Barbara Haas: "Wer nicht unter den Top 100 ist, kämpft um jeden Cent"
LINZ. Tennis: Oberösterreichs Nummer eins schnuppert beim Generali Ladies Linz WTA-Luft.
Sie ist 19 Jahre jung, Oberösterreichs Nummer eins im Damen-Tennis und darf dank einer von den Organisatoren zugesprochenen Wildcard beim "Generali Ladies Linz" in die WTA-Tour hineinschnuppern. Lokalmatadorin Barbara Haas aus Weyer rückt bei dem heute beginnenden Hauptbewerb in der Linzer TipsArena in das Scheinwerferlicht der Tenniswelt.
"Für mich geht damit ein Riesentraum in Erfüllung", sagt die aktuelle Nummer 240 der Welt. Ein Traum, der noch lange nicht zu Ende sein soll. Doch der Weg, einmal bei einem Grand-Slam-Turnier aufschlagen zu dürfen, ist steinig und mit extremen Mühen und Erfahrungen verbunden. Barbara Haas über ...
... ihre Verbindung zum WTA-Turnier in Linz: "Ich bin in Steyr geboren, meine Eltern wohnen in Weyer. Mit ihnen bin ich als Kind schon oft zum Linzer Turnier gefahren. Sie waren es auch, die mich von der ersten Minute an beim Tennisspielen unterstützt haben."
... Druck: Haas wurde bereits als 14-Jährige als Überdrüber-Talent gehandelt. "Ich war talentiert, aber es geht beim Tennis um hartes, tägliches Training. Es wäre besser gewesen, man hätte mich in Ruhe trainieren lassen, bevor man mich so hochhebt. Außerdem wurde die Erwartungshaltung künstlich (von ihrem damaligen Management, Anm.) erzeugt. Seit zwei Jahren bin ich aber nun in Linz, seitdem kann ich mich voll auf mich konzentrieren. Meine Trainer Jürgen Waber und Sybille Bammer lassen mich nicht abheben. Man sollte jemanden erst feiern, wenn Erfolge da sind."
... Geld: Die 1,65 Meter große Oberösterreicherin hat in ihrer Karriere bereits sieben ITF-Turniere gewonnen, zuletzt jubelte sie beim mit 25.000 Dollar dotierten Bewerb in Podgorica im Finale. Unter dem Strich blieb Haas in diesem Jahr bisher ein Preisgeld von 16.000 Dollar, insgesamt hat sie in ihrer Karriere 48.000 Dollar eingespielt. Das klingt auf den ersten Blick gut, nur sind die Ausgaben für Hotels und Reisen wesentlich höher: "Wer nicht unter den Top 100 der Welt ist, muss um jeden Cent kämpfen. Diese Zeit zu überbrücken, ist alles andere als einfach." Einen Sponsor hat Haas zurzeit nicht: "Jede Unterstützung würde helfen."
... Aufwand: "Neben dem Training bin ich mehr als 25 Wochen im Jahr unterwegs. Die Hotels sind dabei ganz unterschiedlich. Man sucht sich meist die billigsten aus, weil man sparen muss, wo es nur geht. So hat es mich bei einem Turnier in Indien im Vorjahr nur noch erschreckt. Die Unterkunft war furchtbar. Doch ich war froh, dass ich überhaupt ein Bett hatte. Im Gegensatz zu den Kindern, die vor meinem Hotel auf der Straße schlafen mussten. Da schätzt man es umso mehr, wenn man heimkommt und sieht, wie gut es einem geht. Aber auch solche Erfahrungen machen einen stärker."
... ihre Stärken und Schwächen: "Ich bin körperlich sehr fit, bewege mich auf dem Platz ganz gut und habe ein aktives Grundlagenspiel. Außerdem ist Kämpfen für mich eine Grundvoraussetzung. Es ist immer möglich, dass man eine Partie dreht, aufgegeben wird nicht. Schwächen habe ich sicher noch beim Aufschlag."
... ihre Gegnerin in Linz: Das ist die Tschechin Barbora Strycova. "Die kenne ich nur aus dem Fernsehen", sagte Haas gestern bei der Auslosung im Ars-Electronica-Center mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich ist Strycova die Nummer 34 der Welt. Die haushohe Favoritin hat bislang mehr als vier Millionen Dollar Preisgeld gewonnen. Haas wird morgen ihr Bestes geben. Und wichtige Erfahrungen für die Zukunft sammeln.
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