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Wunden von Kaprun sind auch nach zehn Jahren nicht verheilt

Von Von Friedrich M. Müller, 11. November 2010, 00:04 Uhr
Wunden von Kaprun sind auch nach zehn Jahren nicht verheilt
Vor zehn Jahren wurde das Rathaus zum öffentlichen Ort der Trauer. Bild: OÖN

WELS. Heute vor zehn Jahren hielt die ganze Stadt den Atem an, als nach und nach das wahre Ausmaß der Katastrophe von Kaprun deutlich wurde. In vielen Familien ist der Schrecken auch jetzt noch nicht vorbei.

32 Welser verloren beim Seilbahnunglück ihr Leben: Kinder trauern um ihre Eltern, Väter und Mütter um den Nachwuchs, Eheleute um den Partner. Viele Opfer waren Teilnehmer einer von Magistratsarbeitern organisierten „Fahrt zum ersten Schnee“. Einige besuchten das Kitzsteinhorn, weil ihr Arbeitgeber zum Saisonauftakt einen Snowboard-Event organisiert hatte.

Der heutige, zehnte Jahrestag der Katastrophe lässt wieder alte Wunden aufbrechen. Betroffene wollen nicht darüber sprechen – schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Noch heute meiden einige Angehörige das Grab ihrer Liebsten, andere pilgern täglich hin. Sie haben dort einen Platz für ihre unvorstellbare Trauer gefunden. An den Folgen von „Kaprun“ gingen Ehen zu Bruch, verloren Menschen ihren Arbeitsplatz, weil sie nicht mehr belastbar sind, weil sie Erinnerungen nicht verarbeiten konnten. Noch immer befinden sich Angehörige in psychologischer Betreuung.

Besonders die Zeit rund um den Jahrestag des Unglücks spült den unbeschreiblichen Schmerz an die Oberfläche. Das manifestiert sich in der Tatsache, dass etliche die heutige Trauerfeier in Kaprun meiden. Ein Grund ist auch, „dass sich nun wieder die Politik für uns zu interessieren beginnt“, wie eine Betroffene den OÖNachrichten schildert. Sie spielt auf die angekündigte Teilnahme von Bundeskanzler Josef Faymann und Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller an.

Freispruch, trotz Fehler

Zornig werden die Welser, wenn die Sprache auf die Freisprüche vor Gericht kommt. Der Welser Helmut Bieber plante für die Verhandlung ein Plädoyer. Er schwieg aber, als während des Verfahrens klar wurde, dass die Gletscherbahnen den Heizlüfter-Hersteller klagen. „Ich war überzeugt, dass damit die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Wenn ein Heizlüfter direkt an der Ölleitung montiert ist, brauche ich kein Hochschulstudium, um zu wissen, dass hier ein Fehler passiert ist. Das Öl hatte einen Flammpunkt von nur 92 Grad.“ Der Kfz-Fachmann machte zu Hause Brandversuche mit dieser Sorte von Öl, um den Wahnsinn zu verdeutlichen. Genützt hat das alles freilich nichts.

Eine Angehörige vergleicht mit einem Autounfall, den ein Alkoholisierter verursacht: „Er wird zur Verantwortung gezogen und verurteilt: Nur die Gletscherbahnen hatten nichts zu befürchten, weil über den Miteigentümer Verbund die Republik Österreich an Bord war.“

Dazu kommen in Wels Gerüchte, die nicht und nicht verstummen wollen: Spenden seien nicht vollständig an Hinterbliebene ausbezahlt worden. Landesgerichtspräsident Reiner Katzlberger leitete das Spendenkomitee: „Alles Geld wurde weitergegeben, wir nennen nur keinen Summen, um nicht Neid zu schüren. Woher die Gerüchte kommen, ist mir ein Rätsel.“

„Kaprun“ wird weiterhin das Leben vieler Welser beeinflussen. Eine Betroffene, die wie viele anonym bleiben will, sagt: „Nach dem Erdbeben in Haithi oder dem Tsunami in Thailand kommt sofort die Erinnerung wieder hoch.“

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1  Kommentar
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( Kommentare)
am 13.11.2010 10:36

bei solchen katastrophen sind die gerichtsgutachter, techniker und betreiber!

so was kann passieren und genau das gegenteil sollte der fall sein, ausser wir leben in afrika, soetwas darf heutzutage nicht mehr passieren!

und ruhe in der seele kann erst einkehren wenn auch die fehler an dem unglück gefunden werden und sühne, busse getan wurde!

das vermisse ich in der heutigen gesellschaft keiner will mehr fehler zugeben und verantwortung tragen, wanns um geld geht! ich vermisse den charakter der menschen die dafür zuständig waren und das
unrecht (justiz), welche fehler als gegeben hinnimmt! so kann nicht verziehen werden vergessen wird es sowieso nie!

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