"Es ist geil, Verantwortung zu übernehmen"
"Eine Karrierefrau gilt als ehrgeizig, während es das Wort Karrieremann gar nicht gibt", sagte Wüstenrot-Generaldirektorin Susanne Riess-Hahn beim OÖN-Frauentag.
Gemeinsam mit drei weiteren Topführungskräften wurde darüber diskutiert, wie sich die Wahrnehmung von Frauen in Spitzenfunktionen geändert hat und worin sich eine weibliche Unternehmenskultur abhebt. Einig waren sich alle, dass es längst eine Vielfalt an Führungsstilen gibt.
"Es gibt heute weniger hierarchische Gefälle. Frauen sind teamorientierter und viel uneitler als Männer. Sie brauchen weniger Pfauenräder", sagte Riess-Hahn. Kathrin Kühtreiber-Leitner, Vorstandsdirektorin der OÖ Versicherung, sah darin weniger eine Geschlechterfrage. Viel hänge davon ab, ob man als Kind Vertrauen erfahren habe. Dieses könne man auch an seine Mitarbeiter weitergeben. Auch die designierte kaufmännische Leiterin der Fachhochschulen in Oberösterreich Isolde Perndl sieht darin keine Geschlechterfrage: "Frauen führen per se nicht anders. Sie reflektieren aber eher, wie sie selbst geführt werden wollen." Die Geschäftsführerin von Greiner Packaging, Beatrix Praeceptor, räumte mit dem Vorurteil auf, dass Frauen zu weich seien: "Man kann empathisch sein und trotzdem harte Entscheidungen treffen."
Sie alle unterstützen junge Frauen auf ihrem Berufsweg, als Mentorinnen, durch Vorträge, in ihren Unternehmen. Riess-Hahn berichtete von ihren eigenen Anfängen in der Politik. Sie habe einfach mehr gearbeitet und dadurch auch mehr Verantwortung erhalten. Noch immer sei es aber schwierig, Frauen vor allem nach der Geburt eines Kindes für Führungsjobs zu gewinnen. "Ich sehe die Gefahr der überbordenden Teilzeit aber nicht nur bei Frauen, sondern auch bei jungen Männern", sagte Riess-Hahn. Die jüngere Generation sei besser finanziell ausgestattet und deshalb stärker freizeitorientiert. Kühtreiber-Leitner pflichtete bei: "Freizeit ist definitiv wichtiger. Wir suchen zum Teil Führungskräfte und finden sie nicht."
"Es ist geil, Verantwortung zu übernehmen und zu führen. Es macht Spaß", warb Praeceptor dafür, sich leitende Funktionen auch zuzutrauen. "Es lohnt sich auf jeden Fall durchzuhalten. Ein Führungsjob ist eine wunderschöne Aufgabe", bestätigte Perndl.