Lebens- und Sozialberater Auer und Brunner im OÖN-Chat

Gast7877: Wie soll man reagieren, wenn man merkt, dass Kollegen psychische Probleme haben, womöglich an Burnout leiden?

Brunner/Auer: Überlegen, ob das Beziehungsverhältnis zum Kollegen erlaubt, ihn auf seine/ihre Probleme anzusprechen Vertrauensperson in der Firma, Betriebsarzt einbeziehen. Körperliche Symptome abklären lassen - Arztbesuch empfehlen.Auf Möglichkeiten der Beratung hinweisen: Lebens- und Sozialberater, Psychotherapeuten...

Gast7877: Ein Bekannter erzählte vor kurzem, dass seine Frau seit Jahren manisch-depressiv ist und zudem an Wahnvorstellungen leidet. Das Schlimme ist, dass sich seine Frau nicht behandeln lassen will. Wie kann man da helfen?

Brunner/Auer: Eine Beratung gegen den Willen der Betroffenen ist nicht möglich. Es gibt Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen für Angehörige im Umfeld von zB Wagner Jauregg und Christian Doppler Klinikin denen sich Angehörige Unterstützung holen können.

Gast6177: Eine sehr gute Freundin von mir hat einen Freund, der ihr das Leben richtig schwer macht. Sie darf alleine nichts unternehmen, sich nicht mit Freunden treffen, oder ihren Hobbys nachgehen. Tut sie es doch, gibt es wieder Streit.

Brunner/Auer: Es ist wichtig, dass sie auf ihre eigene Psychohygiene achtet und sich nicht zu sehr einschränken lässt.Wenn der Partner mit der Eigenständigkeit nicht umgehen kann, ist es an ihm sich dafür Unterstützung zu holen.Gelungene Partnerschaft ist nur zwischen gleichwertigen Partnern mit genug Freiraum möglich.Eine dauerhafte Unterordnung würde unweigerlich zu Problemen führen ( Psychisch und/ oder körperlich)

Gast8930: Ist es möglich, dass auch Kinder an Burnout leiden?

Brunner/Auer: Ja, wenn Kinder durch Schule,Medienüberreizung, familiäre Schwierigkeiten, zu wenig Freizeit bzw. Überangebot und Pflichten in der "freien" Zeit sowie Bewegungsmangel ständig unter Druck stehen

Gast6177: Ich fühle mich sehr oft lust- und kraftlos. Sind das erste Anzeichen von Burnout oder gehört da noch mehr dazu?

Brunner/Auer: Lust- und Kraftlosigkeit allein, die nicht ständig auftreten, sind noch keine Anzeichen. Um von Burnout zu sprechen bedarf es mehrerer Informationen über Umfeldeinflüsse, Gesundheitszustand und Dauerbelastungen

Gast4296: Ich kann in letzter Zeit schlecht einschlafen, und wenn ich schlafe, dann sehr schlecht - träume von der Arbeit und wache schweißgebadet auf. Kann das ein Anzeichen von Burnout sein?

Brunner/Auer: Grundsätzlich ja - eine genauere Abklärung mit einem Arzt oder psychosozialen Berater wäre dabei empfehlenswert

Gast6177: Oft streiten sich meine Eltern wegen belangloser Dinge. Gibt es irgendeinen Trick oder eine Möglichkeit für mich, den Streit zu schlichten oder soll ich mich am Besten gar nicht einmischen?

Brunner/Auer: Der Streit ist Sache deiner Eltern, du bist dafür nicht verantwortlich. Was du machen kannst,ist ihnen deine Ängste und Sorgen dabei mitzuteilen, damit ihnen bewusst wird, wie es dir damit geht.

Gast574: Mein Lebenspartner steckt in einer Krise, er kommt beruflich nicht weiter, schafft es aber auch nicht, etwas zu ändern. Wir streiten nur noch. Wie kann ich ihm helfen?

Brunner/Auer: Am Besten gemeinsam die Unterstützung eine Beratungsstelle in Anspruch nehmen, um die genauen Konfliktpunkte abklären zu können.Männerberatungen sind spezialisiert auf genau diese Themen. Sie könnten sich bei anderen Beratungseinrichtungen wie zB Lebens- und Sozialberatern Unterstützung holen.

Gast115: Wie sieht der Aufgabenbereich eines Zivildieners bei euch aus?

Brunner/Auer: Wir sind Einzelberatungsstellen und stellen keine Zivis ein.

Gast8540: wie können verwandte und freunde mit der "erkrankung" umgehen? was kann der "erkrankte" selbst machen damit es der Familie nicht zur last wird?

Brunner/Auer: Für Gast 8540: Wenn Depressionen diagnostiziert sind würden wir Ihnen Psychotherapie oder Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik empfehlen. Als Sofortmaßnahme: machen sie Dinge, die ihnen gut tun (frische Luft, Wärme,Ernährung, Sport, soziale Kontakte mit vertrauten Menschen...). Machen sie sich nicht auch noch für ihr Umfeld verantwortlich, sondern vertrauen sie auf deren Ressourcen.

Gast115: Darf der Arbeitgeber Mitarbeiter entlassen, wenn er erfährt dass sie an psychischen Erkrankungen/Störungen leiden?

Brunner/Auer: Wenn sie einen konkreten Fall dazu haben, wenden sie sich bitte an die Arbeiterkammer oder den Betriebsrat.

tomdooley: Besteht die Gefahr, wenn ein Elternteil an Burnout erkrankt ist, dass auch die Kinder später einmal erkranken...?

Brunner/Auer: Genetisch nicht, nur wirken die Eltern in ihrer Lebensgestaltung, mit ihren Konfliktlösungskompetenzen, und dem Umgang mit sich selbstals Vorbild. Lerne sie daher rechtzeitig gut auf sich zu achten.

Gast6177: Bitten Angehörige von Selbstmördern währen der Trauerphase bei Ihnen um Hilfe?

Brunner/Auer: Ja kommt häufig vor.

Gast6177: Wie kann ich als Elternteil meine Kinder vor Nervenzusammenbrüchen (Schule, Mobbing) schützen?

Brunner/Auer: Möglichst viel Druck wegnehmen, mit Lehrern sprechen, Vertrauenslehrer aufsuchen, ihrem Kind zeigen, dass sie es unterstützen.Erziehungsberatung aufsuchen

tomdooley: Bin ich verpflichtet, meinen Arbeitgeber über meine psychosoziale Erkrankung oder meine psychischen Probleme zu informieren?

Brunner/Auer: Wenden sie sich vertrauensvoll an ihren Arzt. Dieser entscheidet mit ihnen die weitere Vorgangsweise

Gast8540: können mit Burnout phobien einhergehen?

Brunner/Auer: @ Gast 8540: Phobien als Angstzustände können mit Burnout einhergehen, weil sie Dauerstress verursachen. Wir empfehlen ihnen, eine/n vertrauensvolle/n BeraterIn aufzusuchen

Gast8342: Tritt Burnout bei Menschen, die viel und lange arbeiten, irgendwann zwangsläufig auf? Habe einen Kollegen, der seine Arbeit gern macht, aber körperliche Verlangen nach Ruhe bewusst ignoriert...

Brunner/Auer: Burnout als Symptom tritt NICHT bei allen Menschen, die viel arbeiten, zwangsläufig auf. Arbeit, die man gerne macht bringt Energie und Zufriedenheit und gleicht somit oft höhere Arbeistbelastung aus. Trotzdem sollte man auf einen Ausgleich von Anspannung und Entspannung (z.B. ausreichend Schlaf) gut achten.