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Jäger rettete eine Zweijährige vor dem Ertrinken: "Freudentränen geweint"

23. September 2024, 00:04 Uhr
Jäger rettete eine Zweijährige vor dem Ertrinken: "Freudentränen geweint"
Das Mädchen fiel in diesen Schacht, der Vater sprang hinterher: Jäger Kurt Koller rettete beiden das Leben.

NEUKIRCHEN AM WALDE. Es hätte ein schöner Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein werden sollen: Eine afghanische Familie, die in Peuerbach lebt, hatte sich am Freitag aufgemacht, das Tal der Sieben Mühlen zu erkunden. Der 31-Jährige Vater war mit seiner Frau und seinen zwei Kleinkindern auf einem markierten Wanderweg unterwegs und machte auf Höhe einer Wehranlage für ein Kraftwerk neben dem Leithenbach im Gemeindegebiet von Neumarkt kurz Rast. Die Familie besichtigte die Anlage, dabei geschah das Unglück: Das zweijährige Mädchen kletterte auf den Schacht und stürzte hinein. Da der Schieber nicht geschlossen war, wurde das Kleinkind durch den Sog des Wassers in den Schacht gezogen. Wegen der vergangenen Regentage stand das Wasser hoch.

Jäger hörte Hilfeschreie

Der Vater versuchte noch seine Tochter festzuhalten, bekam das Kind aber nicht mehr zu fassen. Die verzweifelten Hilfeschreie der Familie hörte ein Jäger, der sich zufällig in der Nähe befand. "Ich war mit meiner Familie selbst auf einem Spaziergang. Mein Sohn hat Deko-Material für die Weihnachtskrippe gesucht, die sie in der Schule bauen", sagte Kurt Koller. Der 44-Jährige, der als Jagdleiter das dortige Revier wie seine Westentasche kennt, eilte der Familie sofort zu Hilfe. Als er am Unglücksort eintraf, war der 31-jährige Vater seiner Tochter bereits in den Schacht nachgesprungen. Die Situation war prekär, so Koller: "Der Schacht hat einen Durchmesser von etwa einem Meter. Er war aber glücklicherweise nicht bis oben hin gefüllt. Deswegen hat das Kind noch schreien können."

Anhand der Schreie ließ sich für Koller eruieren, wo sich das Mädchen in dem ein mal ein Meter großen Schacht genau befand. Er begann sofort damit, den nächstgelegenen Wartungsschacht zu öffnen, während seine Frau die Einsatzkräfte alarmierte.

Kollers 13-jähriger Sohn unterstützte ihn dabei, schwere Steinplatten zu entfernen. "Mit Sebastian habe ich die Platten fixiert, damit sie nicht mehr zufallen können. Dann ist er den Weg nach vorne gelaufen, um die Einsatzkräfte einzuweisen. Beim Aufmachen hab ich dann gesehen, dass das Mädchen da drinsteckt", sagt Koller. Der Vater des Kindes war in der Zwischenzeit auf allen Vieren bei seiner Tochter angelangt und konnte sie festhalten. Als Koller den Schieber schließlich öffnete, "hat es das Dirndl und den Vater 20 Meter weiter nur so herausgespült".

Kind durfte Spital verlassen

Im Einsatz war auch die Feuerwehr. "Ein Glück, dass der Vater sich und das Mädchen im engen Betonkanal noch festhalten konnte", sagt Einsatzleiter Wolfgang Eder von der Feuerwehr Peuerbach. Kaum auszumalen, was den beiden passiert wäre, wenn sie weitergespült worden wären. "Je weiter weg, umso höher der Wasserstand im Betonkanal", verdeutlicht der Feuerwehrkommandant die Dramatik der Situation.

Nachdem das Mädchen lebend aus dem Schacht gerettet war, fiel auch Koller ein Stein vom Herzen: "Wir haben uns gegenseitig in den Arm genommen und Freudentränen geweint." Die Feuerwehr übernahm anschließend die Sicherung und Absperrung der Stelle im beliebten Naherholungsgebiet.

Das Mädchen blieb zur Beobachtung im Spital und durfte das Krankenhaus bereits am Samstagmorgen verlassen. (eva/mala)

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