Ulrike und Leopold Gangl erhielten den Amstettner Sozialpreis
AMSTETTEN. Das Ehepaar wurde für seine jahrzehntelange Unterstützung unzähliger Flüchtlingsfamilien ausgezeichnet.
„Flüchtlingsarbeit funktioniert vor allem durch Vorleben“, sagen Ulrike und Leopold Gangl aus Überzeugung. Für ihr außerordentliches Engagement wurde das Ehepaar nun mit dem Sozialpreis der Stadt Amstetten ausgezeichnet.
„Ulrike und Leopold Gangl stehen seit Jahrzehnten für gelebtes Miteinander. Ihr Wirken, mit dem sie unzählige Familien unterstützt haben, ist vorbildhaft. Ihr Engagement überwindet – im wahrsten Sinne des Wortes – Grenzen“, gratuliert Bürgermeister Christian Haberhauer zur Auszeichnung. „Es ist wichtig, so engagierte Menschen vor den Vorhang zu holen. Sie dienen als Vorbilder und motivieren andere sich für ihre Nächsten einzusetzen“, ergänzte Gemeinderätin und Ausschussvorsitzende Sarah Hörlezeder.
„Unsere Flüchtlingsarbeit hat mit dem Engagement für vietnamesische Flüchtlinge in den 1980er-Jahren begonnen. Wir waren in der Pfarre St. Marien in der Jugendarbeit aktiv, wo damals Familien über eine Pfarrpatenschaften aufgenommen wurden. Wir betreuten hauptsächlich Jugendliche und unterstützten bei der Arbeitssuche“, erzählt Leopold Gangl über die Anfänge. 1980 bekam Leopold Gangl für seinen Einsatz vom Innenminister bereits das goldene Verdienstkreuz verliehen. Ab 1992 betreute das Ehepaar eine bosnische Familie. Der Erstkontakt wurde über die Pfarre St. Stephan aufgenommen. „Hier kümmerten wir uns vor allem um die Kinder und machten viele gemeinsame Unternehmungen. Auch heute haben wir gelegentlichen Kontakt mit der Familie“, sagt Ulrike Gangl.
Ab 2005 fand in Amstetten der Tibet Basar statt. In diesem Rahmen lernten die beiden Hermine Naderer kennen, mit der sie bis heute bei ORA zusammenarbeiten. Mit dem Reinerlös des Tibet Basars konnte der Bau eines Österreich-Hauses im Kinderheim in Dharamsala finanziert und Kinderpatenschaften vermittelt werden. Leopold Gangl konnte noch im selben Jahr mit einer Reisegruppe das tibetische Kinderheim besuchen und traf dabei den Dalai Lama. „Seit 2008 sind wir bei ORA laufend tätig“, sagt Leopold Gangl. Sachspenden werden nach Ardagger gebracht und von dort nach Albanien, Rumänien und Ungarn verteilt. Auch hier waren die beiden bei Auslandsreisen dabei.
Ihre aktive Mitarbeit bei „Willkommen Mensch“ hat 2015 begonnen. „Im Rahmen der Familienzusammenführung wurden unzählige Fahrten zum Flughafen getätigt. Wir unterstützen die Familien bei der Wohnungssuche, der Registrierung in Traiskirchen und koordinierten Möbeltransporte für syrische und kurdische Flüchtlinge. Ein weiterer Bereich war die Begleitung zu Arztterminen oder bei Behördengängen.“ Das Team von „Willkommen Mensch” registrierte seit 2022 mehr als 600 Vertriebene aus der Ukraine. Durchschnittlich 50 bis 60 Personen werden beim wöchentlich stattfindenden „Willkommenscafé“ betreut.
„In all den Jahren haben wir viele Menschen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern mit den verschiedensten Glaubensrichtungen kennenlernen dürfen. Jeder Kontakt war eine Bereicherung. Wir durften, immer gemeinsam mit einem großartigen Team, Menschen in Krisensituationen unterstützen. Dadurch sind wichtige Freundschaften entstanden“, sagt Ulrike Gangl. Von März bis Juli war Leopold Gangl im Krankenhaus. In dieser Zeit unterstützte ein Flüchtling aus der Ukraine Uli bei der Gartenarbeit. „Yasser und seine Familie, syrische Flüchtlinge, wurden über die Jahre für uns zu Familienmitgliedern. Auch er hat uns in dieser Krisensituation viel beigestanden und uns unterstützt“, erzählt sie und fügt hinzu: „In dieser Zeit waren auch die Teams von Willkommen Mensch und ORA für unsere Familie eine wichtige Stütze.“