Die Dornacher Straße und ein Sonderfall des Wohnbaus
LINZ. Wo noch in den Sechzigerjahren Wiesen und Felder waren, entstand ein relativ dicht bebautes Wohngebiet. Trotzdem gibt es entlang der Dornacher Straße auch viel Grün.
- Wo noch in den Sechzigerjahren Wiesen und Felder waren, entstand ein relativ dicht bebautes Wohngebiet
- Trotz der relativ dichten Bebauung gibt es entlang der Dornacher Straße auch viel Grün und sogar ein Hallenbad samt Liegewiese
Wo vor 50 Jahren Wiesen und Felder waren ist heute ein angenehmes Wohngebiet. Entlang der Dornacher Straße, dem Straßenzug zwischen Pulvermühl- und Johann-Wilhelm-Klein-Straße, gibt es aber auch heute noch Grünland, zum Beispiel die Sportanlage von Askö Linz-Steg.
Doch im Osten der 1000 Meter langen Straße türmt sich ein großes Gebäude empor, die Biesenfeld-Siedlung. „Auch bei uns gibt es viel Grün“, sagt eine Bewohnerin der Wohnanlage. Das klingt erstaunlich. Sind doch in dieser bis zu acht Geschoßen hohen „Wohnmaschine“ mehr als 600 Wohneinheiten. Trotzdem gilt die in den Siebzigerjahren geplante und von den Vereinigten Linzer Wohnungsgenossenschaften (VLW) errichtete Anlage als großer Fortschritt in der Geschichte des Linzer Wohnbaus.
Biesenfeld-Mitbestimmung
Denn die künftigen Wohnungseigentümer konnten von Anfang an mitbestimmen, über die Grundrisse ihrer Wohnungen entscheiden. Der Komplex ist wabenförmig angelegt, sodass mehrere Innenhöfe entstanden sind. „Das ist für Kinder besonders angenehm“, sagt eine Bewohnerin im Gespräch mit den OÖNachrichten. Beliebt ist auch der Gemeinschaftsraum. Wenn es zum Beispiel beim Biesenfeld-Weinfest regnet, weichen die Besucher dorthin aus.
Die Biesenfeld-Wohnanlage ist auch in wissenschaftlichen Bibliotheken dokumentiert. Friedrich Fürstenberg, Soziologieprofessor an der Kepler-Universität, und der damalige Universitäts-Assistent Josef Lins begleiteten von Juni 1978 bis April 1982 die Mitwirkung und Mitbestimmung der (künftigen) Biesenfeld-Bewohner.
Optimaler Nahverkehr
Ein Trumpf für alle Bewohner der Dornacher Straße: Die Straßenbahn ist fast vor der Haustür. Auch das Sporteln kommt nicht zu kurz. Auf der Anlage des Askö Linz-Steg kann man Fußballspielen, Stockschießen, Tennisspielen, Beachvolleyball und viele Arten von Gymnastik ausüben. Motto des Vereins: „Für alle sportbegeisterten Personen unseres Viertels. Alle Bevölkerungsschichten, Hautfarben und Nationalitäten sind willkommen.“
Ein Stückchen weiter, an der Kreuzung mit der Pulvermühlstraße, geht es ebenfalls um Entspannung und Körperkultur, denn dort ist das Biesenfeldbad. Wer Badevergnügen der naturnahen Art bevorzugt, ist in der Dornacher Straße ebenfalls gut dran, denn der Pleschinger See ist nicht weit entfernt.
Die Bio-Greißlerei im Biesenfeld
Draußen vor dem Geschäft im Biesenfeld-Einkaufszentrum sind Kisten mit Obst und Gemüse, drinnen im Geschäft stehen Holzregale voll mit Lebensmitteln. In der Kühlvitrine gibt es Speck, Käse, Roh-, Schaf- und Ziegenmilch. Alles ist bio und fast alles ist von Bauern aus der Region.
Mit Ökologie beschäftigt sich die aus der Gegend von Schwanenstadt stammende Margarita Zauner seit den Siebzigerjahren, seit ihrem Volkswirtschaftsstudium an der Kepler-Universität.
Seit Sommer 1993 betreibt Zauner ihr Geschäft „Ernteland“ in der Dornacher Straße 1. Zuvor war sie am Grünmarkt im Zentrum von Urfahr bei Orbi. „Meine Philosophie ist, Mühlviertler Bio-Bauern eine regionale Verkaufsstelle zu bieten“, sagt Margarita Zauner im Gespräch mit den OÖNachrichten.
Aber nicht alles kommt aus der Region. Die seit einigen Jahren so begehrten Süßkartoffeln sind zum Beispiel importiert, da sie derzeit bei uns nicht reif sind. „Auch Kaffee und Kakao wachsen nicht bei uns. Kokosmilch gibt es auch nicht im Mühlviertel“, scherzt Margarita Zauner.
Das Geschäft der Mutter einer Tochter gleicht einer Greißlerei von seinerzeit. Denn im „Ernteland“ gibt es viele Sachen offen und einzeln. „Bei mir bekommen Sie auch ein Ei, eine Scheibe Brot und ab zehn Deka gibt es Vollkornmehl, das direkt vor der Kundschaft frisch gemahlen wird“, sagt die Bio-Kauffrau. Vor allem Singles, Studenten und Senioren nutzen dieses Angebot.
Aus eigener Ernte
Auch Selbstgeerntetes gibt es immer wieder, derzeit zum Beispiel Bio-Erdbeeren, die Margarita Zauners Mann Mohamed gepflückt hat. „Die waren nicht in der Kühlung, darum halten sie länger“, sagt Zauner. Während des OÖN-Besuchs erzählt eine Kundin: „Frau Zauner , ihre Äpfel schmecken so wie damals, als ich jung war.“
In einer besonderen Digital-Werkstatt
Was tun mit Musikkassetten, Tonbändern, Schallplatten? Wie kann man heutzutage noch Super-8-Filme oder Videoaufnahmen anschauen? Wo kann ich Dias, Fotos und Negative digitalisieren lassen? Antwort: Im Osten der Biesenfeld-Wohnanlage kann man diese Probleme lösen lassen und mit einem guten Zweck verbinden.
Im Daten-Highway der Miteinander GmbH arbeiten 15 Menschen, die körperlich oder geistig beeinträchtigt sind und erledigen diese Aufgaben. „Wir bieten diese Dienste gratis an. Wer will, kann uns dafür Spenden geben. Allerdings ist mit langen Wartezeiten zu rechnen“, sagt Victoria Hager, Behindertenbetreuerin und stellvertretende Leiterin von Daten-Highway.
Beim Lokalaugenschein der OÖNachrichten in der Digitalwerkstatt in der Johann-Wilhelm-Klein-Straße 9 entwickelte sich schnell eine Fachsimpelei mit den Tüftlern im Rollstuhl, ob Apple oder Windows die besseren Betriebssysteme habe. Oder: Wer hat den besseren Virenschutz? Denn bei Daten-Highway kann man auch Hilfe suchen, wenn der eigene Computer spinnt.
Seit Dezember 2005 gibt es die Einrichtung. Die Nachfrage ist sehr groß. „30 Bewerber stehen auf der Warteliste“, sagt Victoria Hager. Sinn des Non-profit-Unternehmens ist es, Menschen mit Beeinträchtigung Beschäftigung zu geben. Wer mitmachen will, muss nicht Computerferak sein, aber Interesse an der EDV haben. Hager: „Wir bieten auch Schulungen an.“
Nicht nur vor dem Bildschirm
Die Klienten hängen aber nicht nur vor den Computerbildschirmen und werken mit Tastatur und Maus. Zwischendurch gibt es Ausflüge in den Morgentau-Garten in der Sombartstraße. Erreichbar ist Datenhighway unter 0732 / 944110 oder unter dhw@miteiander.com. Weitere Infos: www.miteinander.com
Feuerwache Nord: Zahlen, Daten, Fakten
- Die Feuerwache Nord an der Dornacher Straße 36 wird ab Herbst saniert und umgebaut. Da die Arbeiten bei laufendem Betrieb stattfinden, müssen die Einsatzkräfte vorübergehend in ein Containerdorf übersiedeln.
- Sieben Millionen Euro kostet der Umbau der Feuerwache Nord. Als erster Bauabschnitt entsteht ab Herbst an der Nordseite des Areals ein lang gestreckter, eingeschoßiger Neubau mit einer Garage für die Einsatzfahrzeuge, der im rechten Winkel zur bestehenden Fahrzeughalle errichtet wird. Dazu werden auf einer Fläche von insgesamt 350 Quadratmetern Werkstättenflächen errichtet. Für das Einsatztraining ist ein 14 Meter hoher Turm geplant. Dauern werden die Arbeiten bis Ende des Jahres 2017.
- 19 Einsatzkräfte und zehn Fahrzeuge sind in der Feuerwache an der Dornacherstraße rund um die Uhr einsatzbereit. Mit dem Umbau des Gebäudes geht das Vorhaben einher, Parallelstrukturen so weit als möglich abzuschaffen. Geplant ist unter anderem die Funk- und Elektrowerkstätte am Standort der Hauptfeuerwache zu zentralisieren.
- 1976 Die Feuerwache Nord wurde im Jahr 1976 fertiggestellt und wird seit damals ununterbrochen genützt. Aufgrund des Bevölkerungswachstums gestiegen ist in den vergangenen knapp 40 Jahren die Zahl der Einsatzkräfte und der Fahrzeuge.