35 Jahre im Rallye-Auto: Jubiläum für Beifahrer-Ikone Sigi Schwarz
KLAUS AN DER PYHRNBAHN. Einige Fahrer in der österreichischen Rallye-Szene könnten mittlerweile seine Söhne sein. Doch von seiner Begeisterung zum Rennsport hat Co-Pilot Sigi Schwarz noch nichts eingebüßt. Dieses Jahr feiert der Wirt des Gasthauses Kaiserin Elisabeth in der Steyrling sein 35-jähriges Jubiläum im Rallye-Auto und strotzt vor Tatendrang. "Aufgrund der Corona-Lage ist es derzeit unsicher, wann es wieder Rennen in der Staatsmeisterschaft geben wird. Sobald gefahren wird, werde ich mit Kris Rosenberger fünf Rennen im Porsche bestreiten."
Mit Rosenberger erlebte Schwarz auch Anfang der 1990er-Jahre einige "wilde" Jahre im Rallye-Zirkus. "Sigi ist zu einem Zeitpunkt bei mir eingestiegen, als sich das keiner getraut hat. Ich habe im ersten Jahr drei Beifahrer verbraucht, ich hatte in jeder zweiten Rallye einen Unfall", sagt Rosenberger. Mit Sigi Schwarz fuhr Rosenberger auf Anhieb eine ganze Saison ohne einen einzigen Unfall. "Er hat Ruhe reingebracht."
Rosenberger sei immer ein solider, guter Autofahrer gewesen, sagt Schwarz. "Er war immer lustig, hat immer gekämpft, wollte niemals aufgeben." Und das sogar, wenn das Auto streikte und kaum mehr an ein Weiterfahren zu denken war. "Er sagte: ‘Sigi, hau dich auf die Motorhaube und betätige das Gasseil, wir schaffen das!’ Es war heiß – ich habe mir den Hintern verbrannt und hatte eine Riesenblase und Verbrennungen, weil der Turbo sehr heiß war. Aber das war in dem Moment völlig egal – Hauptsache, wir kommen ins Ziel. Weil wir uns gegenseitig angespornt haben." So kam der erste Staatsmeistertitel: "Ich wurde als Beifahrer Meister – weil der siegreiche Fahrer seinen Beifahrer gewechselt hatte."
Hunderettung in Portugal
Mit Rosenberger bestritt Schwarz auch seine ersten internationalen Rallyes. Die erste Portugal-Rallye bleibt ihm dabei besonders in Erinnerung: "Wir waren besichtigen, da hörte Kris beim Pinkeln ein Hundegebell. Da haben wir einen Babyhund gefunden. Dem haben wir das Leben gerettet. Kris hat den Hund mitgenommen. Wir haben ihn bei der Besichtigung in die Helmbox gegeben und haben ihn Cossie getauft, weil wir mit einem Cossie fuhren – und wir waren die Könige bei dieser Rallye, weil alle, von Colin McRae beginnend, den Hund sehen wollten." Ein Mechaniker habe den Hund schließlich mit nach Österreich genommen und ihn behalten. Neben großen Rallyes wie der Barum-Rallye vor 100.000 Zuschauern sei auch die Arbeit als Schotterspion für den deutschen WM-Fahrer Armin Schwarz spannend gewesen. "Wir waren in Neuseeland, Australien, Korsika und Griechenland. Es ist auch eine ganz andere Verantwortung, wenn ich für jemand anderen den Schrieb ändere oder für mich selbst." Es folgten einige Saisonen mit Willi Stengg und eine Saison mit Achim Mörtl, mit dem er seinen zweiten Staatsmeistertitel gewann.
Nach diesem Titel verabschiedete sich der Gastwirt von der Rallye-Bühne, um sich verstärkt um seinen Betrieb zu kümmern, ehe ihn Gerwald Grössing zu einem Comeback überredete. Mit Grössing erlebte Schwarz weitere Erfolge, aber auch zwei schwere Unfälle bei der Rebenland- und der Schneebergland-Rallye, bei denen Schwarz auch schwere Verletzungen erlitt, die eine längere Reha nötig machten. Ein Karriereende war dennoch kein Thema. Zuletzt war der 53-Jährige mit Gerhard Aigner, Nachwuchsmann Simon Wagner und wieder mit Rosenberger unterwegs.
Zum 35-jährigen Jubiläum denkt Schwarz auch gerne an seine allerersten Rallyes. Sein Debüt gab er bei der Jänner-Rallye 1986 mit Ronald Grasegger. Am Ende des gleichen Jahres und im Jahr drauf fuhr Sigi Schwarz mit dem Kirchdorfer Raphael Sperrer: "Mit dem Citroen Schwertwagen, einem CX GTI – der war ein richtig fettes Gerät, dann ein Jahr mit dem Lancia Delta." Auch Sperrer erinnert sich gerne zurück: "Wir waren beide Nackapatzl. Zwei Kremstaler auf der Suche. Das darf man sich nicht so professionell vorstellen. Wir haben einfach nur geschaut, wie weit wir kommen. Nach dem Motto: Was ist außerhalb vom Kremstal sonst noch los?" (mini)
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