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Kika/Leiner-Pleite: Viele Härtefälle bei Möbel-Anzahlungen

Von nachrichten.at/apa, 15. Dezember 2024, 13:38 Uhr
Anzahlungen bei kikaLeiner: Kunden hängen in der Warteschleife
Bild: APA/Max Slovencik

WIEN/ST. PÖLTEN. Bei der Pleite von Kika/Leiner gibt es tausende Kunden, die um ihre Anzahlungen umfallen. Darunter sind nach dem extremen Hochwasser in Niederösterreich auch viele Flutopfer.

Denn die nun zahlungsunfähige Möbelkette hatte nach dem 15. September noch eine Hochwasser-Hilfsaktion mit einem 20-prozentigen Sofortrabatt gestartet. In die Insolvenz involvierte Personen sprachen gegenüber der APA von "überdurchschnittlich vielen Härtefällen". Verbraucherschutz gibt es hier nicht.

Am 20. September warb Leiner auf Facebook noch folgendermaßen: "Die extremen Unwetter haben viele von uns schwer getroffen und der Weg zurück zur Normalität ist oft lang und herausfordernd. In dieser schwierigen Situation möchten wir euch zur Seite stehen und euch unterstützen", und weiter: "Gemeinsam schaffen wir das!"

Doch aus dem "Gemeinsam" wurde nichts - im Gegenteil, der Schaden wurde noch größer als Kika/Leiner am 12. November Insolvenz anmeldete. Diese Woche informierte der Masseverwalter die betroffenen Kundinnen und Kunden, ob er ihre Kaufverträge noch erfüllt oder nicht. Laut Medienberichten geht es um 10.000 bis 20.000 Anzahlungen, etwa für Küchen oder Sofas. Der Masseverwalter selbst will sich zur Zahl der betroffenen Kunden nicht äußern.

Anzahlungen kurz vor einer Insolvenz rechtlich erlaubt

Dass ein Unternehmen wenige Wochen vor einer Pleite noch Anzahlungen entgegennimmt, ist laut Insolvenzexperten aus juristischer Sicht in Ordnung. Ein Unternehmen hat, wenn es feststellt, dass es zahlungsunfähig ist, noch bis zu 60 Tage Zeit eine Sanierung zu versuchen, bevor es einen Insolvenzantrag stellen muss. In dieser Zeit darf das Unternehmen seine Geschäfte normal fortführen, also auch Anzahlungen entgegennehmen.

Mehrere Medien griffen in den vergangenen Wochen Einzelschicksale auf. Die ORF-Sendung "Thema" berichtete etwa von einem älteren Ehepaar aus Sieghartskirchen in Niederösterreich, das nach dem Hochwasser für eine neue Küche und ein Speisezimmer 21.270 Euro angezahlt hat. "Heute" schilderte den Fall einer Alleinerzieherin aus Kirnberg an der Mank, die mit dem Geld aus dem staatlichen Katastrophenfonds 19.000 Euro angezahlt hat.

Ohne den von der Möbelkette angebotenen "Schotter-Schutz", den ungefähr ein Drittel der Betroffenen abgeschlossen hat, ist die Chance das Geld zurückzubekommen gering. Wer mit Kredit- oder Bankomatkarte gezahlt hat, kann zumindest eine Rückbuchung über seine Bank versuchen. Die Erste Bank erklärte vergangene Woche, ihre Kunden dabei zu unterstützen. Ein solcher "Chargeback" sei auch über das Onlinebanking George möglich. Wer die Anzahlung in bar leistete oder überwies, kann sie nur als Forderung im Konkursverfahren anmelden. Die Insolvenzquote liegt bei einem Konkurs in Österreich oft unter 10 Prozent. Das heißt, man bekommt nach Abschluss des Konkursverfahrens nur einen Bruchteil seines Geldes zurück. Und weil eine Forderungsanmeldung 25 Euro kostet, ist eine Anmeldung bei kleineren Beträgen oft sinnlos.

SPÖ brachte Thema Anzahlungen in Regierungsverhandlungen ein

Eine gesetzliche Absicherung für Anzahlungen von Konsumenten gibt es in Österreich - mit Ausnahme von Pauschalreisen - nicht. Die SPÖ hat dem Vernehmen nach das Thema Anzahlungen in die Regierungsverhandlungen eingebracht, scheint sich in der Untergruppe für Verbraucherschutz aber nicht gegen ÖVP und NEOS durchgesetzt zu haben.

Die ÖVP Niederösterreich erklärte auf APA-Anfrage, dass es "schrecklich" sei, dass Hochwasseropfer durch den Konkurs erneut geschädigt wurden. Die Partei von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hält aber fest, dass Kunden die Möglichkeit gehabt hätten, Versicherungen abzuschließen, die in solchen Fällen einspringen.

Der FPÖ-Abgeordnete Alois Kainz stellte am Freitag zu dem Thema eine parlamentarische Anfrage an den scheidenden Konsumentenschutzminister Johannes Rauch (Grüne). Kainz will wissen, ob für Gläubiger, die auch vom Hochwasser betroffen waren, staatliche Hilfen überlegt werden und ob Hochwasseropfer etwa von der Anmeldegebühr in Höhe von 25 Euro befreit werden können.

Sozialministerium und AK für bessere Absicherung bei Anzahlungen

Aus Rauchs Ministerium hieß es auf APA-Anfrage, die Kika/Leiner-Insolvenz zeige, wie wichtig eine verpflichtende Absicherung der Zahlungen von Verbraucherinnen und Verbrauchern sei. "Diese sollte politisch diskutiert und in der neuen Legislaturperiode umgesetzt werden, zumindest ab einer gewissen Höhe der Anzahlung." Möglich wäre auch, dass bestimmte Branchen verpflichtet werden, Konsumenten eine Anzahlungsgarantie anzubieten.

Auch die Arbeiterkammer (AK) sieht nach der Kika/Leiner-Pleite Handlungsbedarf. Bei einem Kauf, der mit längeren Lieferfristen verbunden ist, sollte die Anzahlung gesetzlich auf 10 bis 20 Prozent gedeckelt werden.

Bisher ist nur bei Pauschalreisen vorgeschrieben, dass die Anzahlung maximal 20 Prozent betragen darf. Zudem müssen die Reiseveranstalter für die Kundengelder eine Insolvenzversicherung abschließen. Ausgenommen sind allerdings Reiseleistungen, die getrennt voneinander gebucht werden. Auch hier fordert die Arbeiterkammer (AK) eine Nachschärfung. "Flugtickets werden in der Regel lange vor Flugantritt zur Gänze bezahlt und sollten daher einen Insolvenzschutz haben", sagte die Leiterin der AK-Konsumentenschutzabteilung, Gabriele Zgubic, zur APA.

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13  Kommentare
13  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
betterthantherest (38.266 Kommentare)
vor 22 Minuten

Unternehmen war vor ca. 1 Jahr pleite.

Warum zum Teufel machen Kunden bei so einem Unternehmen Anzahlungen in erheblicher Höhe und völlig ohne Besicherung?

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Maxi-milian (796 Kommentare)
vor 56 Minuten

„Die Partei von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hält aber fest, dass Kunden die Möglichkeit gehabt hätten, Versicherungen abzuschließen, die in solchen Fällen einspringen.“
Tut mir leid, aber diese Aussage finde ich ziemlich dumm. In vielen Bereichen hängen von Privatpersonen viele Millionen Euro an Anzahlungen ungesichert in der Luft. Das ist nichts anderes als eine tickende Zeitbombe.
Selbstverständlich gehören Anzahlungen endlich gedeckelt und auch abgesichert. Nicht auf Kosten der Steuerzahler, sondern auf Kosten der Firmen, die Anzahlungen fordern und erhalten. Wir brauchen dringend entsprechende Regelungen. Bei uns sind viel zu viele Dinge bis ins letzte Detail geregelt. Wenn die Menschen aber wirklich geschützt werden müssen, dann tun sich große Lücken auf.

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stay_at_home (918 Kommentare)
vor 45 Minuten

NEIN! Ich kann nicht immer alles "den Firmen" oder "der Politik" umhängen!!! Denn das erhöht wieder Verbote, Bürokratie und treibt noch mehr Wirtschaft weg! Ich habe mich jahrelang vera..... lassen können warum ich als (Spitzen- noch kein Top-)Verdiener nicht mein Haus im Grünen habe und "nur" eine kleine Wohnung in der Stadt. Meine Frau ist/war der Grund. Sie meinte: lass sie sich alle überschulden, wir leben gut und haben alles was wir brauchen. Und wenn es sich ausgeht, kaufen wir uns halt mal eine weitere Wohnung zum Vermieten oder ein Haus.

Aber derzeit wird Idiotie gefördert und belohnt. Es wird bald noch an allen Ecken "boschen" und man hat das Gefühl die Politik wartete nur darauf zu "retten" und wieder dieser und jener Gruppe Geld in den A... zu schieben - auf meine Kosten.

SSSSSSSTTTTTTTTTTOOOOOOOOOOOPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPP mit diesem Wahnsinn!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Wir brauchen Eigenverantwortung und auch negative Konsequenzen von Entscheidungen, denn das hat einen

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stay_at_home (918 Kommentare)
vor 45 Minuten

Lekungseffekt.

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betterthantherest (38.266 Kommentare)
vor 21 Minuten

maxi-milian

"Selbstverständlich gehören Anzahlungen endlich gedeckelt und auch abgesichert."

Ja - aber ganz sicher nicht vom Staat.

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stay_at_home (918 Kommentare)
vor einer Stunde

Bei einem guten 6-stelligen Einkommen würde ich mir keine Küche m 20k€ kaufen!!! NIE IM LEBEN! HÖRT AUF MIT DIESER "RETTEREI". Wer über seine Verhältnisse lebt, dumme Entscheidungen trifft, muss in Eigenverantwortung die Folgen tragen.

Ich verdiene gut, falle durch alle Förderungen, habe eine Familie zu ernähren, in meinem Team bin ich der Leistungsträger, weil die 30-jährigen (ausschließlich) Kolleginnen 20-30h arbeiten, weil sie sich kinderlos bleiben wollend (kann ich nicht unbedingt verübeln und empfehle ich meinen Töchtern auch) weiterbilden, wenn sie aber krank sind mit den geringeren Beiträgen der Teilzeit in den besten Schaffensjahren die gleichen Gesundheitsleistungen beziehen dürfen und gratis studieren, was ich u.a. neben den 15% gestiegene Pensionen und der grenzenlosen Zuwanderung mit Kindern in Schulen (meine gehen zum Glück eh privat) mit katastrophalem Sprachniveau schicken soll.

ES REICHT.

Wir brauchen Selbstregulation, weniger Staat, keine SPÖVPNeos-Regierung!!!

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stay_at_home (918 Kommentare)
vor einer Stunde

Beamte: 0% die nächsten 5 Jahre
Pesionisten: 0% (max. VPI) die nächsten 5 Jahre
Gehälter max. 3,5% die nächsten 5 Jahre

Wird "Dank" Gewerkschaften und polemischer Politik nie durchgehen, aber gegen Trump, Putin und Co (und unsere "tollen" PolitikerINNEN(!) in der EU haben wir verloren.

Ich muss wieder LEISTUNG BELOHNEN!

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stay_at_home (918 Kommentare)
vor einer Stunde

Bitte hört endlich einmal auf mit dieser dummen "Retterei" und Förderei, die seit Kurz/Corona/"kosteeswaseswolle" und Co absurde Ausmaße ausgenommen hat.

E I G E N V E R A N T W O R T U N G ! ! !

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spoe (16.063 Kommentare)
vor einer Stunde

Stimmt, es ist eine Negativspirale, die sich bereits dreht: je weniger Eigenverantwortung, umso dümmer werden die Betroffenen und umso mehr muss der Staat schützen und blechen.

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betterthantherest (38.266 Kommentare)
vor 17 Minuten

SPOE

Ihre ÖVP betreibt diese Retterei bis zum Exzess.

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spoe (16.063 Kommentare)
vor einer Stunde

Besonders tragisch ist, dass Personen mit wenig Geld offenbar besonders sorglos damit umgehen.

19.000 EUR Anzahlung bei einem geschätzten Haushaltseinkommen von weniger als 2.000 EUR und ohne irgendeiner Kreditauskunft oder Absicherung. Ob die Herkunft des Geldes aus einem staatlichen Fonds/Zuschuss eine Rolle dabei spielt?

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Maxi-milian (796 Kommentare)
vor 51 Minuten

Logisch, man holt dann eine Kreditauskunft ein. Man verhandelt beim Möbelkauf auf Augenhöhe mit den Möbelhäusern und alle Österreicher sind selbstverständlich bestens geschulte Verhandlungsprofis.
Man darf träumen, aber die Realität sieht doch ein wenig anders aus.

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betterthantherest (38.266 Kommentare)
vor 16 Minuten

maxi-milian

dann sollten die betreffenden Menschen selbst so klug sein und externen Rat einholen.

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