Ein großer Historiker hat seine letzte Geschichte geschrieben
Ein Nachruf auf den Historiker und Theologen Georg Wildmann aus Linz.
Ein einzigartiger Wissenschafter, ein überzeugter Theologe und sogar ein "lebendiges Geschichtsbuch" – Georg Wildmann hat in seinem Leben viele Rollen übernommen und hat dabei aber eines nie verloren: die tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat, die ihn sein ganzes Leben über geprägt hat.
Als erster von drei Söhnen der Kaufmann-Familie Wildmann kam Georg 1929 in Filipowa in der Republik Serbien zur Welt und absolvierte hier seine ersten Schuljahre, bis er mit fast 16 Jahren vom jugoslawischen Partisanen-Regime im Jahr 1945 zu mehrmonatiger Zwangsarbeit im Arbeitslager und Vernichtungslager Gakowa verpflichtet wurde. "Mein Mann hat oft von seinen Erlebnissen in Filipowa erzählt. Mehr als 220 Männer, Väter, Söhne, Brüder wurden hier getötet und er musste mitansehen, wie sie in einem Massengrab verscharrt wurden", erzählt seine Frau Erika. Im Jahr 1946 gelang der Familie die Flucht nach Österreich.
Von der Lehre der Kirche stets geprägt, entschied sich Georg Wildmann für das Studium der Philosophie und Theologie in Linz und in Rom, wo er 1956 zum Priester geweiht wurde. Doch dies sollte nicht seine Bestimmung sein. Denn als Religionslehrer lernte er in Linz eines Tages die Hauswirtschaftlehrerin Erika Wendtner kennen – und lieben. "Es war nicht einfach für Georg, er hat lange mit seinem Gewissen gehadert. Das hat uns aber gezeigt: Wir gehören zusammen. Unsere Liebe hat gesiegt", erinnert sich seine Frau. Nach der kirchlichen Dispens führten die beiden fast 50 Jahre lang eine glückliche Ehe, die durch die beiden Kinder Markus und Elisabeth vollkommen wurde.
Neben der Theologie und seiner Familie vergaß Georg Wildmann aber nie diejenigen, die wie er selbst aus seiner Heimat vertrieben worden waren. Seit 1975 engagierte er sich für die Donauschwaben, die in Österreich ansässig wurden. In einem fünfteiligen Geschichtsband – den letzten vervollständigte Wildmann erst vergangenes Jahr – arbeitete er die donauschwäbische Geschichte auf und hinterlässt den weiteren Generationen sein umfangreiches Wissen, das bald auch in einem Museum in Marchtrenk gesammelt werden soll, erzählt Bürgermeister und Landesobmann der Donauschwaben Paul Mahr.
Nach einer schweren Krankheit schloss Georg Wildmann am 9. April im Beisein seiner Familie für immer die Augen. Die Totenwache findet am Donnerstag, 21. April, um 19 Uhr in der Pfarrkirche Christkönig in Urfahr statt.