Oberwanger Konradkirche als stille Zeitzeugin der Epidemien von einst
OBERWANG. Vor 1000 Jahren wurde der Ort durch eine Pestwelle vollständig ausgerottet.
Die Konradkirche in Oberwang, die vor kurzem mit einem schönen neuen Dach eingedeckt wurde, ist auch eine stille, steinerne Zeitzeugin für frühere Epidemien.
"Unsere Vorfahren waren – so wie wir – von Krankheitserregern betroffen", sagt der Oberwanger Andreas Pillichshammer, der sich intensiv mit der Geschichte der Kirche selbst, aber auch seiner Heimatgemeinde generell beschäftigt hat. "Auch wenn unsere Altvorderen praktisch nichts über die Ursachen wussten, weil es damals noch keine Mikroskope gab und der kühle wissenschaftliche Blick durch magische Vorstellungen verzerrt war, so wussten sie doch das Entscheidende: Kontakt wirkt ansteckend."
So versteht man die kleine überdachte Stufe an der Rückseite der Kirche erst wirklich. Pillichshammer präzisiert: "Es ist keine Tür, die zugemauert wurde, sondern ein Stehplatz, um dem Gottesdienst von außen beizuwohnen. Dieser musste von Leuten mit Hautkrankheiten oder vielleicht auch stinkenden Krankheiten eingenommen werden."
Der Zutritt zur Kirche war verwehrt, doch sehend und hörend konnte man durch das Gitter trotzdem dabei sein und dem Zechprobst seine Gabe in den Klingelbeutel hineinreichen. "Die Forderung nach Abstand, also dem Babyelefanten, war damals so selbstverständlich wie heute", weiß Pillichshammer. "Den Totengräbern der Pestzeit war bewusst, dass ihre eigene Lebenszeit nicht mehr lange währen wird. Sie waren die damaligen Helden des Alltags."
Die Gemeinde Oberwang wurde vor ziemlich genau 1000 Jahren durch eine Pestwelle vollständig ausgerottet. Langsam wurde die Gegend mit bayerischen und ungarischen Migranten wieder besiedelt. "Vielleicht war genau die Geschichte ihres Ortes der neuen Oberwanger Bevölkerung eine Lehre, und es wurde deshalb beim Bau der Konradkirche dieser Sonderplatz für Leute mit ansteckenden Krankheiten geschaffen", vermutet Pillichshammer und ergänzt: "Die Geschichte Oberwangs zeigt noch eines – unterm Strich sind wir alle Ausländer."
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