Franz Steininger: Die letzte Reise
Auf den Urlaub in Umag mit Ehefrau Gerlinde hat sich Franz Steininger, 57 Jahre, aus Puchenau, besonders gefreut. Reisen war die große Passion des Gemeindebeamten.
"Wir haben kurz vor seinem Urlaub noch geplaudert, weil auch ich meine Ferien in Kroatien gebucht habe. Das war am 27. Juli", sagt Bürgermeister Gerald Schimböck.
Einige Tage später erhielt der Ortschef einen traurigen Anruf aus der Heimat: Die Lebensreise seines Mitarbeiters Franz Steininger, der aufgrund einer Kinderlähmung in jungen Jahren an einer Gehbehinderung litt, endete abrupt. Franz, der in der Gemeinde ob seiner Verlässlichkeit und seiner Umsichtigkeit sehr geschätzt wurde, brach am zweiten Urlaubstag im Hotellift zusammen, wachte nicht mehr auf.
"Dann haben wir ihn getragen"
"Wir können noch immer nicht glauben, dass Franz nicht mehr ist. Er fehlt uns sehr. Er war ein sehr verlässlicher Kollege. Und Freund", sagt Amtsleiter Manfred Arnezeder, der gemeinsam mit Steininger die Volksschule besuchte und sich gerne an gemeinsame Skiausflüge in jungen Jahren und viele lustige Feiern erinnert.
"Franz war sehr gesellig und immer mit dabei. Wir haben ihn sehr geschätzt. Trotz seines Handicaps. Und wenn er nicht mitgehen konnte, haben wir ihn eben getragen."
Diese lebenslustige, fröhliche Art ihres Mannes, der bereits seine ersten beruflichen Schritte als Ferialpraktikant im Gemeindeamt Puchenau tat, fehlt auch Gerlinde Steininger besonders. Ihre gemeinsame Geschichte begann, wie sie endete: auf einer Reise. "Wir lernten uns vor 34 Jahren in Griechenland kennen. Vor 31 Jahren haben wir geheiratet", erzählt die Puchenauerin. Vor 29 Jahren kam Christian zur Welt. Ihm war Franz Steininger ein sehr liebevoller und verständnisvoller Vater.
Genauso sorgsam wie um seinen Sohn kümmerte sich der 58-Jährige auch um die Anliegen der Bürger. "Franz saß am Empfang beim Bürgerservice und war für viele der erste Ansprechpartner am Telefon und im Gemeindeamt. Viele kamen mit ihren großen und kleinen Wehwehchen zu ihm", erzählt Gerlinde Steininger.
Die eigenen Probleme – die zunehmende Gehbeeinträchtigung – stellte ihr Gatte hintan. Obwohl er nicht mehr ständig an Ausflügen teilnehmen konnte, versuchte er seine Freunde und Kollegen bei Treffen immer zu begleiten. Auch bei der Puchenauer Gemeindewanderung, die für Herbst geplant ist.
"Franz war der Erste, der nach der Strecke fragte. Er hätte zwar nicht mitgehen können, aber er wollte uns bei der Ankunft empfangen. Er wird uns auf unserer Tour bestimmt begleiten", sagt Arnezeder, der am kommenden Freitag den letzten Weg seines Freundes, Kollegen und Wegbegleiters gehen wird: Das Begräbnis von Franz Steininger findet am 11. August um 10 Uhr in der Friedhofskirche Puchenau statt.