Verletzte und vermisste Israelis nach Gewalt in Amsterdam
AMSTERDAM/GAZA. Nach Gewalt nach einem Fußballspiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv werden offiziellen israelischen Angaben zufolge drei Israelis vermisst.
Dieser Artikel wurde um 11:21 Uhr aktualisiert.
Zudem seien zehn Menschen im Zuge der Ausschreitungen in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam verletzt worden, teilte das israelische Außenministerium mit. Laut niederländischer Polizei wurden fünf verletzte Personen ins Krankenhaus gebracht.
Die Polizei teilte weiters mit, dass sie auch Berichten über eine mögliche Geiselnahme und über vermisste Personen nach den Angriffen auf die Fans der israelischen Mannschaft nachgehe, konnte dies aber nicht bestätigen. "An mehreren Stellen in der Stadt wurden Fans belagert, misshandelt und mit Feuerwerkskörpern beworfen", erklärte die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema. Sie verurteilte dieses "antisemitisches Verhalten". Stadt und Justiz untersuchen die Vorfälle. Die Behörden rufen alle Opfer auf, sich bei der Polizei zu melden und Anzeige zu erstatten.
- Zu den Hintergründen: Unruhen nach Spiel von Ajax gegen Maccabi - Israel lässt Fans ausfliegen
Rettungsflug in Richtung Israel
Israelis könnten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen reisen, wo Flüge nach Israel bereitgestellt würden, so das Außenministerium. Örtliche Sicherheitskräfte seien im Einsatz. Zunächst hatte die Behörde den Menschen geraten, ihre Hotels nicht zu verlassen. Das Außenministerium riet zugleich, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen.
Die israelische Fluggesellschaft El Al teilte mit, um 14 Uhr Ortszeit starte ein erster Rettungsflug aus Amsterdam Richtung Israel. Zudem seien im Anschluss noch zwei weitere reguläre Flüge nach Tel Aviv geplant. Hunderte israelische Fans sollen auf diesem Wege nach Hause gebracht werden.
57 Personen vorläufig festgenommen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rief die niederländischen Sicherheitskräfte auf, entschlossen gegen Gewalttäter vorzugehen und die Sicherheit der israelischen Fußballfans zu gewährleisten. Nach Angaben der Polizei gab es nach dem Spiel in der Europa League zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv, das Ajax mit 5:0 gewann, an mehreren Orten im Zentrum der niederländischen Hauptstadt Unruhen - wobei nicht näher erläutert wurde, von welcher Seite die Gewalt ausging. Insgesamt seien Donnerstagabend 57 Menschen vorläufig festgenommen worden.
Mehrere israelische Politiker sprachen von bestürzenden Gewaltszenen, bei denen propalästinensische Täter regelrecht Jagd auf Juden gemacht hätten - und bezogen sich dabei auf Videos in sozialen Medien. Die Aufnahmen ließen sich allerdings zunächst nicht verifizieren, und die niederländische Polizei blieb in ihrer Darstellung deutlich zurückhaltender.
Bereits vor dem Spiel gab es im Zentrum der Stadt Zusammenstöße von israelischen Fußball-Fans und Sicherheitskräften. Dabei wurden nach Polizeiangaben etwa zehn Personen festgenommen wegen Störung der öffentlichen Ordnung und des verbotenen Besitzes von Feuerwerkskörpern.
Auseinandersetzungen schon vor dem Spiel
Vor dem Spiel kam es auch nahe dem Stadion im Südosten der Stadt zu Auseinandersetzungen. Etwa 200 Demonstranten versuchten nach Angaben der Polizei, zu der Spielstätte zu gelangen. Zuvor hatte die Stadtverwaltung eine Demonstration direkt vor der Johan Cruijff Arena verboten und einen anderen Ort in der Nähe für die Kundgebung bestimmt. Die Sicherheitsvorkehrungen waren vor der Partie deutlich verschärft worden.
"Mit Grauen sehen wir heute Morgen die schockierenden Bilder und Videos, von denen wir seit dem 7. Oktober gehofft haben, sie nie wieder zu sehen: ein antisemitisches Pogrom gegen Fans von Maccabi Tel Aviv und israelische Bürger im Herzen von Amsterdam", schrieb Israels Präsident Yitzhak Herzog auf der Plattform X. "Dies ist ein schwerwiegender Vorfall, ein Warnsignal für jedes Land, das die Werte der Freiheit hochhalten möchte", schrieb Herzog weiter.
"Da findet 2024 in Europa ein Pogrom statt"
"Da findet 2024 in Europa ein Pogrom statt", kommentierte der israelische UNO-Botschafter Danny Danon auf X. Der israelische Außenminister Gideon Saar schrieb eben dort: "Nach den schwerwiegenden Vorfällen stehen wir mit den Behörden in den Niederlanden in Kontakt. Jeder Israeli oder Jude, der sich derzeit in Not befindet oder Informationen zu den Gewalttaten hat, wendet sich bitte an das Lagezentrum."
Auch niederländische Politiker waren entsetzt. Ministerpräsident Dick Schoof verurteilte auf X diese "unakzeptablen antisemitischen Angriffe auf Israelis". Er habe inzwischen mit Netanyahu telefoniert. Er sagte dem Land alle Unterstützung zu. Der radikal-rechte niederländische Populist Geert Wilders sprach auf X von einer Jagd auf Juden. "Ein Pogrom in den Straßen von Amsterdam. (...) Muslime mit palästinensischen Flaggen jagen Juden."
Bundeskanzler Karl Nehammer und Europaministerin Karoline Edtstadler (beide ÖVP) verurteilten die Vorfälle auf X scharf. "Wir verurteilen antisemitische Gewalt aufs Schärfste, wo immer sie auftritt - insbesondere, wenn sie im Rahmen eines Sportereignisses stattfindet, das Menschen zusammenbringen soll. In diesen Tagen werden wir noch stärker an unsere historische Verantwortung erinnert, Hass gegen Juden nie wieder die Oberhand gewinnen zu lassen", schrieb Nehammer. "Wir dürfen beim Kampf gegen Antisemitismus auf keinem Auge blind sein", forderte Edtstadler. "Gegen Szenen wie gestern Nacht muss Europa geschlossen vorgehen. So etwas hat bei uns keinen Platz!", so die Europaministerin.
Putin gratuliert Trump öffentlich zum Wahlsieg
Von Elon Musk Musk bis Richard Grenell: Wer unter Trump eine wichtige Rolle spielen wird
Ampel-Aus in Deutschland: Streit über Zeitpunkt der Vertrauensfrage
Trump macht Wahlkampfmanagerin zur Stabschefin
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.