Mehr Websites mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern unter zehn
WIEN. Besorgniserregende Entwicklungen sieht das weltweit agierende Kinderrechtsnetzwerk ECPAT bei der sexuellen Ausbeutung und beim Missbrauch von Kindern.
"Es gibt einen noch nie da gewesenen Anstieg von Seiten im offenen Internet mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern unter zehn Jahren", konstatierte die Geschäftsführerin von ECPAT Österreich, Waltraud Gugerbauer, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien, wo das Netzwerk eine viertägige internationale Konferenz abhält.
Dabei wurde eines klar, wie ECPAT International-Geschäftsführer Guillaume Landry analysierte: Es gibt viele Defizite, und das beginnt bei der Gesetzgebung. "Wir belassen Kinder in einem Umfeld, das einfach nicht sicher für sie ist", sagte er unter Verweis auf das Internet. Wichtig wäre, auf die Anbieter zu schauen, "dass sie ihr Produkt als sicher für Kinder designen". Landry sprach sich hier für legislative Maßnahmen aus: "Die Anbieter wurden aufgefordert, das freiwillig zu tun. Aber das funktioniert nicht. Ich verstehe, dass die Privatsphäre wichtig ist. Aber eben auch die von Kindern."
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Polen bei Kinderschutzkonzepten führend
Gugerbauer begrüßte ausdrücklich, dass sich Österreich bei der Gesetzgebung zum Kinderschutz "unter den progressiveren Ländern" befindet, und nannte die Verankerung verpflichtender Kinderschutzkonzepte in Schulen. Begrüßenswert sei auch, dass den Schulen ein Jahr Zeit gegeben wurde, das Konzept zu entwickeln und umzusetzen. "Es reicht nicht, ein Konzept herzunehmen und den Namen der Schule einzusetzen. Das ist dann kein Konzept, sondern nur ein Papier."
Führend in Sachen Kinderschutzkonzepte ist laut Gugerbauer aber Polen. "Dort sind alle Strukturen verpflichtet, dort Kinderschutzkonzepte umzusetzen, wo Kinder sind." Das wünscht sich ECPAT auch für Österreich. Aber, so Gugerbauer, dafür benötige es auch Ressourcen, in den Budgets und beim Personal beispielsweise.
Keine Schutzeinrichtung für Opfer von Kinderhandel
Sie kritisierte darüber hinaus, dass es nach wie vor in Österreich keine Schutzeinrichtung für Opfer von Kinderhandel gibt. Entsprechende Bemühungen scheiterten an der Finanzierung. Wichtig sei die entsprechende Schulung von Fachkräften, weil internationale Vergleiche gezeigt hätten, dass mehr Betroffene identifiziert werden, wenn sie von entsprechend spezialisierten Menschen betreut werden und es Schutzeinrichtungen gibt. ECPAT führe nicht zuletzt deshalb Schulungen von Fachkräften zur Sensibilisierung, Identifizierung und Betreuung betroffener Kinder an.
Sexuelle Ausbeutung und Missbrauch von Kindern findet überall statt, auch und vor allem im Tourismus. Darauf wies Kerstin Dohnal, Leiterin des Bereichs "Schutz vor sexueller Ausbeutung von Kindern im Kontext von Reisen und Tourismus und in der Entwicklungszusammenarbeit" bei ECPAT Österreich hin. "Die meisten haben schon Beobachtungen in Zusammenhang mit der Ausbeutung von Kindern gemacht", sagte die Expertin. Etwa, wenn Kinder und Jugendliche abends animieren, in Bars zu gehen, oder etwas mit dem Bauchladen verkaufen. "Zu einer Zeit, wo Kinder nicht auf der Straße sein sollten."
Dohnal machte darauf aufmerksam, dass man bei entsprechenden Wahrnehmungen über die Kampagne "Gegen das Wegsehen" diese melden kann. In Zusammenhang mit dem Bundeskriminalamt wurde die Webseite www.nicht-wegsehen.at ins Leben gerufen, wo Reisende ihre Beobachtungen melden können. Sie wies überdies auf die Bedeutung von Tourismusunternehmen beim Kinderschutz hin.