Michael Angerschmid: "Diese Momente werden wir immer im Herzen haben"
EITZING. Nach erfolgreicher Zeit in Frankfurt: Michael Angerschmid genießt die Zeit daheim
"Im Moment ist es so, dass wir freihaben. Aber jeder weiß, dass es im Fußball ganz schnell gehen kann", sagt Michael Angerschmid. Als Co-Trainer von Oliver Glasner war der 49-jährige Eitzinger in den vergangenen vier Saisonen in der deutschen Bundesliga im Einsatz. Nach zwei Jahren beim VfL Wolfsburg standen die beiden Innviertler zuletzt bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag. Mit dem Gewinn der Europa League 2022 gelang dem Trainerduo aus dem Innviertel ein historischer Erfolg.
Trotz der erfolgreichen Zeit in der deutschen Metropole am Main und trotz Vertrags bis 2024 trennten sich nach der Saison die Wege zwischen dem Verein mit 130.000 Mitgliedern und Glasner. Sorgen um die sportliche Zukunft müssen sich Glasner und sein Co-Trainer sowie Vertrauensperson Angerschmid aber mit Sicherheit nicht machen, im Gegenteil: Alles andere als ein Wechsel, spätestens im Laufe des Herbsts, zu einem renommierten internationalen Top-Verein wäre eine Überraschung.
Durch die Erfolge in Wolfsburg (Qualifikation für die Champions League) und vor allem in Frankfurt mit dem Europa-League-Sieg und dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League sowie dem Erreichen des deutschen Pokalendspiels zählt Glasner zu den gefragtesten Trainern. Mit Angerschmid verbindet den Riedauer eine langjährige Freundschaft – auf dem Platz und darüber hinaus. In Ried spielten die beiden hunderte Matches gemeinsam, mit Ronald Brunmayr hat Glasner einen weiteren Ex-Spieler der SV Ried in seinem Trainerteam.
"Ich genieße die Zeit daheim mit meiner Frau, der Familie und den vielen Freunden. Es ist schön, dass ich jetzt auch spontan meine Eltern besuchen und dort einfach länger sitzen bleiben kann. In den vergangenen vier Jahren war es wirklich sehr stressig, wir waren viel unterwegs, nicht zuletzt durch die vielen internationalen Spiele", daher sei er froh über diese Auszeit. Fad wird dem ehemaligen defensiven Mittelfeldspieler, der für die SV Ried mehr als 450 Pflichtspiele absolvierte, nicht. "Ich hab daheim grad eine größere Baustelle, da gibt es immer etwas zu tun, aber ich schaue schon, dass ich auch etwas entspannen und abschalten kann", sagt Angerschmid.
Fußballverrücktes Frankfurt
Der Abschied aus Frankfurt sei ihm nicht leichtgefallen. "Die Leute dort sind so herzlich, ich habe es genossen, wenn ich am Donnerstagabend auf den Markt in die Stadt gegangen bin. Es war ähnlich, als ob ich in Ried auf dem Hauptplatz unterwegs gewesen wäre. Ich habe in diesen zwei Jahren neue Freunde kennengelernt. Die Leute leben den Fußball dort so unglaublich. Es ist wunderschön, in einer Stadt zu arbeiten, in der gefühlt alle fußballverrückt sind. Diese Momente, die wir hier erlebt haben, werden wir immer im Kopf und im Herzen haben. So etwas vergisst man nicht", sagt der 49-Jährige bei einem Besuch in der Josko-Arena, wo er vor dem OÖN-Gespräch noch einen Podcasttermin für das Freie Radio Innviertel hatte.
Video: Interview mit Michael Angerschmid
Besuch im alten "Wohnzimmer"
Das Stadion der SV Ried bezeichnet er nach wie vor als "altes Wohnzimmer". Es sei schön, wieder einmal hier zu sein: "Es ist eine sehr vertraute Umgebung, wir haben hier doch die eine oder andere Schlacht geschlagen. Ich komme immer wieder gerne hierher zurück. Wenn ich so auf den Rasen schaue, dann kommen schöne Erinnerungen hoch."
Das Bedürfnis, selber als Cheftrainer an der Außenlinie zu stehen, habe er derzeit "überhaupt nicht". Die Rolle als Co-Trainer von Glasner scheint wie maßgeschneidert für den akribischen Arbeiter, auf dessen Loyalität sich Glasner jederzeit zu 100 Prozent verlassen kann. "Es ist geplant, dass wir den Weg weiterhin gemeinsam gehen, nachdem die vergangenen Jahre sehr erfolgreich waren. Es macht immer Spaß, jeder Tag ist anders, wir verstehen uns sehr gut. Warum soll man etwas aufhören, was super funktioniert?"
Wohin es Glasner und Angerschmid als Nächstes zieht, ist offen. Auf die Frage, ob England ein Thema sei, antwortet Angerschmid: "Ausschließen kann man im Fußball gar nichts. Ich habe aber keine Zweifel, dass passende Angebote kommen. Dann wird man sehen, wo es uns hin verschlägt."
Bis es so weit ist, wird Angerschmid aller Voraussicht nach noch das eine oder andere Mal in der Josko-Arena bei einem Zweitligaspiel "seiner" SV Ried vorbeischauen. "Ried gehört in die Bundesliga, ich hoffe, dass die Mannschaft sehr bald um den Aufstieg mitspielen kann."
Ein längeres Video-Interview mit Michael Angerschmid finden Sie online unter nachrichten.at, der Podcast wird am Sonntag (19.30 Uhr) im Freien Radio Innviertel (radio-fri.at) zu hören sein. Dort kann der Podcast auch im Nachhinein abgerufen und angehört werden.
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Danke für das gut geführte Interview. Ich hoffe dass Angerschmid irgendwann zur SVR als Cheftrainer zurückkommt.