Kassenärzte in Österreich: Wie der Beruf attraktiver werden soll
WIEN. Die Ärztekammer hat am Mittwoch ihr "Regierungsprogramm" für den Gesundheitsbereich vorgestellt.
Darin formuliert sie ein "Bekenntnis zum Fortbestand des solidarischen Gesundheitssystems", sagte ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart bei der Präsentation in Wien. Es gebe bereits genug Ärztinnen und Ärzte, diese müssten aber in Österreich gehalten werden. Besonders betonte Steinhart dabei das "Prinzip des freien Berufes".
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Motivation statt Verbote
Es sollte demnach "keine Verbote, sondern Motivation für junge Ärztinnen und Ärzte" geben, forderte Steinhart. Dazu braucht es aus Sicht der Ärztekammer vor allem eine Flexibilisierung des Berufs. Im internationalen Wettkampf um junge Mediziner müsse man konkurrenzfähig bleiben, so der ÖÄK-Präsident.
Video: Die Ärztekammer präsentierte am Mittwoch in einer Pressekonferenz ihre Ideen
Generell wollte Steinhart die Gesundheit vor der Nationalratswahl als "wichtiges Thema einbringen". Dabei sah er großen Reformbedarf: "Wir haben ein noch funktionierendes System mit vielen Baustellen." Zu den Problemen zählte er besonders den Mangel an Personal und lange Wartezeiten. Eine "Bringschuld" ortete der Kammerchef bei der Politik.
"Verbesserungswürdiges System"
Ähnlich sah es Edgar Wutscher, Ärztekammer-Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte: "Wir haben ein gutes, aber verbesserungswürdiges System." In der Gesundheitspolitik werde viel über Geld gesprochen, dieses komme aber nicht dort an, wo es "sinnvoll und hilfreich" ist. Mit geplanten Verboten wie dem zuletzt diskutierten von Nebenbeschäftigungen für Wahlärzte mache es sich die Politik "zu leicht", befand Wutscher. Stellen müssten so gestaltet werden, "dass Ärzte gerne arbeiten".
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Dafür wünschte sich der Kurienobmann eine Flexibilisierung von Kassenstellen. Wenig hält er von "Musszeiten bei Ordinationen". Wer etwa Kinder habe, solle nicht gezwungen werden, am Nachmittag aufzusperren. Wutscher: "Wir brauchen lebensnahe Versorgestellen."
Weniger Bürokratie
Außerdem fordert die Ärztekammer einen Abbau von Bürokratie, etwa bei der Bewilligung von Medikamenten. Zusätzliches nichtärztliches Personal soll es auch für Einzel- und Gruppenpraxen geben. Eine "Zwei-Klassen-Medizin" sah Wutscher nicht: "Wir brauchen inzwischen die Wahlärzte für die Versorgung."
Rudolf Knapp, stellvertretender Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte, sah auch Probleme bei den leitenden Ärztinnen und Ärzten. Deren "Handlungsspielraum wird eingeschränkt". Deswegen wünschte sich Knapp Personal- und Finanzhoheit. Die Führungskräfte würden gerne Verantwortung übernehmen und sollten dazu auch die Möglichkeit bekommen. Knapp forderte weiters die Vereinfachung von Dokumentationsaufgaben.
Altersgrenze abschaffen
Abschaffen möchte die ÖÄK die Altersgrenze von 70 Jahren für Kassenärztinnen und -ärzte. Auf offene Ohren stößt sie damit beim Seniorenbund. Als "notwendig und zeitgemäß" bezeichnete Präsidentin Ingrid Korosec diese Maßnahme: "Gerade in Zeiten, in denen der Ärztemangel immer spürbarer wird, ist es unerlässlich, alle verfügbaren Ressourcen zu nutzen." Sie sah aber auch eine grundsätzliche Problematik. "Die Altersgrenze ist altersdiskriminierend und strikt abzulehnen", so Korosec in einer Aussendung.
Sinnvoller fände ich, die Ärzte nicht in das Krankenkassensystem zu zwängen, sondern die Leistungsabrechnung der Ärzte fair und transparent zu gestalten. Es ist nicht nachvollziehbar, warum ein Arzt ohne Kassenvertrag ein vielfaches verrechnen darf, als der Tarif vorsieht. Es ist auch nicht nachvollziehbar, dass ein Kassenarzt pro Patien grad 3 bis 5 Minuten aufwenden darf, um auf seine Kosten zu kommen.
Warum werden die Menschen, wenn sie krank sind, so behandelt, als wäre die Abrechnung mit der Versicherung ein unüberwindbares Hindernis, das man einem Menschen mit durchschnittlicher Intelligenz nicht zumuten kann. Warum wird der Kostenersatz so heimlichtuerisch gestaltet. Jede Person soll zum Arzt gehen, die Rechnung bezahlen und bei seiner Versicherung einreichen. Bei jedem anderen Versicherungsschaden geht das doch auch. Oder sind wir Durchschnittsmenschen nicht würdig zu erfahren, was die Behandlung kostet?
Bürokratievereinfachung wäre mit einer Vereinheitlichung der Kassenabrechnungen möglich... Ist aber auch nicht recht.
Einige gute Vorschläge! Im Wesentlichen geht es darum, dass sich die Ärzte (m/w/o) im Beruf wohl fühlen - dann werden sie bleiben und auch die Patienten wohl fühlen. Dazu wird es kein Universalrezept geben, wie die PVZ, die als Allheilmittel so forciert werden, sondern wohl eine Wahlmöglichkeit verschiedener Modelle, die zu der jeweiligen Lebenssituation passen. Ein Arzt gegen Ende seiner Karriere oder im Pensionsalter wird sich unter anderen Bedingungen wohl fühlen, als einer der gerade von der Ausbildung kommt oder jemand mit Schulkindern etc.
Wenn wir weniger Teilzeit-Ärzte wollen, wird es wohl Anreize geben müssen, dass mehr gearbeitet wird. Das Deckelungs-System vieler Krankenkassen, Zuverdienstgrenzen in der Pension oder die sehr steile Steuerprogression sind da sicher nicht förderlich.
mehr Arzt sein und weniger Bürokratie 😉