Umfrage: Nur jeder dritte Österreicher wäre bereit, für sein Land zu kämpfen
WIEN. Nach zwei Jahren Ukraine-Krieg sieht eine Mehrheit Österreich nicht mehr als neutral.
Nur eine kleine Minderheit der Österreicherinnen und Österreicher wäre unter allen Umständen bereit, im Falle einer militärischen Bedrohung von außen das eigene Land mit der Waffe zu verteidigen. Dafür glaubt eine knappe Mehrheit, dass die Neutralität der Alpenrepublik eigentlich nicht mehr existiert. Das sind zwei bemerkenswerte Ergebnisse einer Umfrage von Unique Research für den "Pragmaticus"-Verlag zum zweiten Jahrestag des Ukraine-Krieges.
Wehrbereitschaft: Für den Fall, dass Österreich ähnlich wie die Ukraine militärisch angegriffen würde, wären nur 16 Prozent der 800 befragten Wahlberechtigten "auf jeden Fall" bereit, ihr Land mit der Waffe zu verteidigen. Ebenso viele können sich "eher" vorstellen, zur Waffe zu greifen. Demgegenüber stehen 41 Prozent, die sich "auf keinen Fall" persönlich an der militärischen Verteidigung beteiligen würden.
Russische Bedrohung: Dass Russland im Falle eines Sieges in der Ukraine die Aggression ausweiten und auch Österreich angreifen könnte, befürchten 31 Prozent der Mitte Jänner Befragten. Mehr als zwei Drittel der Landsleute sehen diese Gefahr aber nicht. Dennoch bereitet ebenso vielen Österreichern der Ukraine-Krieg "sehr" oder "eher" Sorgen. Nur acht Prozent sind dadurch überhaupt nicht beunruhigt.
Die Schuldfrage: Fast jeder Vierte der Befragten unterstützt den Standpunkt, wonach die NATO mit ihrer Osterweiterung den russischen Angriffskrieg "provoziert" habe. Immerhin eine Mehrheit (55 Prozent) ist der Ansicht, dass der Angriff "durch nichts zu rechtfertigen" sei.
Beistand: Ziemlich gespalten sind die Östereicherinnen und Österreicher, wenn es um die Frage geht, ob man der Ukraine weiterhin helfend beistehen soll oder nicht. Die Hälfte der Befragten gab an, dass man das von Wladimir Putins Armee angegriffene Land "auf jeden Fall" oder "eher" unterstützen müsse. 42 Prozent der Landsleute lehnen eine Fortführung der Hilfsleistungen "eher" oder "dezidiert" ab.
Sanktionen gegen Russland: Auch in der Frage, ob die Strafmaßnahmen gegen Russland sinnvoll oder kontraproduktiv seien, liefert die Umfrage keinen eindeutigen Trend.
Etwas mehr als ein Drittel ist der Meinung, dass die Sanktionen den EU-Staaten mehr schaden als Russland, nur 13 Prozent sehen Moskau als größeren Leidtragenden. 29 Prozent erachten beide als gleich betroffen. Dass Österreich die Sanktionen mitträgt, empfindet fast die Hälfte der Befragten als absolut oder eher richtig. Etwa ein Drittel sieht dies jedoch als falsch an, und 16 Prozent gaben an, es nicht beurteilen zu können.
Neutralität: 51 Prozent der Landsleute sehen Österreich im Lichte des Ukraine-Krieges als "nicht mehr neutral" beziehungsweise die "Neutralität als ausgehöhlt". Dennoch ist eine große Mehrheit, 78 Prozent der Befragten, für die Beibehaltung der Neutralität. Nur 15 Prozent wären dafür, diese durch ein neues Sicherheitskonzept zu ersetzen.