Dürre bedroht die Existenz vieler Rinderbauern
HASLACH. Rückschlag in einer heiklen Wachstumsphase – Im Bergland gibt es keine Alternative zur Milchwirtschaft.
Österreichs Molkereien haben 2017 ihren Umsatz um zehn Prozent auf 3,31 Milliarden Euro gesteigert. Der Milchpreis der Bauern hat gar doppelt so stark zugelegt, von im Jahresdurchschnitt 2016 30,65 auf 36,68 Cent pro Kilogramm (Milch mit 4,0 % Fettgehalt, exklusive Steuern; Anm.: Milch wird in der Branche in Kilo, nicht in Liter bemessen).
Das sind tolle Zahlen, die die Milchwirtschaft diese Woche bei ihrer Jahrestagung präsentiert hat, in Haslach im Mühlviertel, einer der stärksten Milchregionen Österreichs. Beim genauerem Hinsehen zeigt sich kein Sonnenschein. 2016 war der niedrigste Milchpreis seit der Krise 2009 (damals 28,56 Cent). Der Aufschwung entsprach also dem Zyklus, der die Schweinebauern seit Jahrzehnten plagt und der sich immer stärker auf den Milchmarkt ausdehnt.
Auslöser des heftigen Auf und Ab sind die Rohstoffproduzenten selbst. Sie haben Kühe eingestellt und die Fütterung verstärkt, um am Preishoch mitzunaschen. Die Milchanlieferung an die Molkereien wuchs 2017 um 3,6 Prozent und setzte sich im ersten Halbjahr 2018 mit 5,1 Prozent fort, obwohl die Preiskurve wegen des Überangebots schon geknickt war.
Qualität gegen Menge
Da waren nicht die Österreicher die Auslöser, denn sie haben nur zwei Prozent Mengenanteil am EU-Milchmarkt. "Die EU-Produktion ist 2017 um 1,8 Prozent gestiegen. Das ist mehr, als wir in Österreich insgesamt Milchmenge hatten", sagte Helmut Petschar, der Präsident der Vereinigung der Milchverarbeiter, in Haslach.
Österreichs Landwirtschaft ist sehr milchlastig – ein Problem ebenso wie ein Segen. Nur mit den Rindern kann das reizvolle Berg- und Hügelland weiter bewirtschaft bleiben. Andererseits liegt die Trinkmilchmenge 60 Prozent über dem Eigenbedarf. Es muss exportiert werden auf einen Weltmarkt mit massiven Übermengen.
Deshalb werde die Qualitätsstrategie fortgesetzt, sagte Petschar: gentechnikfreie Fütterung, hohe Anteile von Bio- und Heumilch. Die nächste EU-Finanzperiode müsse die erschwerte Bewirtschaftung im Alpenland trotzdem weiter mit Förderungen ausgleichen.
Denn ein EU-Bauer habe im Schnitt 40 Kühe, ein US-amerikanischer 220, ein neuseeländischer 400. Das wollen heimische Konsumenten nicht. Hier stehen im Schnitt nur 20 Kühe in den Ställen. Der Wachstumsdruck werde sich aber fortsetzen. 1995 gab es noch 90.000 Milchbauern; sie erzeugten 2,2 Milliarden Kilo im Jahr. Heute schafft ein knappes Drittel 3,3 Milliarden.
Heuer sei aber alles anders, sagt Josef Braunshofer, der Generaldirektor des Marktführers, der Berglandmilch-Genossenschaft: "Viele Bauern müssen wegen des dürrebedingten Futtermangels Kühe verkaufen, und das tut weh." Es geht dabei um Emotionen und um existenzielle Probleme, in die Landwirte geraten. Wer Kühe abstößt, kann an den nun steigenden Preisen nicht teilhaben, kann die Expansion nicht verdienen. Der Hitzesommer ist ein schwerer Rückschlag für viele Rinderbauern.
Österreichs Molkereien 2017
Milchanlieferung 3,3 Mio. t + 3,6 %
Umsatz 2,7 Mrd. Euro +10,2 %
Milchbauern 27.587 – 3,2 %
Kühe 543.241 + 0,7 %
Kühe je Bauer 19,7 + 4,0 %
Milch je Bauer 120.095 kg + 7,1 %
Milch je Kuh/Jahr 6097 kg + 2,9 %
Bauernmilchpreis ø 36,68 Cent +20,0 %
Exportwert 1,18 Mrd. + 4,8 %
Importwert 0,78 Mrd. + 9,0 %
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Huhu die böse böse Marktwirtschaft wirkt auch bei Bauern.
Quantität vor Qualität hat eben ihren Preis ...