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Wenn die Natur die Grabpflege übernimmt

Von Karoline Ploberger, 13. April 2024, 08:45 Uhr
Wenn die Natur die Grabpflege übernimmt
Immer mehr Menschen entschieden sich für eine Beerdigung in der Natur, sagt der Steyregger Forstverwalter Niklas Salm-Reifferscheidt. Bild: Volker Weihbold

STEYREGG. Immer mehr Leute wählen den Wald oder eine Naturwiese als letzte Ruhestätte.

Keine Grabsteine, keine Kerzen und auch keine Blumenvasen sind auf dem Areal des Pfenningbergs zu sehen – einzig die Natur ist das gestaltende Element beim Waldfriedhof in Steyregg. Für Niklas Salm-Reifferscheidt, Forst- und Gutsverwalter und Altgraf von Steyregg, war es nie das Bestreben, in Konkurrenz mit der Kirche zu treten und den Friedhof neu zu erfinden. "Ich will der Kirche nicht im Weg sein, aber jeder, der heute nicht auf einem Friedhof liegen will, soll eine andere Möglichkeit haben", sagt Salm-Reifferscheidt, der das Projekt Waldfriedhof am Pfenningberg gemeinsam mit der Linz AG umsetzen möchte. "Die Tendenz hin zu Beerdigungen in der Natur ist zwar bei uns in Österreich noch nicht so stark, in Deutschland hingegen wird es immer mehr. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis es auch bei uns so weit ist. Und vor allem haben sich die Lebenssituationen der Leute stark geändert."

Grabpflege im Wandel

Waren früher Familien stark in einzelnen Gemeinden verwurzelt, so sind sie heute stark zerstreut. "Man ist früher an einem Ort aufgewachsen und auch dort gestorben, dann gab es meist ein gemeinsames Familiengrab und vor allem jemanden, der sich regelmäßig um das Grab gekümmert hat. Heute leben Verwandte oft hunderte Kilometer voneinander entfernt – das wird schwierig mit der Grabpflege", sagt der Forstverwalter. "Das wollen viele ihren Nachkommen nicht antun."

Auf rund zehn Hektar erstreckt sich das Areal auf dem Pfenningberg, das als Waldfriedhof genutzt wird. Den Platz, an dem man bestattet werden möchte, können die Personen selbst wählen, sagt Salm-Reifferscheidt. "Was wir aber vermeiden, ist, dass sich jemand einen Baum aussucht, bei dem er bestattet wird, und wo eine Platte mit dem Namen des Verstorbenen angebracht wird. Denn wer weiß, wie lang der Baum tatsächlich stehen bleibt." Die Urne werde auch mit einem Tonplättchen mit einer Seriennummer versehen, die Koordinaten sind bekannt, um notfalls den genauen Standort nachvollziehen zu können.

Friedhof als Wirtschaftszweig

Im Wald selbst deutet kaum etwas auf einen Friedhof hin – nur ein großer Granitblock erinnert an die Verstorbenen, deren Urnen auf dem Areal zu finden sind. Es solle schließlich eine bleibende Erinnerung geben, das erwarten sich auch die Angehörigen und Kunden, sagt Salm-Reifferscheidt, der den Waldfriedhof als zusätzlichen wirtschaftlichen Zweig ansieht.

"Die Forstwirtschaft geht leider den Bach runter. Der Klimawandel macht uns zu schaffen, dann kommen noch die gestiegenen Kosten bei Löhnen und Maschinen hinzu, und natürlich die ökologische Vorgehensweise im Sinne der Natur. Vieles wird nicht mehr so industriell gemacht wie noch vor einigen Jahren, auch die Rücksicht auf die Natur verursacht Kosten", sagt der Forstverwalter aus Steyregg. So werden etwa keine großen Kahlschläge mehr durchgeführt, die Arbeiten im Wald erfolgen kleinflächiger als früher. Zudem gerieten die Forstwirte durch die Öffentlichkeit immer mehr unter Druck – "Jeder möchte in die Natur und jeder Winkel wird von den Erholungssuchenden genutzt. Dadurch sind auch wir Forstwirte mehr und mehr eingeschränkt", sagt Salm-Reifferscheidt.

Eine große Wiese am Waldrand gibt den Blick frei auf den Luftenberg. Dieser Blick solle auch zum Verweilen im Waldfriedhof einladen, sagt Salm-Reifferscheidt. "Keine Düngung, kein künstlicher Eingriff. Wir pflegen die Wiese nur entsprechend, damit auch weiterhin die Wiesenblumen wachsen und den Ausblick nicht versperren. Den Rest darf die Natur selbst gestalten."

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Autorin
Karoline Ploberger
Redakteurin Oberösterreich
Karoline Ploberger
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4  Kommentare
4  Kommentare
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nordlicht (1.496 Kommentare)
am 13.04.2024 18:27

Eine traurige, armselige Vorstellung.

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detti (2.005 Kommentare)
am 13.04.2024 11:24

Eine sehr gute und nachhaltige Entwicklung. Wenn man schaut, wie viel Müll bei den Grablichtern entsteht und wie häufig die gezüchteten, pestizidverseuchten Blumen gewechselt werden, Wasser verbraucht wird und dann noch die unsäglichen Engerl von asiatischen Billiganbietern. Herrgott schau oba! Ich hoffe sehr auf einen Kulturwandel und ein weiteres Projekt im Mühlviertel.

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susisorgenvoll (17.113 Kommentare)
am 13.04.2024 12:40

Oh, wieder wer von der GRÜNEN Sippe! Ich hoffe sehr, dass sich unsere traditionelle Bestattungskulur hält!

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susisorgenvoll (17.113 Kommentare)
am 13.04.2024 08:48

Auch für Forstbesitzer ist ein Friedhof ein Geschäftszweig!

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