Muren, Schneefall und Überflutungen: "Die Situation ist einfach nur schlimm"
PERG/VÖCKLABRUCK. Seit vergangenem Donnerstag hielt der Dauerregen in Oberösterreich an und die Wassermassen wurden zunehmend zur Herausforderung für die Feuerwehren. Seither galt es 1500 Einsätze zu bewältigen, 330 Wehren boten insgesamt 10.000 Feuerwehrleute auf, die in Summe 18.000 Stunden auf den Beinen waren, wie ein Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos gestern informierte.
Am angespanntesten ist die Lage im Bezirk Perg, aber Hochwasser und Fluten haben mittlerweile im ganzen Land Spuren hinterlassen. So zum Beispiel auch in Frankenmarkt im Hausruckviertel, wo am Sonntag in der Ortschaft Steinleiten ein Hang ins Rutschen geriet, die Mure beschädigte die Terrasse eines Wohnhauses am unteren Ende des Steilhanges. Die Feuerwehrleute errichteten eine provisorische Drainage, um das Wasser abzuleiten.
Mure und Flut auf Gnadenhof
Voll erwischt hat eine Mure den Gnadenhof von Aloisia Walter in Dimbach (Bezirk Perg). Auf einer Breite von rund 50 Metern ist nicht nur eine als Pferdekoppel genutzte Wiese etwa einen halben Meter hoch von Geröll bedeckt: Die Rutschung hat auch die Trinkwasserversorgung des Hofs mitgerissen. Die Bewohner sowie rund 150 Tiere versorgen sich seit Sonntag aus einem mobilen Tank, den die Feuerwehr provisorisch zur Verfügung gestellt hat. Dieser muss aber bald zurückgegeben werden.
Nicht nur die Mure bereitet der Besitzerin Kopfzerbrechen: Der direkt am Hof vorbeiführende Sarmingbach hat bereits am Samstag beinahe sämtliche Koppeln für Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen bis zu einem Meter hoch überschwemmt. Für alle Tiere mussten provisorische Unterstände errichtet werden. Mit Hilfe von Bekannten haben Walter und ihr Mann 17 Pferde evakuiert und bei benachbarten Pferdehöfen untergebracht. Zudem hat das Hochwasser die Stallungen und Futtervorräte am Hof teilweise vernichtet.
"Die Situation ist einfach nur schlimm", sagte Aloisia Walter beim gestrigen Lokalaugenschein der OÖNachrichten: "Ich weiß momentan wirklich keinen Ausweg mehr." Ihre große Hoffnung ist, dass sich Menschen finden, die mit Geldspenden das Überleben der Tiere auf dem "Gnadenhof der Herzen" sichern.
Vier Meter hohe Schneewehen
Am Traunsee ist die Lage angespannt, aber nicht dramatisch. Die Energie AG hat beim Traunkraftwerk in Gmunden die Schleusen geöffnet und konnte damit die Ufergemeinden bislang vor Überflutungen bewahren. "Derzeit hat das Kraftwerk eine Abflussmenge von 400 Kubikmetern pro Sekunde", sagt Karin Strobl, Sprecherin der Energie AG auf OÖN-Anfrage. Der Wasserspiegel des Traunsees ist derzeit rund einen Meter über dem Normalwert, etliche Stege stehen unter Wasser. "Die Regenpause hat uns am Montag eine Verschnaufpause gegeben", sagt Gmundens Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP). Rund um den See sind manche Bereiche zur Sicherheit gesperrt, in Gmunden die Traunpromenade, die Orter Allee beim Schloss Ort und auch die Tiefgarage nahe des Seeufers.
Im inneren Salzkammergut haben die Almbauern vor dem Wetterumschwung ihr Vieh vorzeitig und gerade noch rechtzeitig ins Tal gebracht. In Gosau hat es in den vergangenen Tagen bis auf den Talboden auf 750 Meter Seehöhe geschneit. Auf der Rossalm auf 1387 Meter zwischen Gosau und Hallstatt liegt rund ein Meter Neuschnee, Hüttenwirtin Elisabeth Huber hat deshalb die Saison beendet. Auf der Iglmoosalm in Gosau liegt ein halber Meter Schnee, Hüttenwirtin Andrea Höllmüller sperrte vorübergehend zu, hofft aber noch auf den Wanderherbst.
Martin Scherr, Betreiber der Adamekhütte (2196 Meter) am Dachsteinplateau berichtet von bis zu vier Meter hohen Schneewehen. Er sperrte zwei Wochen früher zu als sonst und rät von hochalpinen Unternehmungen dringend ab. (staro/lebe/ebra)
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