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"Dieser Beruf ist ein Privileg, wofür ich dankbar bin"

Von Thomas Streif, 04. Juli 2024, 19:18 Uhr

EITZING. Michael Angerschmid aus Eitzing hofft als Co-Trainer der Premier-League-Mannschaft von Crystal Palace auf eine gute Saison

Anfang dieser Woche hat der englische Premier-League-Verein Crystal Palace aus London unter "Innviertler Leitung" mit der Vorbereitung für die Saison 2024/2025 begonnen. Michael Angerschmid aus Eitzing ist seit neun Jahren als Co-Trainer die rechte Hand des Riedauer Erfolgstrainers Oliver Glasner. Die beiden kennen sich seit der Jugend und haben bei der SV Ried viele Jahre gemeinsam gespielt. Die OÖN haben Michael Angerschmid (50) kurz vor dem Flug nach London noch zu einem ausführlichen Interview getroffen.

OÖN: Wie war der Urlaub, sind die Akkus wieder aufgeladen?

Michael Angerschmid: Die Akkus sind wieder voll aufgeladen. Ich war daheim in Eitzing, wo ich am Haus einiges zu erledigen hatte und natürlich Freunde und Verwandte getroffen habe. Zudem waren meine Frau und ich mit einem Motorboot in Kroatien unterwegs, anschließend haben wir noch einige Tage in Italien verbracht.

Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir noch über den Abschied aus Frankfurt gesprochen, der ihnen nicht leicht gefallen ist. Wie gut haben Sie sich seit dem Amtsantritt im Februar schon in London eingelebt?

Sehr gut, das Ankommen wurde dem Trainerteam vom Verein sehr erleichtert. Alles ist, obwohl wir in der Premier League, der größten Liga der Welt, spielen, sehr familiär. Uns wurde und wird geholfen, wo es nur geht.

Wie leben Sie in London?

Ich kann mich wahrlich nicht beschweren (lacht). Zu Beginn war ich einige Wochen in einem Hotel untergebracht. Dann habe ich eine wirklich tolle Wohnung gefunden. Direkt an der Themse, der Ausblick aus dem 50. Stock ist sensationell. Von dort fahre ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln rund 40 Minuten zum Trainingszentrum, das südlich von London liegt.

Haben Sie ein Auto?

Nein, in London nicht, ich brauche keines. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind super ausgebaut. London ist so groß. Es gibt den einen oder anderen Spieler, der mit dem Auto fast zwei Stunden zum Trainingsgelände benötigt. Wir fahren auch zu vielen Auswärtsspielen mit dem Zug. Dort haben wir dann ein eigenes Abteil, das funktioniert perfekt.

Wie sieht der Alltag im Trainingszentrum von Crystal Palace aus?

Ich fahre meistens um kurz vor acht Uhr weg, damit ich gegen 8.45 Uhr beim Trainingszentrum bin. Dort wird dann kurz gefrühstückt, im Anschluss sehen wir uns dann meistens Videos vom nächsten Gegner an. Um 10 Uhr gibt es immer ein größeres Meeting vom Trainerteam und dem gesamten medizinischen Personal, damit wir immer auf dem aktuellen Stand sind, was den Gesundheitszustand oder die Fitness der Spieler angeht. Um 11 Uhr ist in der Regel Training, nach dem Mittagessen beschäftigen wir uns wieder viel mit taktischen Inhalten.

Die Mannschaft hat sich seit dem Amtsantritt von Oliver Glasner und seinem Trainerteam relativ schnell gefestigt. In den letzten sieben Saisonspielen holte man sechs Siege und ein Unentschieden. Worin sehen Sie die Ursachen für diese Leistungssteigerung?

Generell arbeiten wir mehr und aggressiver gegen den Ball und verteidigen höher. Im Training haben wir Schritt für Schritt die Intensität gesteigert. Sehr wichtig war meiner Meinung nach ein spontan eingelegtes einwöchiges Trainingslager auf Marbella. Zudem hatten wir das Glück, dass einige wichtige verletzte Spieler zurückgekommen sind. Und mit jedem Sieg steigt das Selbstvertrauen, die mentale Komponente ist für jede Mannschaft wichtig.

Wo sind die größten Unterschiede im alltäglichen Leben zwischen London und Frankfurt?

Persönliche Kontakte hatte ich in Frankfurt natürlich weit mehr. Wenn ich da beispielsweise an den wöchentlichen Markt am Donnerstag denke. Dort hat man sich dann schon gekannt, gegrüßt und schon mal ein Glas Apfelwein getrunken. Das gibt es in London überhaupt nicht, dafür ist die Stadt viel zu groß. Diese Anonymität hat, vor allem für Oliver Glasner, aber sicher auch Vorteile: Es kommt schon vor, dass wir nach einem Auswärtsspiel noch in ein Pub auf ein Bier gehen. Dort sitzen wir dann mit dem Trainingsanzug drinnen, aber da fällt man nicht auf.

Wir sitzen in Ihrem Garten in Eitzing. Wie ist es, eigentlich zwischen zwei völlig konträren Welten zu leben. Eitzing hier, auf der anderen Seite die Weltmetropole London und ein Premier-League-Club?

Schon spannend. In London ist 24 Stunden, also rund um die Uhr, Vollbetrieb. Diese Stadt schläft nie. In der Rushhour muss man froh sein, wenn man sich noch irgendwie in die U-Bahn reinquetschen kann. Das ist aber auch interessant, es gibt so unendlich viele Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Konzerte, Museen oder Sehenswürdigkeiten, man kann immer etwas Neues erleben. Daheim schätze ich dann natürlich die Ruhe umso mehr. Ich freue mich, dass meine Frau Karin bald mehr Zeit in London verbringen wird.

Wie war die Umstellung auf die englische Sprache im Alltag?

Ein Englisch-Professor bin ich noch nicht. Es ist relativ schnell gegangen, dass ich mich an die englische Sprache gewöhnt hab. Wenn einem ein Wort nicht einfällt, dann kann man es meist erklären, das funktioniert recht gut. Wenn die Spieler mit ihren Akzenten untereinander reden, dann ist es teilweise schwer zu verstehen. Die Scheu, nach mehr als 30 Jahren wieder Englisch sprechen zu müssen, verliert man auf alle Fälle relativ schnell, weil es einfach zum Alltag gehört.

Wie sieht die Vorbereitung mit Crystal Palace aus. Die Saison startet am 18. August mit dem Spiel gegen Brentford.

Begonnen haben wir am Montag, Trainingsstart war am Dienstag. Ende Juli fliegen wir in die USA, wo wir in der Nähe von Washington Trainingsspiele gegen West Ham United und Wolverhampten absolvieren. Diese USA-Aufenthalte sind Teil der Marketingstrategie, aber wir haben dort sehr gute Bedingungen, außerdem bringt es Abwechslung in die Vorbereitungsphase.

Im Sommer wird Oliver Glasner und das Trainerteam die Mannschaft erstmals intensiv vorbereiten. Was ist Crystal Palace Ihrer Meinung nach in der Saison 2024/2025 zuzutrauen?

Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz. Viel hängt natürlich davon ab, was in der Transferperiode noch passiert. Michael Olise wechselt zu Bayern München. Auch an Eberechi Eze gibt es großes Interesse. Die Frage ist, wie adäquat man diese Spieler ersetzen kann.

Europa-League-Sieger mit Frankfurt, jetzt in der größten Fußballliga der Welt. Besteht da gar nicht die Gefahr, etwas die Bodenhaftung zu verlieren?

Nein, überhaupt nicht. Wie das bei anderen ist, weiß ich nicht. Wenn ich zum Beispiel daheim vor dem Fernseher liege, denke ich mir schon immer wieder, was für ein großes Privileg dieser Beruf ist, wofür ich dankbar bin. Millionen Fußballfans sitzen jedes Wochenende vor dem Fernseher und in den Stadien und ich darf Woche für Woche mittendrin statt nur dabei sein. Das ist eigentlich ein Wahnsinn.

Wie groß sind die Ambitionen, selber irgendwann wieder als Cheftrainer zu arbeiten?

Es gibt immer wieder mal die eine oder andere Anfrage, aber meine Antwort ist derzeit ganz klar: Ich fühle mich pudelwohl in meiner Funktion als Co-Trainer von Oliver Glasner und bin gespannt, wohin uns der Weg noch führt.

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Autor
Thomas Streif
Redaktion Innviertel
Thomas Streif
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