Welche Motive bei der Stimmabgabe ausschlaggebend waren
WIEN. Migration und Asyl als bestimmendes Thema bei FPÖ-Wählern – Spitzenkandidaten spielten keine tragende Rolle
Für Wähler der FPÖ war die Entscheidung bei der Europawahl am leichtesten, sagt Meinungsforscher Peter Hajek. "Sie sind von der Partei überzeugt, haben mit der Migration ein hochemotionales Thema und wollten dem ,System‘ einen Denkzettel verpassen." Im Auftrag von ATV/Puls24 haben Hajek und sein Team 1200 Wähler im Zeitraum von 4. bis 8. Juni telefonisch oder online befragt.
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Ähnlich wie seine Mitbewerber spielte Harald Vilimsky als Spitzenkandidat keine tragende Rolle – was laut Hajek bei EU-Wahlen dem langjährigen Trend entspreche. Wie die Wählerstromanalyse zeigt, konnten die Blauen zudem am besten das Lager der Nichtwähler und ÖVP-Wähler für sich mobilisieren.
Die SPÖ konnte bei ihrer Wählerschaft mit dem Thema soziale Gerechtigkeit punkten. Dazu gebe es auch einen Zustrom von Grünwählern, die ihre Wahl aufgrund des Wirbels rund um Spitzenkandidatin Lena Schilling geändert haben.
Die Wahlmotive von ÖVP-Wählern seien wie in den Jahren zuvor "klassisch" von Stammwählern geprägt gewesen. Als einziger Spitzenkandidat schaffte es Reinhold Lopatka Wähler aufgrund seiner Person zu mobilisieren.
Klares Profil der Neos
Die Neos hätten es laut Hajek auf EU-Ebene leichter als auf dem nationalen Parkett. Man habe mit den eigenen Positionen ein "klares europäisches Profil, durch das man sich von der Konkurrenz abgehoben habe". 22 Prozent der Pink-Wähler gaben an, dass für sie die "proeuropäische Position" ausschlaggebend gewesen sei.
Für Wähler der Grünen war – wenig überraschend – der Klimaschutz das dominierende Thema. 50 Prozent der befragten Grün-Wähler nannten dies als ihr stärkstes Wahlmotiv. Verloren habe man auf jeden Fall durch die Causa rund um Lena Schilling, es habe aber gleichzeitig einen "Solidarisierungseffekt" gegeben.
Apropos Lena Schilling: Die Vorwürfe gegen die Quereinsteigerin hätten laut Hajek nur für jeden zehnten Wähler eine wichtige Rolle gespielt. Lediglich 18 Prozent der Neos-Wähler räumten ein, davon in ihrer Wahlentscheidung "sehr beeinflusst" worden zu sein.