STEYR. Mit dem "Steyrer Weg" schickt sich die Stadt als erste Oberösterreichs an, Lebensräume so zu gestalten, dass Menschen in schwierigen Lebenssituationen besser zurechtkommen.
Pionierarbeit dürfte die Stadt Steyr mit der Umsetzung eines neuen Konzepts in der Sozialarbeit geleistet haben: Als erste Stadt Oberösterreichs und nach Graz als zweite Österreichs hat Steyr die Jugend- und Familiensozialarbeit auf neue Beine gestellt und das Konzept der Sozialraumorientierung umgesetzt. Am Dienstag wurde das erste von zwei geplanten Zentren, jenes an der Hafnerstraße auf der Ennsleite, eröffnet.
Der Weg dorthin dürfte durchaus ein nicht immer konfliktfreier gewesen sein. Das Ergebnis jedoch sollte diese Mühen wert gewesen sein. Steyr habe Innovationskraft für sozialen Fortschritt bewiesen, sagte der zuständige Landesrat Michael Lindner (SP) in seiner Rede und sprach vom "Mut, aus gewohnten Bahnen auszubrechen". Vizebürgermeisterin Anna-Maria Demmelmayr-Durst, einst selbst in der Magistrats-Fachabteilung für Jugendhilfe und soziale Dienste beschäftigt, fiel gar ein Stein vom Herzen. Sie dankte für Mut, Energie und Ausdauer: "Mit der Sozialraumorientierung sind wir auf dem richtigen Weg, zum richtigen Zeitpunkt und mit den richtigen Menschen. Wir haben mit der Arbeit in den Stadtteilen ganz neue Möglichkeiten, um Kindern und Jugendlichen die Chance auf ein gelingendes Leben zu geben."
Beim Konzept der Sozialraumorientierung gehe die Arbeit über die herkömmlichen Einzelfallhilfen hinaus direkt in die Wohngebiete. Ziel sei es, "Lebensräume und Verhältnisse so zu gestalten, dass es Menschen schaffen, in schwierigen Lebenslagen besser und selbstbestimmter zurechtzukommen", sagte Heimo Hirschmann von der Grazer FH Joanneum, der die Umsetzung des Konzepts in Steyr begleitet. Es gehe darum, zu eruieren, was der Einzelne zur Verbesserung seiner Situation beitragen könne, was sein Umfeld sowie sein Sozialraum und erst danach, welchen Beitrag soziale Arbeit leisten müsse. Das in der Stadt umgesetzte Konzept sei nicht kopiert, sondern eigenständig, sagte Hirschmann: "Der Steyrer Weg."
Dieses Konzept "ermöglicht es uns, Spielraum für soziale Arbeit zu schaffen", sagte Mario Ferrari, Leiter der Magistrats-Fachabteilung für Jugendhilfe und soziale Dienste. Zudem solle der zielgerichtete Einsatz der Finanzmittel außergewöhnliche Steigerungen der Kosten vermeiden. Es gelte, "die Widerstandskraft sozial schwächerer Familien zu stärken, sie zu unterstützen, Netzwerke zu bilden, mit dem Ziel, dass sie ohne Hilfe besser selbstständig leben."
"Durch die Anwesenheit im Lebensumfeld der Menschen wird es bessere Möglichkeiten der Prävention geben", sagte Bürgermeister Markus Vogl, der die Kosten dieses Konzepts ansprach, aber auch die ideale Nachnutzung der ehemaligen Jugendherberge betonte. Zudem nützen Vereine mit ihren Beratungsangeboten das Haus. Die Angebote im Sozialraumzentrum erstrecken sich von Familiensozialarbeit über die städtische Eltern-/Mutterberatung bis zu Beratungsangeboten für Familien.
Das zweite Sozialraumzentrum wird im Herbst im Stadtteil Resthof am Grandyplatz entstehen.
Super. Ist in Steyr leider eh dringend notwendig.