Ein Österreicher hat bei der Fußball-EM eine ganz besondere Rolle
DÜSSELDORF. Für den Kärntner Thomas Partl ist es bereits die achte EM.
Thomas Partl fungiert in Deutschland als Vorsitzender der UEFA-Disziplinarkommission und steht damit jenem Gremium vor, das Entscheidungen über Sperren von Spielern und Betreuern oder Sanktionen gegen Nationalverbände trifft. Für den Kärntner ist es bereits die achte EM als Mitglied der Disziplinarkommission, 2006 übernahm er deren Vorsitz.
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Partl und seine Kollegen sind während der EURO in Düsseldorf stationiert. Der Jurist waltet die ersten zehn Tage und nach einer Pause die letzten zehn Tage des Turniers seines Amtes. Basis seiner Urteile sind die Berichte von Delegierten und Sicherheitsoffizieren der jeweiligen Partien, Entscheidungen werden zeitnah getroffen. Sein Kompetenzbereich "umfasst alles, was sich im Stadion und im unmittelbaren Bereich des Stadions ereignet", sagte Partl der APA.
Bei Österreich-Matches befangen
Egal ob es sich um eine Rote Karte für Spieler oder Betreuer handelt oder um Fehlverhalten von Fans - die Konsequenzen daraus legt Partls Kommission fest. In zweiter Instanz können sich Betroffene an die UEFA-Berufungskommission wenden, in der unter anderem ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer sitzt. Danach bleibt nur noch der Gang zum Internationalen Sportgeschichtshof (CAS) in Lausanne.
Im Zusammenhang mit Österreich-Matches oder Parallelspielen in Gruppe D erklärt sich Partl für befangen und wird nicht an der Entscheidungsfindung mitwirken. Das war schon 2021 so, als Marko Arnautovic wegen angeblicher rassistischer Gesten gegen den Nordmazedonier Ezgjan Alioski gesperrt wurde. "Es war damals schwierig, weil man nicht wirklich gewusst hat, was eigentlich passiert ist", sagte Partl. Arnautovic musste bei der Endrunde vor drei Jahren aufgrund der Aussagen von Alioski eine Partie pausieren, der Schiedsrichter hatte kein Vergehen be- und vermerkt.
"Sind sehr gut geschützt"
Abgesehen von diesem Vorfall war Partl bei Europameisterschaften schon des Öfteren mit heiklen Situationen beschäftigt. "Es gibt immer wieder Entscheidungen, die eine längere Diskussion verursachen. Aber ich möchte in der Öffentlichkeit nicht über Personen oder Nationalverbände sprechen."
Nur so viel verriet der 77-jährige pensionierte Richter: "Wir sind von der UEFA sehr gut geschützt, die Nationalverbände kommen gar nicht direkt zu uns durch. Dadurch können wir neutral und objektiv entscheiden." Einflussnahme von außen habe er in seiner Amtszeit bisher nicht erlebt. "Mich hat noch nie ein Verbandspräsident angerufen", betonte Partl.
Auch deshalb findet der ehemalige Kärntner Landesverbands-Präsident an seiner Aufgabe großen Gefallen. "Für mich ist es einerseits als Jurist und andererseits als fußballbegeisterter Mensch etwas Wunderbares, diese Tätigkeit ausüben zu können."