Die Sonnen-Stadt ist für ihre Bewohner angenehm wie ein Dorf
Der Lunaplatz ist das Zentrum der Solar-City im Südosten von Linz. Anders ausgedrückt: Der Mond-Platz ist der Kern der Sonnen-Stadt.
- In der Solar-City leben 3000 Menschen in 1300 hochwertigen Wohnungen am Rande der Natur der Traun-Donau-Auen
- Der Lunaplatz ist das Zentrum der Solar-City mit Nahversorgung und so manchen leer stehenden Geschäftslokalen
Der Lunaplatz ist das Zentrum der Solar-City im Südosten von Linz. Anders ausgedrückt: Der Mond-Platz ist der Kern der Sonnen-Stadt. Ringsherum stehen Wohnhäuser, von 2001 bis 2005 gebaut. 3000 Menschen leben in den 1300 Wohnungen der Sonnen-Stadt.
"Wir sind hier in einem Dorf in der Stadt", ist oft zu hören. Kein Wunder, denn das Sonnen-Dorf bietet Lebensqualität, besonders für die zahlreichen Familien mit Kindern: nicht nur den Kindergarten und die Schulen, sondern der Naturpark, die Traun-Auen, die Weikerlseen, der Sportpark.
Recht hoch war in den Neunzigerjahren die Zahl der Linzer Wohnungssuchenden, als die Linzer Stadtpolitiker beschlossen, auf Feldern in der Katastralgemeinde Pichling Wohnungen zu errichten. Eigentlich sollten in dem ursprünglich hochwassergefährdeten Gebiet Betriebe angesiedelt werden, aber die Sache floppte.
Sparsamkeit schien bei der Planung ein Fremdwort zu sein. Der österreichische Architekt Roland Rainer (1910–2004) erstellte den Masterplan, der 11.000 Wohnungen vorsah. Sodann lud man die Architektur-Weltstars Norman Foster und Richard Rogers sowie den Design-Center-Planer Thomas Herzog für die Planung der ersten Etappe. Die zweite Etappe plante der Wiener Solararchitektur-Spezialist Martin Treberspurg. Heute weiß man: Was zunächst als ökologisches Vorzeigeprojekt gewürdigt wurde, ist heute eine Stadtrandsiedlung mit guter Lebensqualität.
Oberösterreichs Bill Gates werkt in Pichling
Was haben Palo Alto im kalifornischen Silicon Valley und der Lunaplatz in der Linzer Solar-City gemeinsam? Antwort: An beiden Orten hat das IT-Unternehmen Jumio einen Firmensitz. Am Lunaplatz lässt die höchst erfolgreiche Firma die Software für Internet-Bezahl- und Verifizierungsdienste entwickeln. Seit 2014 verwendet United Airlines die Jumio-Software "Netverify" zum Online-Einchecken.
Chef der 2010 gegründeten und mittlerweile weltweit tätigen Firma ist der gebürtige Welser Daniel Mattes. Er studierte an der Linzer Kepler-Universität Informatik und absolvierte anschließend ein postgraduales Studium für IT-Management an der Donau-Universität in Krems.
Um 207 Millionen Dollar
Nach der Entwicklung von Internet-Portalen hatte Mattes im Jahr 2005 mit seinem Partner Roman Scharf den Internet-Telefondienst Jajah gegründet. 2008 übernahm Jajah die Internet-Telefonie-Dienste von Yahoo. 2009 verkaufte Mattes, mittlerweile mit dem Beinamen "Bill Gates der Alpen" geadelt, die Firma um 207 Millionen US-Dollar an den spanischen Telefonica-Konzern. Jajah hatte damals 25 Millionen Kunden.
Statt sich mit den Millionen aus der Geschäftswelt zurückzuziehen und dem süßen Leben zu widmen, startete Daniel Mattes 2010 sein nächstes Unternehmen: Jumio. Das Produkt des Unternehmens wurde zunächst geheim gehalten. In der Szene hieß es, Jumio werde die Internet-Bezahlung revolutionieren. 2011 wurde dieses Produkt namens Netswipe veröffentlicht. International überaus erfolgreich ist Jumio auch mit der Software "Netverify" zur Online-Überprüfung von Ausweisen.
Bei United einchecken
2014 gewann Jumio mit "Netverify" einen besonders potenten Kunden. United Airlines, die größte Fluglinie der Welt, benutzt die Jumio-Software, damit Reisende auch bei internationalen Flügen online einchecken können. Der Reisepass muss nur vor einer Webcam gezeigt werden, "Netverify" prüft die Gültigkeit, zwei Minuten später wird die Boarding-Card per Internet zugestellt.
"Das ist Wohnen wie im Urlaub"
Dass Wolfgang Victor in den jüngsten Linzer Stadtteil, die SolarCity, gezogen ist, hat eigentlich einen traurigen Hintergrund. Nach seiner Scheidung beschloss der heute 60-Jährige, seine damalige Heimat Asten zu verlassen und in die Landeshauptstadt zu übersiedeln. Bei der Suche nach einer neuen Bleibe stieß Victor schließlich auf die Solar-City.
Seit 2004 wohnt der Pensionist im Süden von Linz und ist von der Umgebung mehr als nur angetan. "Das ist Wohnen wie im Urlaub", sagt er. Vor allem die Kombination zwischen städtischem Lebensgefühl und der Ruhe der Natur schätzt er. Schließlich liegt die Weikerlseen um die Ecke, auch der Pichlinger See ist nicht weit. "Das schätzen auch viele, die nicht hier sondern direkt in Linz wohnen", sagt Victor, der in seinem Zuhause den Blick auf das grüne Umland genießt. Positiv bewertet er auch den ökologischen Aspekt, der bei der Planung der Siedlung ja eine wesentliche Rolle gespielt hat. "Ich hatte noch nie so niedrige Betriebskosten wie jetzt."
Weniger zufrieden ist der 60-Jährige, der nebenbei als Grafiker und Fotograf tätig ist, mit dem Angebot an Geschäften entlang des Lunaplatzes, der das Zentrum der Solar-City bildet. "Es fehlt uns zum Beispiel ein Blumengeschäft." Mehrfach geäußert wird von Personen, die in dem Stadtteil leben, auch der Wunsch nach einer Drogerie. Generell fällt auf, dass einige Geschäftsflächen auf dem Lunaplatz derzeit leer stehen. Dies habe mit den hohen Mieten zu tun, vermuten manche Bewohner der Solar-City.
Verärgert ist Victor auch über die Schaltung der Ampeln im Stadtteil: "Das ist die dümmste Ampelregelung in ganz Linz. Eine grüne Welle zu haben, ist schlicht unmöglich." Um die Situation zu verbessern, hatte es bereits Unterschriften-Aktionen seitens der Bürger gegeben. Diese blieben bis dato aber ohne Erfolg.
Interessantes zum Lunaplatz:
- Im März 2003 zogen die ersten Bewohner in die Häuser der Solar-City ein. Mit der Errichtung des jüngsten Linzer Stadtteiles wurde zwei Jahre zuvor begonnen. Die Arbeiten endeten 2005.
- Die Polizeidienststelle, die früher auf dem Fadingerplatz in Ebelsberg zu Hause war, übersiedelte im Jahr 2006 auf den Lunaplatz. Dass die dort stationierten Beamten ein zu großes Gebiet zu betreuen hätten, haben verschiedene Stadtpolitiker regelmäßig kritisiert.
- Gleich mehrere Ärzte haben sich hier niedergelassen. Zu finden sind ein Allgemeinmediziner, ein Zahn-, ein Frauen- und ein Kinderarzt. Auch eine Apotheke hat sich angesiedelt.
- Wer etwas für seine Fitness tun möchte, kann dies nicht nur in der Natur, sondern auch im Sportpark Pichling tun. Dieser grenzt an die Solar-City und wurde im Jahr 2008 wiedereröffnet. Neben Fußballfeldern und Tennisplätzen gibt es hier auch eine Skaterfläche.
- Das zehnjährige Jubiläum in der Solar-City feiert im Dezember des heurigen Jahres der City Wok. In dem Lokal auf dem Lunaplatz werden chinesische, thailändische und japanische Gerichte angeboten.
Interview: Ines Kastner und Monika Speigner
Die beiden Frauen sind zuständig für das Jugendzentrum am LunaPlatz: Die Einrichtung des „Vereins Jugend & Freizeit“ ist etwas anders als die übrigen Linzer Jugendzentren: Der Luna-Jugendklub steht an zwei Tagen pro Woche nur Mädels und jungen Frauen zur Verfügung.
- Warum wurde der Mädchenschwerpunkt eingeführt? Kommen weibliche Besucher ansonsten nicht in das Jugendzentrum?
Kastner und Speigner: Sie kommen schon, aber 80 Prozent der Besucher sind Burschen. Die dominieren meist über die Mädchen. Darum sind bei uns im Luna-Jugendzentrum Donnerstag und Samstag Mädelstage. - Warum gibt es dieses Jugendzentrum erst seit 2009, einige Jahre nach der Eröffnung der Solar-City?
Zunächst gab es im Seelsorgezentrum einen Jugendtreff, aber die Pfarre brauchte den Raum dann selbst. Jugendliche sammelten Unterschriften für einen neuen Treffpunkt. - In Auwiesen gab es im Jugendzentrum heftige Spannungen. Wie ist die Situation hier?
Jeder Stadtteil hat seine Eigenheiten. Bei uns gibt es viel weniger Spannungen, wohl weil in der Solar-City Kinder und Jugendliche in den Familien grundsätzlich gut aufgehoben sind.