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Abpfiff für die Verlängerung? Die Evolution der Entscheidungsfindung
Fußball-Geschichte: Von Antonin Panenkas Lupfer zum Golden Goal von Oliver Bierhoff
Die Verlängerung ist Teil des Spiels, seit der Ball nach gemeinsamen Regeln rollt. Hatten sich in den Anfangszeiten die Kapitäne untereinander die Modalitäten ausgemacht, stand bei der ersten WM 1930 fest, dass in zwei Mal 15 Minuten ein Sieger ermittelt werden soll. Damals endete keine Partie unentschieden, sodass die Verlängerung erst bei der WM 1934 ihr Debüt gab. Bei der EM gibt es schon seit dem ersten Turnier 1960 eine Zugabe. Die Evolution der Entscheidungsfindung:
- Wiederholungsspiel: Manchmal reichte auch die zusätzliche Zeit nicht, einen Gewinner zu finden. Das erste Wiederholungsspiel bei einer Endrunde war das WM-Viertelfinale 1934 zwischen Italien und Spanien: Am Tag nach dem 1:1 nach Verlängerung setzte sich Italien mit 1:0 durch. Im englischen FA-Cup lebten die Wiederholungsspiele fort – ab kommender Saison gibt es keine mehr.
- Münzwurf: Wenn das Wiederholungsspiel nach Verlängerung ebenso keinen Sieger brachte, entschied eine Münze. Im Viertelfinale 1965 des ÖFB-Cups schied etwa Ranshofen so gegen Bregenz aus. Das Halbfinale der EM 1968 zwischen dem späteren Europameister Italien und der Sowjetunion wurde ebenso durch einen Münzwurf entschieden – diese wenig sportliche Lösung setzte einen Nachdenkprozess in Gang.
- Elfmeterschießen: In der 1950er und 1960er-Jahren wurden Varianten des Elfmeterschießens in nationalen Wettbewerben durchgeführt. Die Idee zur finalen Entscheidung in der aktuell gültigen Form beansprucht der deutsche Schiedsrichter Karl Wald für sich. Die FIFA führte es 1970 ein.
Die erste EM-Partie wurde 1976 so entschieden: Antonin Panenka schoss die Tschechoslowakei mit dem legendären Schupfer gegen Deutschland im Finale zum Titel. Das erste WM-Spiel, das ins Elfmeterschießen ging, war das Halbfinale 1982: Deutschland gewann gegen Frankreich. - Golden Goal: In Anlehnung an den "Sudden-Death"-Modus im Eishockey führte die FIFA zur U20-WM 1993 das "Golden Goal" ein: Die Verlängerung endet mit einem Siegtor, fällt kein Treffer, geht es in das Elfmeterschießen. Deutschland gewann das EM-Finale 1996 gegen Tschechien durch das "Golden Goal" von Oliver Bierhoff. Norwegens Frauen holten im Olympia-Finale 2000 Gold durch das Tor von Dagny Mellgren, Deutschlands Damen feierten den EM-Titel 2001 und den WM-Titel 2003 jeweils nach Goldtoren gegen Schweden.
- Silver Goal: Die "Golden Goal"-Regel hatte die Folge, dass in der Verlängerung weniger statt wie erhofft mehr riskiert wurde. 2002 führte die UEFA das "Silver Goal" ein: Fällt ein Tor in der ersten Hälfte der Verlängerung, wird diese zu Ende gespielt. Hält die Führung, steht nach 105 Minuten der Sieger fest. Bei Gleichstand geht es mit der zweiten Halbzeit der Verlängerung weiter. Das letzte "Silver Goal" erzielte der Grieche Traianos Dellas im EM-Halbfinale 2004 gegen Tschechien, danach wurde die Regel wieder abgeschafft. Seitdem gibt es den Zuschlag wieder im alten Modus.
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