Wenn der Nikolaus zum gefragten Filmstar wird
GMUNDEN/BRAUNAU. Per Video oder mit Schutzmaske: Trotz Corona kommt Nikolaus.
"Hallo Hanna, dich hab ich heuer auf meiner Liste steh’n. Ich sag dir’s, dieses Jahr is’ aber alles anders, ich wär gern zu dir gekommen und hätt mit dir ein paar Kekserl gegessen", spricht der Nikolaus durch seinen dichten weißen Rauschebart in Richtung seines Gegenübers. Doch anstatt der kleinen Hanna steht da Jakob Grafinger, der die Rede des heiligen Nikolaus filmt.
Wegen der Corona-Krise hat sich Grafinger als Vorstand der Landjugend Gschwandt (Bezirk Gmunden) mit seinen Kollegen dieses Jahr für den 6. Dezember etwas Besonderes einfallen lassen: Um Abstandsregeln einhalten zu können, kommt in der kleinen Ortschaft der Nikolaus erstmals nicht von der Pfarre, sondern per WhatsApp-Videobotschaft zu den Familien.
Wie es zu der Idee kam? "Wir halten in der Landjugend schon alle Sitzungen online ab", sagt der 26-Jährige, der im Brotberuf Starkstrommonteur ist. "Da haben wir dann gesagt, dass der Nikolaus heuer ausnahmsweise auch online zu den Kindern kommen könnte."
31 Botschaften in 3,5 Stunden
So ließ sich das neue Team (bestehend aus zwei Heiligen, zwei nur kurz ins Bild huschenden Krampussen und zwei Filmern) die Namen, das Alter der Kinder und deren gute und weniger gute Taten heuer von den Eltern per WhatsApp zuschicken. Geworden sind daraus 31 persönliche, auf jedes Kind maßgeschneiderte Niklaus-Videobotschaften.
Gedreht wurden diese rund dreiminütigen Nachrichten am vergangenen Sonntagnachmittag. "Das ist eh zügig gegangen", sagt Grafinger, wenngleich die Sache dann doch ob der vielen gleichen Texte drohte, eintönig zu werden, wie er sagt. "Dann haben wir in der Pause a Seidel getrunken, dann hat’s wieder gepasst", lacht Grafinger. Auf das traditionelle Nikolaus-Sackerl müssten die Kleinen trotz allem nicht verzichten: "Die werden vom Nikolaus und seinen Helfern heuer einfach vor die Tür gelegt."
Auch in der kleinen Innviertler Gemeinde Geretsberg wollte man heuer den Nikolaus nur in Form kleiner vor den Häusern abgelegten Botschaften auftreten lassen. Damit aber das Brauchtum nicht auf der Strecke bleibt, habe man sich dann aber doch noch umentschieden, wie Landjugendobfrau Julia Grill (21) sagt.
So kommen in Geretsberg doch der Nikolaus und Grill in Gestalt als eines seiner Engerl persönlich, wenngleich Corona-bedingt mit Mund-Nasen-Schutz und nötigem Sicherheitsabstand, vor die Türen.
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