EZB oder Fed: Wer senkt die Zinsen früher?
FRANKFURT. Auf beiden Seiten des Atlantiks steuern die Währungshüter auf die Zinswende zu.
An den Finanzmärkten wird spekuliert, dass die Europäische Zentralbank (EZB) diesen geldpolitischen Richtungswechsel als erste vollziehen könnte - und zwar möglicherweise schon im April. Damit würde sie der einflussreichen US-Notenbank Fed zuvorkommen, deren Chef Jerome Powell zuletzt Erwartungen einer Zinssenkung im März weitgehend abräumte.
Da die Dollar-Wächter im April keine Sitzung in ihrem Kalender haben, würde sich die EZB in dieser Art von Zins-Mikado zuerst bewegen. Unter den Volkswirten gibt es allerdings erhebliche Zweifel, ob sich die als vorsichtig geltende EZB zuerst aus der Deckung wagt. Viele sehen vielmehr die US-Notenbank in der Vorreiter-Rolle.
"Wir erwarten, dass die Fed die erste Zinssenkung im Mai vollzieht und im Juni eine zweite folgen lassen wird. Für die EZB rechnen wir erst für Juni mit einer Zinssenkung", meint Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank. Bei den Erwartungen an die Zinswende spielten bei den Märkten wohl eher die aktuellen Daten eine Rolle, die auf den Sinkflug der Inflation hindeuten. Mit der zuletzt auf 2,8 Prozent abgeflauten Inflationsrate kommt das Ziel der EZB einer Teuerung von 2,0 Prozent allmählich in Sichtweite. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel spricht bereits davon, dass die EZB das "gierige Biest" Inflation gezähmt habe. "Aber die Notenbank will noch mehr Daten sehen, um sicher zu sein, dass die Inflation tatsächlich unten bleibt", meint Balz. Und gerade beim ersten Schritt käme es seiner Einschätzung nach nicht gut an, wenn man mit Zinssenkungen anfängt und dann feststellt, dass dies ein Fehler war. Auf ihrer ersten Zinssitzung im neuen Jahr im Jänner hatte die EZB den für die Finanzmärkte maßgeblichen Einlagensatz bei 4,00 Prozent belassen.
Preis- sowie der Wachstumspfad sind die entscheidenden Faktoren
Ökonom Paolo Zanghieri von Generali Investments geht davon aus, dass in den USA die Fed bereits bis Mai genügend Daten beisammen hat, um bei der Beurteilung des nachhaltigen Rückgangs der Inflation auf der sicheren Seite zu sein. Damit könne die Fed die Zinswende starten. Die US-Notenbank hatte nach einer Phase teils aggressiver Erhöhungen zuletzt vier Mal in Folge pausiert und den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent gehalten. Am Finanzmarkt wird derzeit die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung auf der Fed-Zinssitzung am 1. Mai mit rund 68 Prozent eingestuft.
Der Preis- sowie der Wachstumspfad sind die entscheidenden Faktoren. "Alles hängt davon ab, wie sich Inflation und Konjunktur entwickeln", meint Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. Er verweist darauf, dass Powell auch betont habe, dass die Fed keinen schwachen Arbeitsmarkt sehen wolle: "Das wiederum lässt Spielraum in beide Richtungen." Die Fed versuche nach fast zwei Jahren Zinserhöhungszyklus eine Balance zu finden, was sich schwierig gestalte. Eine zu frühe Zinssenkung könnte den Preisauftrieb wieder anheizen. "Wartet sie jedoch zu lange, trotz einer rückläufigen Inflation, könnte dies der Wirtschaft schaden und die Arbeitslosigkeit erhöhen", erläutert Oldenburger. DZ-Bank-Analyst Christian Reicherter sieht die Fed bei der Zinswende in der Pole-Position. "Unser Bild ist momentan, dass die US-Währungshüter als erstes die Leitzinswende einleiten werden," meint Reicherter. Er rechnet allerdings erst im Juni mit einem ersten vorsichtigen Schritt nach unten. "Knackpunkt ist aktuell die Unsicherheit, ob sich der Disinflationsprozess der vergangenen Monate weiter fortsetzt", so der Experte.
Daten zur Lohnentwicklung wichtig
In der Euro-Zone hatten die Währungshüter zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass Daten zur Lohnentwicklung aus den Tarifrunden in den Euro-Ländern für die Entscheidung wichtig seien. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte April, Mai als Monate genannt, in denen die EZB dazu mehr wissen werde. Zudem hat die EZB aus Sicht von DZ-Bank-Experte Reicherter auch die Energiepreise im Blick angesichts der aktuellen Spannungen im Nahen Osten. Reicherter glaubt, dass die EZB in diesen beiden Punkten erst mehr Klarheit gewinnen möchte, was gegen die am Markt erwartete rasche Zinssenkung spreche. "In unserem Bild geht es mit Zinssenkungen der EZB erst in der zweiten Jahreshälfte los", so der Experte. Aus den Futures-Kursen am Finanzmarkt geht hingegen aktuell hervor, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung auf der Sitzung am 11. April mit rund 55 Prozent taxiert wird. Für das Treffen am 6. Juni gilt ein solcher Schritt sogar bereits als sichere Wette.
Womöglich werden Fed und EZB aber auch beide bis zum Frühjahrsende warten und dann im Juni kurz hintereinander den Richtungswechsel vollziehen: Die EZB-Sitzung steht am 6. Juni an, die Fed folgt am 12. Juni. Laut Deka-Chefökonom Ulrich Kater könnten Fed und EZB gemeinsam im Juni eine erste geldpolitische Lockerung beschließen: "Für die Wirtschaft lässt dies auf ein Abklingen der Belastungen hoffen. Insbesondere im Bausektor und auch in einigen Teilen der Industrie sind schon Erleichterungen zu spüren." Die weiterhin rückläufigen Inflationsraten hätten dies möglich gemacht.
hoffentlich keiner solange die infaltion noch so hoch ist und die fleißigen sparer weiter enteignet werden
Dafür schmeissen die Unternehmen die Leute raus weil die Investitionsvorhaben zunichte gemacht werden.