Die große Flucht vor Hurrikan "Milton"
TAMPA. Es ist eine der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte Floridas. Millionen von Menschen waren aufgerufen, die Westküste des Bundesstaats zu verlassen. in der Nacht auf Donnerstag dürfte der Hurrikan in der Nähe von Tampa auf Land treffen.
Allein im Ballungsraum Tampa leben mehr als drei Millionen Menschen leben. Mittwochmittag war der Sturm noch als Hurrikan der höchsten Kategorie eingestuft. Meteorologen hegten zwar die Hoffnung, dass er sich bis zum Abend leicht abschwächen würde, doch auch als Hurrikan der Kategorie vier barg "Milton" noch enormes Zerstörungspotenzial.
US-Präsident Joe Biden warnte, es könnte "der schlimmste Sturm seit mehr als einem Jahrhundert sein, der Florida trifft". Seinen für Ende dieser Woche geplanten Besuch in Deutschland hatte er, wie berichtet, zuvor bereits abgesagt.
Staus und Benzinknappheit
Tampas Bürgermeisterin Jane Castor und Floridas Gouverneur Ron DeSantis appellierten am Mittwoch nochmals eindringlich an die Bevölkerung, die Evakuierungsgebiete zu verlassen. Das gestaltete sich für viele aber schwieriger als gedacht.
Viele, die das Gebiet verlassen wollten, stießen auf Probleme: US-Medien berichteten über kilometerlange Staus, Treibstoffengpässe und ausgebuchte Hotels. "Für 60 Kilometer brauchten wir drei Stunden", zitiert die New York Times eine Bewohnerin, die auf dem Weg zu Verwandten in Pennsylvania war.
"Das nächste freie Zimmer, das wir noch kriegen konnten, war in Atlanta", berichtete Erin Roth aus Tampa den New-York-Times-Reportern. Atlanta, die Hauptstadt des Nachbarbundesstaats Georgia, ist rund 750 Kilometer von Tampa entfernt.
Bildergalerie: Nach "Helene": Hurrikan "Milton" steuert auf Florida zu
Galerie ansehenEine weitere Bewohnerin Tampas, die sich ebenfalls vor Hurrikan "Milton" in Sicherheit brachte, erzählte von acht Tankstellen, zu denen sie erfolglos auf der Suche nach Benzin gefahren sei. "Es gab nur noch Diesel, aber das half mir nichts." Erst bei der neunten Tankstelle, die sie aufsuchte, war noch Benzin vorrätig.
Gouverneur DeSantis kündigte an, Tankwagen mit Benzin-Nachschub nach Westflorida zu schicken. Die Lastwagen würden von Polizeieskorten begleitet.
Das Pentagon teilte mit, dass Tausende Nationalgardisten mobilisiert worden seien. Hubschrauber und hochwasserfähige Fahrzeuge stünden für Rettungseinsätze bereit. Notfallzentren im ganzen Bundesstaat wurden mit Vorräten bestückt, um unmittelbar nach dem Sturm schnelle Hilfe leisten zu können.
Einwohner der gefährdeten Gebiete versuchten vor dem Verlassen der Evakuierungszone, ihre Häuser sturmsicher zu machen. Tampas General Hospital ließ eine Flutmauer errichten, um als Klinik in Betrieb bleiben zu können.
Klimakrise erhöht Gefahr
Sorge bereiteten den Behörden auch bisher nicht geräumte Trümmer, die Hurrikan "Helene" bei seinem Durchzug vor nicht einmal zwei Wochen hinterlassen hatte. Befürchtet wird, dass herumliegender Schrott in bereits verwüsteten Gebieten sich mit dem nächsten Sturm in tödliche Geschosse verwandeln könnte. "Helene" hatte zu schweren Schäden in sechs Bundesstaaten im Südosten der USA geführt. Mehr als 220 Menschen kamen ums Leben.
Durch die Klimakrise steige sowohl die Häufigkeit als auch die Gefährlichkeit von Hurrikans, warnte am Mittwoch die "Wissenschafter-Initiative "World Weather Attribution". Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Je wärmer auch die Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen. Das erhöhe die Intensität der Hurrikans.