Im Windschatten der EURO-phorie nimmt BYD Fahrt auf
BERLIN. Der chinesische Mobilitätspartner der Fußball-EM geht trotz Strafzoll-Gegenpressing in Österreich in die Offensive.
Es ist zwar eine (Fußball-) Europameisterschaft, die sich derzeit in Deutschland abspielt, bei den Werbepartnern der UEFA kickt China aber Europa an die Wand. Neben Hisense (Elektronik), Alipay (Zahlungsdienst), AliExpress (Versand) und vivo (Handy und Zubehör) nützt Autohersteller BYD (steht für "Build Your Dreams") dieses Fußball-Turnier im Autoland Deutschland als attraktive Werbefläche. Der angeblich bereits vor zwei Jahren vereinbarte Deal soll einen dreistelligen Millionenbetrag schwer sein und die Marke in Europa vom Nebendarsteller zum wichtigen Player auf dem Gebiet der E-Mobilität machen.
In Österreich ist BYD diesem Ziel schon sehr nahegekommen. Beflügelt vom schnellen Erfolg nach dem Marktstart vor eineinhalb Jahren hat Danijel Dzihic, Managing Director von BYD Austria, am Rande der EURO eine Modell-Offensive angekündigt. Dem Gegenpressing der EU durch die Strafzölle für chinesische Auto-Importeure will man ähnlich mutig entgegentreten, wie es Österreichs Fußballer zuletzt gegen die vermeintlich übermächtigen Niederländer getan haben. Der Ausgang der Partie ist bekannt: Österreichs siegte 3:2 und holte damit den Gruppensieg.
"Von einem Mann wie Ralf Rangnick können auch Unternehmer und Manager viel lernen. Seine Leadership, die Fähigkeiten, seine Mitarbeiter zu begeistern, da kann man sich einiges abschauen", war Dzihic vom Lauf der Dinge im ÖFB-Team begeistert. Er selbst dürfte auch kein übler Teamchef sein, denn BYD ist in der Verkaufsstatistik schon das, wovon Österreichs Fußball-Fans träumen: Europameister. Mit 934 verkauften Elektroautos im ersten Quartal des Jahres hält man in diesem Segment auf dem heimischen Markt einen Anteil von knapp sieben Prozent. Da ist von 15 europäischen Märkten momentan nur Irland besser aufgestellt, aber bald wird Österreich die Einser-Position übernehmen. "Wir haben schon im ersten Jahr vierstellig angeschrieben, das ist für einen Neueinsteiger außergewöhnlich. Jetzt schalten wir ein paar Gänge höher und sollten die Zahl der Neuzulassungen verdoppeln", sagt Dzihic, der im Jahr 2024 3000 Autos absetzen möchte. Nach fünf Monaten waren es 1218, damit rangiert BYD in den rot-weiß-roten E-Auto-Charts hinter Tesla (3392), BMW (2953) und Audi (1250), aber noch vor VW (1141) auf Platz vier. Dzihic: "Wir klopfen am Stockerl an."
Dolphin Mini als Preisbrecher
Eine Modelloffensive wird BYD in den nächsten Monaten einen zusätzlichen Drive geben. Aktuell haben die Chinesen sieben Modelle – vom kompakten Dolphin über den eleganten Seal bis hin zum Nutzfahrzeug-Schnäppchen ETP 3 (ab 19.400 Euro) – in den Schauräumen ihrer Händler, die zur Denzel-Gruppe zählen. Im Herbst kommt ein Facelift des siebensitzigen SUV Tang, zum Jahreswechsel folgen der kompakte Coupé Sea Lion und der Dolphin Mini. Dieser soll ein Türöffner zu einem großen Verkaufsvolumen sein. Den Preis will man unter 20.000 Euro halten.
Es wird nicht zuletzt von den aktuell diskutierten EU-Strafzöllen abhängen, ob das BYD-Credo, E-Autos zum Preis eines vergleichbaren Verbrenners anzubieten, weiterhin umgesetzt werden kann. Ab 4. Juli gibt es einen vorläufigen Aufschlag von 17 Prozent. Im November will die EU eine definitive Entscheidung treffen. Denzel-Vorstand Hansjörg Mayr über diese Zitterpartie mit offenem Ausgang: "Die Situation ist eine große Herausforderung. Auch für die europäische Zulieferindustrie." Im ungarischen Szeged wird BYD demnächst keine Träume bauen, sondern eine eigene Autofabrik. Damit sollte man mittelfristig auch etwaige Strafzölle umfahren können.