Nahost: Laut Hamas in der Nacht 128 Menschen im Gazastreifen getötet
BEIRUT/WASHINGTON. Im Gazastreifen sind nach Angaben des von der militanten Palästinenserorganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in der Nacht zum Montag mindestens 128 Menschen bei israelischen Militäreinsätzen getötet worden.
Die meisten von ihnen seien Frauen und Kinder, erklärte das Ministerium. Die Hamas sprach zudem von anhaltenden israelischen Angriffen im Zentrum und im Süden des Gazastreifens. Auch an der Grenze Israels zum Libanon wurde wieder gekämpft.
- Mehr zum Thema: Netanjahu: Geiselabkommen "nicht um jeden Preis"
Der Gaza-Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas dauert mittlerweile seit fast vier Monaten an. Ausgelöst hatten ihn die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas und weitere militante Palästinensergruppen durch einen beispiellosen Großangriff auf Israel am 7. Oktober. Israelischen Angaben zufolge wurden dabei etwa 1.160 Menschen getötet, darunter viele Zivilisten. Rund 250 Menschen wurden zudem als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Hamas: Mehr als 27.000 Menschen im Gazastreifen getötet
Als Reaktion auf den Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet. Nach jüngsten Hamas-Angaben, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit dem Beginn der israelischen Offensive mindestens 27.365 Menschen im Gazastreifen getötet.
US-Außenminister Antony Blinken brach zu einer weiteren Reise in den Nahen Osten auf. Erwartet wird, dass Blinken über einen Vorschlag für eine Waffenruhe diskutiert, die bei einem Treffen im Paris im Jänner von Spitzenvertretern der USA sowie von Israel, Ägypten und Katar ausgearbeitet worden war.
Auch an Israels Grenze zum Libanon dauert die Gewalt an
Der Vorschlag sieht nach Angaben aus Hamas-Kreisen vor, die Kämpfe für zunächst sechs Wochen zu unterbrechen, während die islamistische Palästinenserorganisation Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene freilässt. Die Hamas hatte jedoch erklärt, es sei noch keine Vereinbarung getroffen worden. Israels Verhandlungsführer sollen den Rahmenentwurf dagegen bereits akzeptiert haben.
Auch an der Nordgrenze Israels zum Libanon dauert die Gewalt an. Israels Militär gab am späten Sonntagabend bekannt, Kampfflugzeuge hätten erneut eine Kommandozentrale der mit der Hamas verbündeten, vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Süden des Libanon attackiert. Zudem sei ein Beobachtungsposten der Hisbollah angegriffen worden. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Ob es Opfer gab, teilte die Armee nicht mit. Zuvor hatten sich die Hisbollah und Israels Streitkräfte in dem Grenzgebiet erneut Gefechte geliefert.
Zu diplomatischer Lösung bereit
Am Sonntagabend beriet Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant in Tel Aviv mit Amos Hochstein, einem Berater von US-Präsident Biden, über die gefährliche Lage in dem Grenzgebiet. Man sei zu einer diplomatischen Lösung der Krise bereit, aber zugleich auf "jedes andere Szenario" vorbereitet, sagte Gallant nach Angaben seines Ministeriums bei dem Treffen.
Nach Auskunft des israelischen Armee-Sprechers Daniel Hagari wurden drei Truppendivisionen an die nördliche Grenze verlegt. Er sprach am Wochenende eine deutliche Warnung an die Hisbollah aus: Ein Krieg sei nicht Israels erste Priorität, "aber wir sind auf jeden Fall vorbereitet".
Erneut Gefechte in israelisch-libanesischer Grenzregion am Sonntag
Seit Beginn des Gaza-Krieges kommt es auch in der israelisch-libanesischen Grenzregion fast täglich zu gegenseitigen Angriffen. Auch am Sonntag gab es dort erneut Gefechte. Die Hisbollah schoss nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Raketen auf den Norden Israels ab. Als Antwort bombardierten israelische Kampfjets eine Raketenstellung sowie Beobachtungsposten der Hisbollah in zwei Ortschaften im Süden des Libanons.