.
Jetzt haben sie 50 Arbeitsjahre geschafft und sind noch immer nicht in Pension, sondern helfen weiterhin aus. Sehnen Sie sich schon nach dem Ruhestand?
Ich mache das mit Freude. Dass ich manchmal ein wenig weniger tun sollte, das ist mir auch klar. Aber ich kann so schwer Nein sagen. Das ist für mich das Schwierigste. Ich merke jetzt aber auch, dass meine Kräfte begrenzt sind. Und das muss man anerkennen. Einen Lebensrhythmus finden, der zum Alter und zur Gesundheit passt, ist eine Kunst.
Die Seelsorge im Krankenhaus…
Die ist mir ein großes Anliegen. Vor allem die Krankensalbung.
Warum?
Was tut eine Mutter, wenn sich das Kind wehgetan hat? Schmieren, pusten, ein Bussi drauf. Und das Kind glaubt daran, dass es wieder gut wird. Und am Abend des Lebens salben wir wieder. Ich sage immer, der Mensch geht sein Leben wieder zurück. Die Knöpfe, die er gemacht hat, die müssen gelöst werden. Und die Menschen wollen sie lösen, sonst gehen sie nicht. Dann erzählen sie sie. Das hilft. Ich bete dann mit den Menschen und wir übergeben das dem Herrgott. Er weiß die Hintergründe um alles. Das Gute soll zum Vorschein kommen. Oder die Menschen warten noch auf einen Besuch, bevor sie gehen. Das merkt man ganz genau.
Nehmen solche Geschichten Sie zu Hause auch noch mit, wenn Sie im Bett liegen?
Nein, das nehme ich nicht mit ins Bett. Nach so etwas gehe ich spazieren und bete. So schließe ich das ab. Ich bespreche das mit meinem Chef (lacht).
Alle Wegbegleiter und Interessierte sind zum Jubiläumsfest am Samstag, 22. Juni, eingeladen. Um 16 Uhr findet in der Pfarrkirche St. Stephan ein Festgottesdienst mit Altbischof Maximilian Aichern statt. Anschließend wird zur gemütlichen Feier ins Veranstaltungszentrum geladen.
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Lb Stefan herzliche Glückwünsche zu Deinem Fest !
1969 warst du der Fels in der Brandung, als die Obrigkeit sich über Weeihekandidaten hinwegsetzen wollte.
22 Jahre habe als Priester gedient, dann wurde ich gestanzt, weil ich geheiratet habe.Die näcsten 25 J habe ich für meine Frau und meinen Sohn gearbeitet, er ist Arzt geworden.
Ich war 15 Jahre bei behinderten Kinder als Lehrer in St.Isidor und in der Pension habe ich 10 Jahre im Gedenkort Hartheim junge Menschen mit den Gräueln der NS Euthanasie betreut !
Bitte mich davon zu verschonen.
Und Kurz auch eingeladen ?
Kommt nur, wenn mindestens 2000 Leute und mindestens 5 Kamerateams anwesend sind.