"Regelrechte Jagd": Attacken auf israelische Fans in Amsterdam
AMSTERDAM/GAZA. Bei den Angriffen auf israelische Fußballfans in Amsterdam sind insgesamt 20 bis 30 Menschen verletzt worden. Die propalästinensischen Täter sollen regelrecht Jagd auf Jüdinnen und Juden gemacht haben.
Dieser Artikel wurde um 16:34 Uhr aktualisiert.
Nach dem Fußballspiel in der Europa League von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv waren israelische Fans nach Angaben der Polizei gezielt angegriffen worden. Vor allem propalästinensische Jugendliche auf kleinen Motorrädern hätten die Israelis verfolgt und misshandelt. Fünf Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Inzwischen seien alle wieder entlassen worden, wie die Bürgermeisterin Femke Halsema vor der Presse am Freitag in der niederländischen Hauptstadt mitteilte. Zehn Verdächtige befinden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch in Haft, davon sind zwei minderjährig.
- Zu den Hintergründen: Unruhen nach Spiel von Ajax gegen Maccabi - Israel lässt Fans ausfliegen
Stadt und Justiz untersuchen die Vorfälle
Insgesamt waren bei den Ausschreitungen 62 Personen festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, alle mutmaßlichen Täter mit aller Härte zu verfolgen. Unterdessen sprach die Bürgermeisterin von einer "tiefschwarzen Nacht". "Das ist eine Schande für Amsterdam." Halsema verurteilte die "antisemitischen Übergriffe" und kündigte extra Sicherheitsmaßnahmen an, um Israelis und Juden in der Stadt zu schützen.
800 Beamte im Einsatz
Das Spiel war im Vorfeld wegen der politischen Spannungen als Risikospiel eingestuft worden. Wie es zu den Angriffen kommen konnte und ob es um eine organisierte Aktion ging, soll untersucht werden. Die Polizei wies darauf hin, dass es bereits in der Nacht zuvor Zusammenstöße gegeben hatte. Auch Fans von Tel Aviv hätten randaliert und provoziert. So hätten sie palästinensische Flaggen verbrannt und von Häuserwänden gerissen sowie beleidigende Parolen gerufen. Das sei aber in keinerlei Hinsicht eine Entschuldigung für die antisemitischen Attacken, betonte die Bürgermeisterin.
Israelische Politiker bestürzt
"Dies ist ein schwerwiegender Vorfall, ein Warnsignal für jedes Land, das die Werte der Freiheit hochhalten möchte", schrieb Israels Präsident Yitzhak Herzog auf der Plattform X. Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof verurteilte auf X diese "inakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis". Er habe inzwischen mit Netanyahu telefoniert. Er sagte dem Land alle Unterstützung zu.
Scharfe Kritik auch aus Österreich
Die österreichische Bundesregierung verurteilte die Vorfälle auf X indes scharf. "In diesen Tagen werden wir noch stärker an unsere historische Verantwortung erinnert, Hass gegen Juden nie wieder die Oberhand gewinnen zu lassen", schrieb Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). "Gegen Szenen wie gestern Nacht muss Europa geschlossen vorgehen. So etwas hat bei uns keinen Platz!", forderte Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). "Gemeinsam stehen wir gegen Antisemitismus. Gerade in den Tagen des Gedenkens muss klar sein: Nie wieder muss auch wirklich nie wieder bedeuten", schrieb Sportminister Werner Kogler (Grüne) auf X.
Die Europäische Fußball-Union UEFA verurteilte die "Gewalttaten" in Amsterdam "aufs Schärfste". Nach einem Spiel mit guter Atmosphäre habe man "mit Entsetzen erfahren, was gestern Abend im Zentrum von Amsterdam geschehen ist", hieß es in einer Stellungnahme von Ajax Amsterdam.
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