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Besser leben mit Manieren und Respekt

Von Klaus Buttinger, 20. April 2011, 00:04 Uhr
Besser leben mit Manieren und Respekt
René Borbonus Bild: Econ Verlag

Immer wieder machen Forderungen nach Wiederbelebung alter Werte Schlagzeilen. Auch heute wieder, da die alte Philosophie von Egoismus und Geiz der Ablöse harrt. Im Zentrum der Wertedebatte: Manieren und Respekt.

Alte Werte – was ist das eigentlich? In der sich wiederholenden Debatte geht es immer um immaterielle Wertvorstellungen einer Gesellschaft. Diese Werte stehen oft im Widerspruch zueinander. Stößt sich Nachhaltigkeit mit individueller Freiheit? Oder Wohlstand mit Gleichheit?

Gut ablesen lässt sich die Wertedebatte in der Schul- und Erziehungsdiskussion. Sie spannt sich je nach Zeitgeschmack zwischen den Extrempolen der antiautoritären Erziehung und der momentan modernen Einstellung, Kinder bräuchten klare Grenzen und Verbote.

Oft wird die Diskussion von konservativer Seite angestoßen, die immer wieder einen Verfall von Sitte und Moral ortet. Aber auch dafür gibt es Gegenbeispiele. Der slowenische Philosoph Slavoj Zizek etwa regt die Linke an, in heutiger Zeit Höflichkeit und Respekt einzufordern, da „die Rechte immer vulgärer“ werde, was er unter anderem an den Verhältnissen rund um Silvio Berlusconi in Italien festmacht.

Manieren und Retrochic

Manieren, Rücksichtnahme und Respekt klingt in neoliberal trainierten Ohren noch nach Retrochic. Jahrzehntelang standen Werte wie Egoismus, Konkurrenzkampf und Geiz ganz oben auf der Gesellschaftsagenda. Einer, der dem Wert Respekt wieder das Wort redet, ist der deutsche Buchautor René Borbonus. Er ist Spezialist für Rhetorik und Kommunikation. Topmanager und Politiker lassen sich von ihm ausbilden und auf schwierige Gespräche vorbereiten. In seinem eben erschienenen Buch „Respekt! – Wie Sie Ansehen bei Freund und Feind gewinnen“ wendet er sich gegen „Egoismus und Intoleranz in unserer Gesellschaft“ (siehe Buchtipp unten).

Borbonus ist im Privaten sattelfest: „Sie können von Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner wenig Respekt erwarten, wenn Sie am Valentinstag darauf pochen, dass das Feierabendbier mit dem Kollegen (»Networking, Schatz!«) nun wirklich wichtiger ist als der gemeinsame Kinobesuch.“

Borbonus kennt sich im Berufsleben aus: „Mit dem Respekt wie mit dem Unternehmenserfolg: Nur wer investiert, wird wachsen. Respekt und Erfolg haben deshalb sehr viel miteinander zu tun. Ein respektvolles Miteinander im Geschäftsleben wird den Alltag nicht nur entspannter und konfliktärmer machen – es wird auch messbare Erfolge bescheren.“

Und Borbonus hat Einblick ins Politische: „Führende Politiker erkennen zunehmend, dass konstruktive gesellschaftliche Erneuerung, die mit persönlichen Einschnitten seitens der Bürger einhergeht, nicht durchsetzbar ist, wenn die Wähler ihrerseits keine Wertschätzung von den ,Mächtigen’ spüren.“

Respekt kann als Schmiermittel der Gesellschaft bezeichnet werden. Ein Stoff, der alt ist und gut. „Respekt ist etymologisch verwandt mit Begriffen wie ,Rücksicht’ und ,Berücksichtigung’. Wenn wir jemandem unseren Respekt zollen, bedeutet das, dass wir ihn wertschätzen, ihm Aufmerksamkeit schenken oder ihm Ehre erweisen“, schreibt Borbonus.

„Respekt lernen heißt vor allem kommunizieren lernen“, so der Autor. Hingegen mache Respektlosigkeit krank. Nicht nur den Einzelnen, möchte man hinzufügen, sondern eine ganze Gesellschaft, einen ganzen Planeten.

 

Knigge: Manieren sind nicht die Hauptsache

„Wo man seine Serviette hinlegt, ist letztlich Privatsache, wie man miteinander umgeht, aber nicht.“ Das sagt Moritz Knigge, Nachfahre des berühmten Adolph Freiherr von Knigge, jenes deutschen Adeligen, dessen Buch „Über den Umgang mit Menschen“ 1788 herauskam. Seither gilt es als Ratgeber für Etikette und gutes Benehmen. „Dabei ist es alles andere als eine Benimmfibel“, sagt Moritz Knigge. „Mein Urahn hat darin Lebenssituationen von Menschen beschrieben und wie sie sich verhalten sollten. Vieles davon hat bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren.“
„Etiketten waren für ihn also nur da, um unnötige Konflikte zu vermeiden und eine wertschätzende Kommunikation zu schaffen“, sagt Moritz Knigge. Er vertritt heute dieselben Werte und vermittelt diese in Seminaren, Workshops und Vorträgen. „Wertschätzung anderen Menschen gegenüber ist die Grundlage von allem“, sagt er, denn ein gelungenes Leben hänge in hohem Maße davon ab, wie man mit anderen Menschen umgeht.“
Das Wichtigste von allem sei, jeden Menschen respektvoll zu behandeln, Bitte und Danke zu sagen sei dabei die absolute Minimalanforderung. „Menschen streben nach Anerkennung“, sagt Knigge. „Die Minimalform der Anerkennung ist das Wahrnehmen.“ Deshalb sei Grüßen unumgänglich.
„Man muss nicht jeden Menschen mögen – aber wertschätzen“, sagt er. Denn mit Freundlichkeit und Respekt komme man einfach besser durchs Leben. Der Benimmrat des jungen Knigge lautet schlicht: „Lächeln Sie wieder!“

 

Lese-Tipp

René Borbonus
Respekt! Wie Sie Ansehen bei Freund und Feind gewinnen
Econ Verlag, Seiten, 18,50 Euro

Egoismus und Intoleranz greifen zunehmend um sich, meint René Borbonus. Wer beruflich und privat langfristig aber etwas erreichen will, müsse seinen Mitmenschen mit Respekt begegnen. Der Kommunikationsexperte René Borbonus zeigt, wie man mit Selbstbeherrschung, Konfliktfähigkeit und Überzeugungskraft am Ende selbst Respekt gewinnt.

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10  Kommentare
10  Kommentare
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allesklar (4.177 Kommentare)
am 20.04.2011 13:45

Manieren und Respekt würden auch Pilatus nicht schaden

Ich hoffe, er ist kein hoffnungsloser Fall


Freundschaft, Pilatus

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am 20.04.2011 19:59

dieses Berichtes nahelegen, es gäbe einige andere hier im Forum, denen das genaue und vor allem sinnergreifende Lesen dieses Berichtes nicht schaden könnte, nur da sehe ich ein Problem, musste ich schon feststellen, daß es leider welche gibt, die Probleme haben, sinnergreifend zu lesen...

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am 20.04.2011 12:55

... einige hier mal genau durchlesen. Mir fällt - nicht nur hier, sondern generell im Leben - auf, daß immer mehr Respektlosigkeit herrscht. Das Ganze fängt meiner Meinung nach im Kleinen an, in dem man selber sein Gegenüber mit Respekt behandelt - Respekt hat sich JEDER von Grund aus verdient. Wenn natürlich sich einer mir gegenüber respektlos verhält, ohne jeglichen Grund, dann ist der-/diejenige mal unten durch (wenn eine Entschuldigung kommt, dann kann man gerne über eine "zweite Chance" reden).

Generell halte ich es mit folgendem Lebensmotto: "Behandle andere so, wie Du gern behandelt werden möchtest"

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realfrau (804 Kommentare)
am 20.04.2011 09:53

Wenn alle die einfachsten Regeln in gutem Benehmen einhalten würden, wäre ein zusammenleben viel einfacher. Sowohl zwischen den Generationen als auch zwischen den Völkern.

Aber leider wird durch die antiautoritäre Erziehung, wie sie in den letzten 30 Jahren bei uns betrieben wird, kein Wert mehr auf Manieren und Benehmen gelegt. Nicht einmal die einfachsten Regeln werden mehr eingehalten.

Ich will da aber den jungen Menschen nicht die ganze Schuld geben. Wie sollen sie sich den zurecht finden, wenn schon die Eltern keine Rücksicht auf anderen Menschen nehmen und nur mehr die Elbogentaktik angewendet wieder.

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am 20.04.2011 12:03

sondern die Vorbilder haben die Hauptschuld!
Die Eltern, die Erwachsenen überall, in den Betreuungseinrichtungen, kaum jemand kümmert sich um einen respektvollen Umgangston.
Wenn sich jemand schlecht benimmt, kann man durch ignorieren oder andere "sanfte" Maßnahmen signalisieren, dass schlechtes Benehmen NICHT akzeptabel ist.
Hartnäckig höflich bleiben hilft.

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am 20.04.2011 08:31

wenn jemand in seinem Leben nichts geleistet hat, nicht nötig hat, sich offensichtlich (Äußeres) anzupassen (zB es nicht nötig empfindet, sich Zahnlöcher ersetzen zu lassen), es nicht nötig empfindet, sich über das Niveau eines Sechsjährigen hinauszubewegen und trotzdem nicht den Mund hält, sondern von Macho und Protzen daherredet; seit 55 netto eine Pension bezieht, wo man nicht weiß, wie das mit diesem geistigen und handwerklichen Horizont verdient werden konnte, Maggisauce und Paniere zu den Leibspeisen zählt, sich aber dennoch als Gourmet bezeichnet; in Sozialwohnung wohnt, obwohl Bedürftigkeit und Deutsch- (obwohl Muttersprache) von 500 Wörtern nicht erfüllt, Partei-Mitglied ist und dafür € 300 pm kriegt, statt € 500 zu zahlen: kurz den Jungen das Geld wegnimmt und nichts dazu beiträgt außer Unsympatischsein: so einer verdient Verachtung, Ausgrenzung, Entschuldigen Sie bitte...

...also Differenzieren bitte und nicht alle respektvoll behandelten: Respekt muss verdient werden...

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alexandraaa (363 Kommentare)
am 20.04.2011 10:53

Was geht mich das an, wenn mein Nachbar mit Maggie kocht oder scheinbar auf dem Niveau eines 6jährigen ist? Respekt hat meiner Meinung nach JEDER Mensch verdient - bis er das Gegenteil beweist, nämlich er sich Respektlos verhält. Und ob der jetzt Sandler oder Anzugträger ist, 14 oder 55 Jahre, Pensionist oder Hackler, In- oder Ausländer oder was der isst hat find ich damit nichts zu tun. Auch ein völliges Intelligenznackerbazerl, das sich mit Vorliebe nur von Maggie ernährt, hat Respekt verdient, außer er behandelt andere respektlos. Also meiner Meinung nach zumindest!

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2good4U (20.240 Kommentare)
am 20.04.2011 11:53

Das Problem ist dass sich viele (oft ältere) Personen automatisch Respekt von jüngeren erwarten, ohne sich selbst entsprechend zu verhalten.

Respekt heißt nicht, dass man sich von der Obrigkeit (das können Eltern, Lehrer, Chefs, Politiker, etc. sein) alles gefallen lassen muss.
Unter Respekt verstehe ich auch, dass man seinen Mitarbeitern ein faires Gehalt zahlt, und dass die Steuerlast fairer verteilt wird.

Respekt kann nur auf Gegenseitigkeit beruhen und fängt damit an dass man den gemeinsam erwirtschafteten Wohlstand fair (wenn auch nicht gleich) verteilt.

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stoeffoe (10.776 Kommentare)
am 20.04.2011 12:16

... kann ich mir ja vorstellen.
Aber sich von Maggie ernähren? Das tun doch nur Kannibalen ... zwinkern

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( Kommentare)
am 20.04.2011 12:07

Höflichkeit hat Vorrang.
Respektvolles Benehmen kann ich dem letzten Sandler entgegenbringen, der ja bekanntlich so ziemlich das letzte Glied in der Gesellschaft darstellt! Respektlos muss ich nicht einmal dann sein, wenn mir keiner entgegengebracht wird.
DAS ist meine Würde.

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