Unwetter: Zahl der Toten stieg europaweit auf mindestens 23
DRESDEN/WARSCHAU/ROM. Die Zahl der Toten bei der Flutkatastrophe in Europa ist auf mindestens 23 gestiegen, darunter fünf in Niederösterreich.
In Tschechien wurde ebenfalls ein fünfter Todesfall bestätigt, sagte Innenminister Vit Rakusan. In dem Land galten noch acht Menschen als vermisst, auch die Insassen eines Autos, das von einem angeschwollenen Fluss mitgerissen wurde. In den Hochwassergebieten von Polen bis nach Österreich kämpften die Einsatzkräfte indes vielerorts noch mit Wassermassen.
Überflutungen haben in Tschechien besonders die östlichen Landesteile Mähren und Mährisch-Schlesien getroffen und enorme Schäden hinterlassen. Präsident Petr Pavel besuchte inzwischen die Flutgebiete, darunter den stark betroffenen Kurort Jesenik im Altvatergebirge. Die Beseitigung der Schäden dürfte nach seiner Einschätzung noch Jahre dauern. In Jesenik stand zeitweilig die gesamte Innenstadt meterhoch unter Wasser. Häuser stürzten ein oder müssen wegen statischer Probleme abgerissen werden. An der Elbe in Nordböhmen unweit der Grenze zu Sachsen entspannte sich die Lage.
Hochwasserwelle erreichte Breslau
In Polen erreichte die Hochwasserwelle in der Nacht auf Donnerstag die niederschlesische Stadt Breslau. Der Wasserstand an der Messstation Trestno vor den Toren der Stadt betrage 6,31 Meter, sagte der Leiter des Meteorologischen Instituts bei einer Sitzung des Krisenstabes. "Hier sehen wir bereits eine Stabilisierung." Ein Pegelstand von 6,30 bis 6,40 Meter werde sich aber länger halten. Normal ist ein Wasserstand von etwas mehr als drei Metern.
Die jetzige Flutwelle ist deutlich niedriger als beim Oderhochwasser 1997, als der Wasserstand 7,24 Meter erreichte. Regierungschef Donald Tusk warnte bei einer Sitzung des Krisenstabs jedoch davor, die Situation zu unterschätzen. "Es ist zu früh, um den Sieg über das Hochwasser bei Breslau zu verkünden." Man müsse die Lage weiter im Auge behalten. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) reist am Nachmittag zu einem Hochwasser-Gipfel nach Polen. Tusk hat zu diesem Gipfel in Breslau (Wrocław) eingeladen, bei dem die Regierungschefs der betroffenen Länder über Schutzmaßnahmen und den Wiederaufbau beraten.
In einigen Hochwassergebieten Deutschlands schwollen am Mittwoch die Flüsse noch an. In Dresden stieg die Elbe über die Marke von sechs Metern. Dort wie auch in Schöna an der Grenze zu Tschechien wird der Hochwasserscheitel am Donnerstag erwartet. Vorsichtige Entwarnung gibt es entlang anderer Flüsse im Osten und Süden Deutschlands. In Brandenburg hingegen dürfte die Oder in den nächsten Tagen noch mehr Wasser bringen.
Überschwemmungen und Erdrutsche in Italien
Sturm und anhaltende Regenfälle in der norditalienischen Region Emilia-Romagna verursachten in der Nacht auf Donnerstag auch dort Überschwemmungen und Erdrutsche. Besonders betroffen sind die Provinzen Bologna, Forlì, Cesena und Ravenna sowie in Rimini, wo die Schulen gemäß den Verordnungen der Gemeinden am Donnerstag geschlossen bleiben. Der hohe Wasserstand der Flüsse verursachte große Probleme.
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Mehr als tausend Menschen wurden in der gesamten Region Emilia-Romagna evakuiert, nachdem sich die Wetterlage drastisch verschlechtert hatte. Zusätzlich zu den 800 Personen, die in der Provinz Ravenna evakuiert wurden, wurden weitere 165 Personen in der Region Bologna vertrieben. Sie alle verbrachten die Nacht in den von den Gemeinden bereitgestellten Aufnahmezentren, wie Medien berichteten.