Lichtermeer und Tränen in Kaprun
KAPRUN. „Jeder der 3652 Tage nach der Katastrophe war ein Tag der Verzweiflung und Enttäuschung“, sagte der Angehörige Werner Kirnbauer in seiner Rede vor 200 Trauergästen bei der Gedenkveranstaltung in Kaprun. Gestern vor zehn Jahren hatte er seinen Sohn verloren.
Ein Lichtermeer von hunderten Kerzen sowie Blumen und Kränze erinnerten in der Gedenkstätte an die 155 Menschen, die bei dem Seilbahnunglück gestorben waren. „Es liegt in unserer Verantwortung, dieses Ereignis nie zu vergessen“, sagte der Kapruner Bürgermeister Norbert Karlsböck an diesem feuchten, kühlen Novembertag.
Landesrettungskommandant Gerhard Huber, der damals den Rot-Kreuz-Einsatz leitete, stellte sich die Frage: „Hat das alles so sein müssen?“ Den Hinterbliebenen könne man nur sagen, dass bei dem Unglück niemand habe leiden müssen, weil der Tod blitzartig eingetreten sei, „aber Trost gibt es keinen“. Angehörige sagten mit Tränen in den Augen, sie hätten die Tragödie besser verarbeiten können, wenn die „Wahrheit“ ans Tageslicht gekommen wäre, wenn jeder zu seiner Verantwortung stehen würde. Vertreter der Gletscherbahnen stellten sich ihnen zum persönlichen Gespräch.
Kanzler Werner Faymann sagte: „Wir haben die Verantwortung, die Sicherheitsmaßnahmen auszubauen.“ Und Salzburgs Landeshauptfrau Gabriele Burgstaller meinte, dass es vielleicht leichter falle, das Unglück zu verarbeiten, wenn man bereit sei zur Versöhnung.