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"Wenn es ruhiger ist, begreift man erst, was passiert ist"

Von Sarah Kowatschek, 29. Juli 2024, 00:04 Uhr
"Wenn es ruhiger ist, begreift man erst, was passiert ist"
Bei der Fahrt Richtung Zwettl geriet die Mutter mit dem Auto auf die Gegenfahrbahn – mit katastrophalen Folgen. Bild: TEAM FOTOKERSCHI / MARTIN SCHARINGER

BAD LEONFELDEN. Als Thomas Schwarz am Freitagnachmittag an der Unfallstelle in Unterstiftung – entlang der B126 – ankam, lief bereits ein Großeinsatz. Mehrere Feuerwehren, Rettung, Hubschrauber und Polizei waren vor Ort. "Ich war bei der Alarmierung um 13.31 Uhr noch in der Arbeit und kam später dazu", sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bad Leonfelden.

Die Ersthelfer seien "wirklich auf Zack" gewesen. "Man sieht selten, dass das – von der Alarmierung bis zur Übergabe an die Einsatzkräfte – so gut funktioniert", sagt Schwarz. Trotzdem konnte das Leben der 34-jährigen Lenkerin nicht gerettet werden. Die Linzerin war mit dem Pkw, in dem auch ihre drei Kinder saßen, in einer langen Kurve auf die Gegenfahrbahn gekommen und in einen Lkw gekracht. Dabei überschlug sich das Auto. Mehrere nachkommende Fahrzeuglenker blieben stehen und kümmerten sich sofort um die Insassen.

Hitze als zusätzliche Belastung

Als Rettung und Feuerwehr am Unfallort eingetroffen seien, habe es eine nahtlose Übergabe gegeben, sagt Schwarz. "Die Einsatzkräfte haben alles versucht – aber ab und zu stößt man leider an seine Grenzen." Die Mutter wurde aus dem Wrack befreit, konnte aber nicht wiederbelebt werden. Die drei Kinder im Alter von drei, sechs und zehn Jahren überlebten den katastrophalen Unfall. Sie wurden nach der Erstversorgung ins Kinderspital nach Linz gebracht. Die drei lägen auf der Normalstation, teilte das Krankenhaus auf Nachfrage mit.

Besonders herausfordernd sei der Einsatz nicht nur psychisch gewesen, auch die Hitze habe den Feuerwehrleuten in der Sicherheitskleidung zu schaffen gemacht, sagt der Kommandant. "Wir müssen auch auf die Kameraden schauen, dass es niemanden umhaut, weil er dehydriert. Aber auch das hat gut funktioniert, alle waren versorgt."

Schon während des Einsatzes wurde ein SVE-Team gerufen. SVE steht für Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen. Es sei wichtig, besonders nach tragischen Ereignissen, diese aufzuarbeiten. "Der Lärm und der Stress während des Einsatzes sind belastend, noch stärker, wenn dann auch noch Kinder involviert sind. Während man arbeitet, funktioniert man, aber sobald es ruhiger wird und man Zeit zum Nachdenken hat, begreift man erst, was passiert ist." Mithilfe des SVE-Teams werden die Geschehnisse aufgearbeitet.

"Keine Maschinen"

Bei zwei geführten Gesprächen in kleineren Gruppen konnten sich die Einsatzkräfte nach Abschluss der Aufräumarbeiten austauschen und darüber sprechen, wie es ihnen ging. Auch Vieraugengespräche seien in diesen Situationen möglich. "Es ist freiwillig, niemand muss daran teilnehmen. Aber auch, wenn einem zum Beispiel erst ein paar Tage später bewusst wird, was passiert ist, und man dann darüber reden möchte, ist das SVE-Team telefonisch erreichbar", sagt Schwarz.

Um die Angehörigen der Familie zu verständigen, sei das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes hinzugezogen worden, so die Polizei. Diese Rettungskräfte sind speziell ausgebildet für solche belastenden Situationen. "Trotzdem sind sie keine Maschinen, auch sie müssen derartige Einsätze erst einmal verarbeiten" sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes.

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Autorin
Sarah Kowatschek
Sarah Kowatschek

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