Liu Jia muss wegen der Schulter absagen
LINZ. Der Hauptrundenplatz der Ex-Europameisterin geht nun an Amelie Solja.
Ein Ball, zwei Schläger, ein Tisch mit einem Netz. Jeder von uns hat es schon einmal probiert – die Rede ist von Tischtennis. Doch was mit dem 40 Millimeter großen Plastikball tatsächlich möglich ist, bekommen Interessierte von heute bis Sonntag in der Linzer TipsArena zu sehen. Bei den Liebherr Austrian Open herrscht ein Star-Auflauf, den die Tischtennis-Welt noch nicht gesehen hat. Die besten 49 Herren bzw. 35 Damen der Weltrangliste sind geschlossen am Start. „So ein Meldeergebnis hat es auf der World Tour noch nie gegeben und kann auch bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen nicht erreicht werden“, sagt Österreichs Tischtennis-Präsident Hans Friedinger, der sich gelegentlich zwicken muss, um sicherzugehen, dass er nicht träumt.
In einem elitären Kreis
Möglich macht es eine Reform der Weltrangliste Anfang des Jahres. „Früher reichte es, wenn du drei, vier Turniere spielst, um dich in der Spitze zu halten“, erklärt Vladimir Samsonov, Athletensprecher im Weltverband (ITTF). Die neue Zählweise nötigt die Top-Spieler nun aber zu mehr Starts. Hinzu kommt, dass Linz zur Platinum Serie – also der höchsten Turnierklasse der ITTF – zählt. Ein Gütesiegel, welches in Europa sonst nur noch Bremen und weltweit insgesamt sechs Events tragen.
Allerdings ist dieses auch mit Auflagen verbunden. Neben den rund 220.000 Euro Preisgeld wird eine Inszenierung ähnlich wie bei Boxkämpfen verlangt. „Wir spielen an den letzten beiden Tagen nur noch auf einem Centre Court, lassen die Stars begleitet von DJ-Sound und Scheinwerferspots einlaufen – wie Gladiatoren“, freut sich Friedinger.
Liu Jia muss wegen der Schulter absagen
Eigentlich wäre Liu Jia für die zweite Wildcard in der Hauptrunde der Austrian Open in Linz vorgesehen gewesen. Doch die Ex-Europameisterin muss wegen einer Schulterverletzung abwinken: "Es geht nicht." Angesichts des hohen Niveaus in Linz habe ein Antreten unter diesen Umständen keinen Sinn. Das zweite direkte Hauptfeld-Ticket neben Sofia Polcanova wird der Veranstalter an Amelie Solja weiterreichen. Dabei ging Österreichs Verband strikt nach Weltranglisten-Platzierung vor, was er auch bei den Herren tat. Dies führte dazu, dass der im Einzel eigentlich höher eingeschätzte Stefan Fegerl (Weltranglisten-67.) in die Qualifikation muss, während Daniel Habesohn (37.) und Robert Gardos (58.) im Hauptbewerb stehen. "Das muss kein Nachteil sein", sagt Sportdirektor Karl Jindrak. "Wenn man schon ein, zwei Spiele gewonnen hat, gibt das Auftrieb."
Der Superstar
Mit Ma Long kommt der amtierende Olympiasieger und Weltmeister nach Linz. Geht es nach der aktuellen Weltrangliste, ist der seit kurzem 30-Jährige hinter Fan Zhendong (1.), Xu Xin (2.) und Lin Gaoyuan (4.) nur noch Chinas Nummer vier. Verletzungen machten Ma Long zuletzt zu schaffen, der jüngst für die Swedish Open absagen musste und infolgedessen erstmals seit Februar 2007 aus den Top-Ten (11.) gefallen ist.
Die Lokalmatadorin
Vor ihr hat die gesamte Weltelite Respekt: Sofia Polcanova. Die Linzerin ist als Weltranglisten-15. Europas Nummer eins. Ein Status, den die 24-Jährige heuer mit drei EM-Medaillen untermauerte. Wegen einer überbelasteten Schulter legte das Froschberg-Ass zuletzt eine Pause ein. In Linz ist sie sowohl im Einzel, Doppel als auch im Mixed in der Hauptrunde gesetzt. „Ich werde um jeden Sieg hart kämpfen müssen“, sagt Polcanova.
Die Hoffnungsträger
Die internationale Dichte in den Einzelbewerben ist derart hoch, dass Österreichs Vizepräsident Peter Eckel einen Viertelfinaleinzug als „Sensation“ einstufen würde. Größer sind die Chancen auf Spitzenplatzierungen im Doppel sowie im erstmals ausgetragenen Mixed. Insbesondere dem Herren-Duo Robert Gardos und Daniel Habesohn, das sich vor eineinhalb Monaten zum zweiten Mal den Europameistertitel sicherte, ist viel zuzutrauen. Im Mixed geht es für Sofia Polcanova und Stefan Fegerl um Punkte für Tokio 2020, wo das gemischte Doppel erstmals olympisch sein wird.
Die Allzeitgröße
Während Japans Nummer eins, Tomokazu Harimoto, gerade einmal 15 Lenze zählt, scheint Vladimir Samsonov die Zeit angehalten zu haben. Der 42-Jährige führte bereits vor der Jahrtausendwende die Weltrangliste an – also noch bevor ein Werner Schlager seine große Zeit hatte – und mischt als 18. des Rankings noch immer vorne mit. In Linz muss er in die Quali: „Mir wäre es lieber, wenn nicht so viele Gute da wären.“
Daten und Fakten
Die Veranstalter haben sich für die 50. Auflage der Austrian Open in Linz mächtig ins Zeug gelegt. „Wir haben rund 3300 Quadratmeter Boden in der TipsArena verlegt“, verrät Ernst Promberger. Der Vizepräsident des oberösterreichischen Tischtennis-Verbands (OÖTV) war federführend an den Arbeiten beteiligt. Einiges kam dabei auf den letzten Drücker, wie etwa die mit Hauptsponsor Liebherr bedruckten Netze, die erst gestern aus China eintrafen. Damit die Stars bereits trainieren können, werden unter anderem 1600 Bälle zur Verfügung gestellt. Der Zeitplan für die kommenden Tage:
- Dienstag und Mittwoch: Qualifikationsspiele ab 10 Uhr.
- Donnerstag: Einzel-Hauptrunde, Doppel- und Mixed-Achtelfinale ab 10.
- Freitag: Achtel- und Viertelfinale im Einzel, Viertel- und Halbfinale im Doppel und Mixed ab 10.
- Samstag: Einzel-Viertelfinale (ab 11) und -Halbfinale (ab 17.30), Mixed-Finale (ab 16).
- Sonntag: Einzel- und Doppelfinale (ab 13).
Der fromme Wunsch ans Christkind
Boxen: Usyk besiegte Fury auch im WM-Rückkampf
Schwimmen: Bucher über 100 m Delfin WM-Fünfter, Gigler Kraul-14.
Handball: Norwegerinnen durch 31:23 über Däninnen Europameisterinnen
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