Bachmann-Preisträger als neuer Welser Stadtschreiber
WELS. Tex Rubinowitz blickt literarisch auf die Stadt und seine Bewohner und schreibt wöchentlich eine Kolumne für die OÖNachrichten.
Verwirrend, das war der erste Eindruck von Tex Rubinowitz, als er am Welser Bahnhof ankam und entlang der Bahnhofstraße mit ihren drei Richtungsänderungen samt Unterbrechung durch die Eisenhowerstraße in die Innenstadt ging. Der neue Welser Stadtschreiber verwendet nur ein uraltes Nokia-Handy, hat also keinen Zugang zu einem Routenplaner. "In meiner Zeit hier als Stadtschreiber plane ich eine Initiative, in Wels neben den drei Bahnhofstraßen eine vierte in der Neustadt zu initiieren", sagt der Wahl-Wiener augenzwinkernd.
Schöne Plätze hat der 62-Jährige in der 65.000-Einwohner-Stadt auch bereits entdeckt: die Wege entlang des Mühlbachs beispielsweise oder den Welser Tiergarten mit seinen Bewohnern wie dem Marabu, dem Geier unter den Störchen, dem er den Namen Hans gegeben hat.
Antrittslesung im Hotel Hauser
Tex Rubinowitz ist der zehnte Welser Stadtschreiber und wird hier bis Mitte November literarisch tätig sein. Für ihn war auch der Ortswechsel verlockend. "Der Ortswechsel öffnet neue Räume, sich Gedanken zu machen", sagt er. Seine Antrittslesung findet morgen, Samstag, um 19.30 Uhr im Hotel Hauser in der Bäckergasse statt. Immer mittwochs wird in den OÖNachrichten eine wöchentliche Kolumne des Gewinners des Ingeborg-Bachmann-Preises 2014 erscheinen.
Viele kennen Rubinowitz vor allem auch für seine Karikaturen für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen. Außerdem ist er als Schauspieler und Musiker tätig.
Aufgewachsen ist Tex Rubinowitz in Lüneburg in Norddeutschland, einer Stadt, die von der Einwohnerzahl vergleichbar mit Wels ist. Nun in Wels Stadtschreiber zu sein, sei in gewisser Weise eine "Rache" an seine Heimatstadt. Dort hat er sich zweimal als Stadtschreiber beworben. Trotz des Gewinns einer der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum ist er allerdings abgelehnt worden.
Ende Oktober wird sein neues Buch "Dreh den Mond um" mit verschiedenen fantastischen Erzählungen erscheinen. Auszüge daraus wird er in Wels erstmals präsentieren, und zwar am 27. November um 19.30 Uhr im Black Horse Inn.
Die im Vorjahr mit Stadtschreiberin Irene Diwiak intensivierte Zusammenarbeit mit Schulen wird fortgesetzt. Rubinowitz will Kindern und Jugendlichen vermitteln, dass es auch noch andere Kommunikationsformen außer den sozialen Medien gibt. Er hat große Erfahrung mit Schreib- und Zeichenworkshops. "Kinder können sehr kreativ sein, wenn man es zulässt", sagt er, der selbst Schulabbrecher war. Geplant sind außerdem Lesungen an Schulen und kreative Angebote gemeinsam mit Buch.Zeit in Wels.
Tolle Sache so ein Stadtschreiber - für die Massenverblödung wird eh genug getan, jeder Kontrast dazu ist ein Gewinn ;-)