Auf diese Gruppe kann man sich keinen Reim machen
OBERöSTERREICH. Ein Kuss für seine Frau, dann setzt er seinen Hut auf und tritt – in feiner Tracht gewandet – nach vorne und nimmt seinen Preis entgegen. Hannes Decker hat heuer den Karl-Pömer-Preis der Gruppe "neue mundart" gewonnen. 98 Mundartgedichte von 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden eingeschickt – und zwar nicht nur aus Oberösterreich, sondern auch aus Tirol, einer weiteren Mundartbastion Österreichs.
Der Karl-Pömer-Preis war heuer bereits zum siebten Mal ausgeschrieben gewesen. Der Namensgeber des Preises war nicht nur von 1991 bis 2000 Obmann des Stelzhamerbundes Oberösterreich, sondern auch Anstoßgeber für die Gruppe "neue mundart". Denn mit der Aufgabe "mach etwas Neues" hatte Pömer 1997 den Mundartautor Engelbert Lasinger, einen gebürtigen Kaltenberger (Bezirk Freistadt), gebeten, die Mundart neu zu denken.
"Widersprechen Sie ihm nicht!"
Die Anforderung war so klar wie offen: fernab vom Reim und doch Mundart, nicht zu lang, aber anspruchsvoll. "Was er genau wollte, wusste er selbst nicht, aber die Sekretärin hatte zuvor schon gemeint: ‚Egal, was wer will, widersprechen Sie ihm nicht.‘", erinnert sich Lasinger bei der Preisverleihung am vergangenen Montag im Festsaal der Landeskulturdirektion Oberösterreich. Mit diesem Auftrag ging Lasinger damals aus dem Büro des einstigen Landeskulturdirektors von Oberösterreich. Herausgekommen ist dann die Gruppe "neue mundart".
Seit 2017 gibt es nun bereits den Mundartpreis, der eben nach dem 2007 verstorbenen Pömer benannt ist. Stelzhamerbund-Präsident Klaus Huber, Lasinger und Eveline Mateju – beide Mitglieder des Stelzhamerbundes – bildeten die Jury und übergaben die Preise.
"Wir wollen zeigen, dass die Mundart nicht verstaubt ist, dass sie keine Scheu vor gesellschaftlich brisanten Themen haben braucht, dass sie scharf formulieren kann", sagt Klaus Huber. Den Beweis lieferten zehn Mundartdichterinnen und Mundartdichter, die bei der Siegerehrung ihre Gedichte vortrugen, ohne zuvor zu wissen, wer gewonnen hat. "Ich hätte mich auch über den zehnten Platz gefreut", sagte die Poetin Christiana Pucher aus Tirol.
Am Ende konnte ohnehin nur einer gewinnen – vor ihm zogen dann aber alle wohlwollend den Hut.