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Einigung bei Gipfel: EU will 2050 klimaneutral sein

Von nachrichten.at/apa, 13. Dezember 2019, 07:41 Uhr
reuters
Einigung in Brüssel. Bild: Afp

BRÜSSEL. Die EU will als erster Kontinent bis 2050 klimaneutral werden. Darauf einigten sich die EU-Regierungen am Freitag nach stundenlangen Verhandlungen in Brüssel.

Polen erhielt eine Ausnahmeregelung. Man werde im Juni 2020 auf das Thema zurückkommen, heißt es in der Abschlusserklärung des EU-Gipfels. Der Text erwähnt auch die Atomkraft als mögliche Energiequelle auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Alle EU-Staaten seien sich aber beim Ziel 2050 einig, betonte EU-Ratspräsident Charles Michel. Es gehe darum, dass Polen sich noch nicht auf den Weg zur Erreichung dieses Ziels habe verpflichten wollen. "Das ist ein großes Bekenntnis des EU-Rates dazu, dass wir unsere Energiepolitik vollkommen verändern werden", sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Bierlein: "Wichtige Entscheidung"

Beim EU-Gipfel sei die "wichtige Entscheidung" getroffen worden, dass sich die EU-Staaten zur Klimaneutralität 2050 bekennen, sagte Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein Freitagfrüh in Brüssel. "Ein Mitgliedstaat hat sich allerdings ausbedungen, das Thema im Juni 2020 weiter zu diskutieren", sagte sie in Hinblick auf Polen.

Mit dem Gipfel-Ergebnis sei das Klima-Ziel "bereits festgeschrieben", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Alle seien sich bewusst, "dass nicht jede Region denselben Ausgangspunkt" habe. Für einige Regionen und Sektoren werde es "härter, sich anzupassen". Ihre Kommission wolle im März nun ein erstes konkretes Klimagesetz vorlegen.

Vor allem die mittelosteuropäischen Länder Polen, Tschechien und Ungarn hatten die Festlegung auf das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 abgelehnt. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hatte stattdessen vorgeschlagen, dass sein Land erst 2070 klimaneutral werden soll. Diesen Vorschlag lehnten die Partner ab. Hintergrund der Forderungen der Osteuropäer ist vor allem, dass sie Sicherheit über die EU-Finanzhilfen für den Umbau ihrer Volkswirtschaften haben wollen. Polen bezieht seine Energie seit Jahren vor allem aus der Kohleverstromung.

Atomkraft als akzeptierte Energiequelle

Tschechien und Ungarn konnten in den Verhandlungen durchsetzen, Atomkraft als akzeptierte Energiequelle auf dem Weg zur Klimaneutralität einzustufen. In der Gipfel-Erklärung heißt es, die EU respektiere "das Recht der Mitgliedstaaten, über ihren Energiemix zu entscheiden". Einige Länder hätten erklärt, "dass sie die Kernenergie als Teil ihres nationalen Energiemixes nutzen".

Er habe seine EU-Kollegen "überzeugt (...), dass Atomenergie unser Weg zur Klimaneutralität ist", schrieb Tschechiens Regierungschef Andrej Babis in der Nacht im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Für tschechische Bürger bedeutet das genug saubere Energie für Jahrzehnte".

"Es gibt keine Spaltung Europas in verschiedene Teile", sagte Merkel mit Blick auf die zwischenzeitliche Front zwischen den West- und Osteuropäern auf dem Gipfel. Polen, Tschechien und Ungarn waren in den vergangenen Jahren auch bereits beim Migrationsthema in der EU ausgeschert. Deshalb sei sie jetzt zufrieden mit dem Ergebnis.

Das französische Präsidialamt erklärte, nun sei der Weg für die Regelungen frei, die von der Leyen am Mittwoch als "Green Deal" vorgestellt hatte. Diese hatte die Dimension der Aufgabe mit dem US-Programm zu Mondlandung in den 1960er-Jahren verglichen. Um eine Klimaneutralität zu erreichen, muss vor allem der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid verringert werden. Sollten die EU-Staaten weiter CO2-Emissionen ausstoßen, müssen sie Ausgleichsmaßnahmen wie Aufforstung und CO2-Speicherung vorweisen.

Die EU-Kommissionspräsidentin sagte, dass die EU weltweit Vorbild sein müsse. Nur so könne man Länder wie China oder Indien ebenfalls dazu bewegen, die CO2-Emissionen schneller zurückzufahren. Im März werde die Kommission deshalb die ersten Klimagesetze auf europäischer Ebene vorlegen. Wichtig sei, dass es im Juni erste Festlegungen für die Ausgabenprogramme der EU nach 2021 gebe.

Französische Diplomaten sagten, dass es auf dem EU-Gipfel eine einmütige Unterstützung für eine CO2-Grenzsteuer gegeben habe. Dabei sollen Importe aus Drittstaaten ohne ehrgeizige CO2-Gesetzgebung mit Zusatzzöllen belegt werden, um eine Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden. Von der Leyen hatte im Juli eine solche CO2-Grenzsteuer angekündigt. Die Welthandelsorganisation WTO sieht diese kritisch und warnt vor neuem Protektionismus.

Die EU-Staaten verurteilten am ersten Gipfeltag außerdem das türkisch-libysche Seeabkommen. Das Abkommen "verletzt die souveränen Rechte von Drittstaaten, verstößt gegen das Seerecht und kann keine Rechtsfolgen für Drittstaaten haben", heißt es in der Gipfel-Erklärung. Die Solidarität der Mitgliedstaaten mit Griechenland und Zypern in dieser Angelegenheit sei "unmissverständlich". Außerdem verlängerten die EU-Staats- und Regierungschefs die Sanktionen gegen Russland.

Für den neuen Ratspräsidenten Michel und Kommissionspräsidentin von der Leyen war dies der erste EU-Gipfel in neuer Funktion. Am Freitag wollen die EU-Regierungen am zweiten Gipfeltag über die Lage in der Euro-Zone und die Auswirkungen der britischen Parlamentswahl auf den Brexit-Prozess beraten.

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12  Kommentare
12  Kommentare
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Atasta (621 Kommentare)
am 13.12.2019 16:18

Solange wir 100e von Kilometern zum Spaß mit dem Auto fahren darf keiner die Politik verurteilen! Selber umdenken!!!

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fai1 (6.394 Kommentare)
am 13.12.2019 20:40

@ATASTA
Du sollst nicht von dir auf andere schließen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.12.2019 22:30

> Selber umdenken

Die Ausrufezeichen habe ich nicht gequotet.

Zum "umdenken"-Inhalt: ob ich mit dem Diesel CO2 und Wärme für den Innenraum produziere oder ob ein Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerk den Strom und das CO2 für die E-lok oder für den E-car erzeugt, ist nur Kosmetik und Busenchirurgie.

Der tolle Wirkungsgrad der Kraftwerke verpufft, wenn der Strom zum Fahrzeugheizen verwendet wird.

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Gugelbua (33.205 Kommentare)
am 13.12.2019 16:04

...schade daß so manchen die hier am verhandeln waren 2050 nicht erleben werden
um zu sehen daß nichts geschehen ist😋

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youngtimer (232 Kommentare)
am 13.12.2019 11:26

Ein absurdes Ergebnis, dass auch mit
Biegen, Mogeln, Schummeln usw.
nur sehr schwer erreichbar sein wird.

Eine sehr unehrliche Entscheidung ohne
die Folgen (politisch) zu bedenken.

Das wird noch zu einigen Verwerfungen in der Politik führen und könnte für die EU zur Existentfrage werden.

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Zonne1 (3.945 Kommentare)
am 13.12.2019 10:30

Naja das CO2 ist ja der „Abfall“ , der bei jeglicher Verbrennung entsteht . Verbrannt wird der Sauerstoff der Luft – der ist (noch) gratis – und dazu entweder Holz , Kohle oder Erdöl.
Nachdem in der EU nicht (mehr) so wahnsinnig viel Erdöl herumliegt , ist es eigentlich logisch , das die EU danach trachtet , weniger Erdöl von den Diktatorenstaaten ( Putin , Trump , Araber ) KAUFEN zu MÜSSEN .

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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 13.12.2019 08:25

😂😂😂😂😂😂

Und die naiven Trollis klatschen begeistert!

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.12.2019 08:20

So sind sie, die Offiziere auf dem Schiff: Sie spielen die zukünftigen Reeder und kriegen dafür auch noch Applaus von der Mannschaft.

WRDLBRMFD-Demokratie : - (

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Apollo2012 (669 Kommentare)
am 13.12.2019 08:17

Toll, dass über Blödsinn abgestimmt wird! CO2 ist kein Treibhausgas und uninteressant. Aber ums Klima gings ja eh noch nie, sondern nur um eine Agenda umzusetzen, welche eindeutig gegen die Bevölkerung Europas ausgerichtet.
Aber den lieben Politkern sei eines gesagt: Sie sind als bezahlter Politker nicht die Chefs, sondern das Volk ist der Chef. Und ich werde definitiv keine CO2-Steuer bezahlen (und ich bin nicht alleine, der so denkt - noch lebt die Hoffnung)

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.12.2019 08:27

> sondern das Volk ist der Chef

Das Volk wählt keine parlamentarische Demokratie sondern eine Regierung, Somit stimmt der Satz leider nicht.
Auch die NGO's und die Demos wenden sich nicht an die demokratische Macht sondern an die Regierungen, sie entmachten die Parlamente absichtlich.

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LASimon (15.300 Kommentare)
am 13.12.2019 10:15

Dass CO2 ein wesentlicher Teil des Gasschleiers ist, dem die Erde die Erwärmung durch die Sonne verdankt, wusste man schon 1830. (Dass diese Erkenntnis - als Treibhauseffekt bekannt - noch nicht bis zu Ihnen vorgedrungen ist, ist traurig, bietet aber gleichzeitig die Chance zu einem Lernerfolg.) Je mehr CO2 also in der Atmospäre ist, desto weniger Wärme strahlt "ungenutzt" wieder ab ins All, sondern wird "zurückgehalten". Irgendwann- man vermutet bei einem Temperaturanstieg von 6C - kann es also so warm sein, dass unser Planet unbewohnbar wird Für Teile des Planeten (rund um den Äquator) wird dieser Effekt schon früher eintreten, und dann werden die dort lebenden Menschen in "angenehmere" Gegenden wandern, also zu uns. Wollen wir das?

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.12.2019 22:22

> werden die dort lebenden Menschen in "angenehmere" Gegenden wandern...

Ach von daher weht der heiße Wind.

Ich schlage geostationäre Satelliten mit Spiegelfolien vor, die das infrarote Sonnenlicht wenigstens 10% partiell an der Erdkugel vorbei spiegeln. Was nicht eindringt, muss nicht durch den CO2-Deckel wieder raus.

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