Jeder ist seines Glückes Schmied
ENZENKIRCHEN. Hufschmied Daniel Moser (35) hat im zweiten "Anlauf" seine Erfüllung gefunden.
Zangen, Messer, Nägel, Feilen, Hämmer, Hufeisen, einen Schmiedeofen, Lederschürze und – starke Nerven. All das und noch einiges mehr braucht ein Hufschmied, um seine Arbeit zu machen. Ein Mann, der das seit 2017 meisterlich beherrscht, ist Daniel Moser. Der 35-jährige Enzenkirchner ist einer von drei aktiven Hufschmieden im Bezirk Schärding und inzwischen sehr gefragt. Das war nicht immer so. "Die Anfangszeit war schwer. Nach der Meisterprüfung war ich voller Tatendrang und wollte alle Pferde im näheren Umkreis beschlagen, aber es kamen kaum Anrufe. Und wenn, dann waren es oft schwierige Tiere oder welche mit großen Problemen. Erst durch Mundpropaganda und weil ich einen Teil der Kunden meines früheren Lehrmeisters übernehmen konnte, ist es besser geworden. Heute könnte ich – wenn ich wollte – sieben Tage die Woche durcharbeiten", sagt Moser, der nach seiner Ausbildung zum Metallarbeiter vor einigen Jahren beruflich "umgeschwenkt" ist.
Flexibilität und Fliegen
Wie lang sein Arbeitstag dauert, entscheidet in erster Linie die vierbeinige Kundschaft. "Ich kann nur für den ersten Termin des Tages eine genaue Uhrzeit nennen. Der Rest muss sich anpassen, denn kein Pferd ist wie das andere. Vor allem im Sommer, wenn Fliegen und Bremsen lästig sind, kann es auch mal länger dauern", sagt der 35-Jährige, der gemeinsam mit seiner Frau Karin sechs Pferde besitzt. Beide verbindet die Liebe zu den Tieren, wobei jene von Daniel Moser in jungen Jahren auf eine harte Probe gestellt wurde. "Als ich drei war, bin ich auf die Weide meines Großvaters gelaufen. Eines seiner Pferde hat ausgeschlagen und mich an der Stirn getroffen. Ich musste im Krankenhaus genäht werden und alle dachten: Das wars jetzt mit den Pferden. Aber ich wollte direkt vom Krankenhaus wieder auf die Weide", sagt Moser und zeigt auf eine lange Narbe, die sich noch heute, 32 Jahre später, gut sichtbar über seine Stirn zieht.
Eine heiße Sache
Bei dieser einen Verletzung ist es nicht geblieben. "Brandwunden kommen immer wieder vor, daran gewöhnt man sich. Und einmal hat mir ein Pferd beim Beschlagen die Nägel, die noch nicht abgeschnitten waren, über die Hand gezogen. Das war schmerzhaft, aber aus solchen Situationen lernt man", sagt der Vater eines neunjährigen Sohnes. Inzwischen kann er die Pferde ("95 Prozent sind Stammkunden, zu denen ich alle acht bis zehn Wochen fahre") und ihre Verhaltensmuster so gut einschätzen, dass Verletzungen nur noch selten vorkommen. "Trotzdem gibt es immer mal wieder Überraschungen. Das macht die Arbeit so interessant", sagt der Innviertler, der seinen Beruf auch aus anderen Gründen so schätzt. "Ich kann mir meinen Tag frei einteilen und arbeite mit Tieren, die einem viel zurückgeben. Für mich bedeutet das ein Stück Natur und Freiheit."
Pferd und Kutsche
Letzteres empfindet Daniel Moser auch, wenn er mit seinen Pferden samt Kutsche unterwegs ist. "So komme ich an Orte, die ich sonst nie sehen würde", sagt der Enzenkirchner, der das Kutschenfahren beim Pramtaler Fahr- und Reitverein auch wettbewerbsmäßig macht. Trainiert von Fahrlehrer Albert Pointl aus Viechtwang geht er mit verschiedenen Wägen in den Disziplinen Marathon, Kegelfahren und Dressur an den Start. "Das macht wahnsinnig viel Spaß, aber leider wird die Zeit dafür immer weniger", sagt der 35-Jährige. Trotzdem hat er sich vorgenommen, sein Pferd "Merci" (auf den Fotos wurde die dreijährige Stute neu und zum ersten Mal heiß beschlagen) zu einem Turnierpferd zu machen. Geld könne man damit nicht verdienen. "Im Gegenteil. So ein Wochenende, selbst wenn es ein kleines Turnier ist, kostet um die 500 Euro. Für mich ist das ein reines Hobby." Nebenbei macht er auch Wanderritte mit seinen Pferden. In den Bayerischen Wald, nach Tschechien oder ins Mühlviertel. "Wir sind eine Männergruppe, die gerne gemeinsam unterwegs ist. Diese Zeit genieße ich sehr, auch wenn ich oft im Hinterkopf habe, dass ich, wenn ich nicht daheim bin, kein Geld verdiene", sagt Daniel Moser.
Apropos Geld: Manche Pferde, die der Enzenkirchner beschlägt, sind mehrere hunderttausend Euro wert. Nervös mache ihn das nicht. "Egal ob ein Tier 500 oder 500.000 Euro gekostet hat – jedes Tier hat das gleiche Recht auf gute Arbeit." In seinem Fall heißt das Genauigkeit, Sauberkeit, Geduld, Ruhe und ein gutes Gespür für die Pferde. Fähigkeiten, die er gerne seinem Sohn weitergeben würde. "Es wäre schön, wenn wir irgendwann gemeinsam arbeiten würden. Interesse an dem Beruf hat er, deshalb nehme ich ihn manchmal zu Kunden, die ich gut kenne, mit", sagt Moser. Der Bedarf an gut ausgebildeten Hufschmieden sei jedenfalls groß, denn an dem jährlich stattfindenden Hufbeschlagskurs, der von der Vetmed-uni Vienna gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich und der Bundesinnung MetalltechnikerInnen angeboten wird, nehmen meist nur zwischen zehn und zwölf Personen aus Österreich und Bayern teil. "Und nicht alle davon machen sich anschließend auch selbstständig", weiß Daniel Moser und ergänzt: "Letzten Endes muss unser Sohn in ein paar Jahren selbst entscheiden, was ihm liegt und was er beruflich machen möchte. Er muss seinen eigenen Plan schmieden."
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