Andrea Bina: Die Neue an der Nordico-Spitze
Fulminant war die für das Lentos von ihr gestaltete Ausstellung „Linz Blick“, die jenseits des Linz09-Geschehens genau den Puls des Kulturhauptstadtjahres traf: Die Oberösterreicherin Andrea Bina ist - eingebettet in das Konstrukt der Museen der Stadt Linz - ab 1. Oktober neue Leiterin des Linzer Stadtmuseums Nordico.
OÖN: Was sind Ihre Pläne und Perspektiven für das Linzer Stadtmuseum Nordico?
Bina: Mein Schwerpunkt wird eine lebendige, höchst animativ-anregende Auseinandersetzung mit Stadtgeschichte sein. Die von mir kuratierte Ausstellung „Linz Blick“ kann dafür als symptomatisch gesehen werden. Ich möchte eigentlich in diesem Haus ganz stark ein Linz-Museum positionieren, ein Museum der Linzer Identität.
Es ist mir ganz wichtig, dass vom kleinsten Besucher, von den Kindern bis zu den Erwachsenen, jeder gerne hier ins Haus kommt und auch jeder etwas mit nach Hause nimmt. Auch Dinge, die er bis jetzt noch nicht so wahrgenommen hat. Bekanntes in einem anderen Kontext erfährt, gerne mitnimmt und - : vor allem auch darüber spricht.
OÖN: Vielschichtigkeit als Ihr persönliches Leitmotiv?
Bina: Ja, unbedingt. Das Nordico muss auf vielen Ebenen ein lebendiger Ort der Kulturvermittlung werden. Spezifisches aus dieser unserer Stadt soll zeitgemäß erzählt werden. Eine gute Visitenkarte wird die grad jetzt im Moment im Aufbau befindliche Ausstellung „Tabakfabrik Linz. Kunst und Architektur für Austria Tabak“ werden, die am 23. September hier im Nordico startet. Ein Gang durch die Geschichte der Stadt Linz. Vielschichtig, wie gesagt!
Stadt erlebbar machen durch unterschiedliche Sinneseindrücke. Das ist mir ganz, ganz wichtig. Kein Schmäh: In dieser aktuellen Verschmelzung von Kunst, Architektur und Arbeitswelt wird man den Tabak riechen können!
OÖN: Sie stellen also stadtgeschichtliche, eigentlich pragmatische Themen in einen erlebbaren, sinnlichen Kontext?
Bina: Ganz genau. So soll eine Neupositionierung des Nordico stattfinden, mit Linzer aber auch überregionaler Ausrichtung. Gleichzeitig zeitgenössisch und urbanistisch und aber auch einen absoluten Wohlfühlcharakter bekommen. Dass man gerne verweilt, Informationen vermittelt bekommt, sich selbst und seine Familiengeschichte in manchem erkennt, sich aktiv mit anderen austauscht.
OÖN: Wie sind Sie zur Kunst und Kultur gekommen?
Bina: Zuallererst in der Schule, aber den richtigen Kick erhielt ich in der Neuen Galerie bei Peter Baum. Mit 19 Jahren hab ich dort meine Laufbahn begonnen. Ich durfte 1990 bei der Ausstellung „Ursprung und Moderne“ mitarbeiten. Da hab ich das von der Pieke auf gelernt: Aufsicht, Führungen, beim nächsten Projekt schon Katalogmitarbeit. Ich bin dann immer wieder aus Wien angereist, um in der Neuen Galerie Führungen zu machen. Ich studierte Kunstgeschichte und eben Theaterwissenschaften, weil damals Theaterwissenschaften diese Vielfalt hatte, einfach echt cool war. Da waren ein Günter Brus, ein Franz West - das hat mich fasziniert.
OÖN: Sie haben also ein sehr breites Spektrum an Interessen.
Bina: Genau. Mich interessiert die Moderne, aber ich setz’ das immer gern in einen Kontext, in dem ich Geschichten erzählen kann. Ich mach gern so Vergleiche, die vielleicht jemand anderem noch nicht so aufgefallen sind. Und dafür bietet die Sammlung des Stadtmuseums ein unglaublich reiches Spektrum. Da liegen so viele Schätze, die noch nicht gehoben worden sind. Und da möcht’ ich jetzt neben der Neuprogrammierung auch noch einiges herausfiltern. Ich will, dass die Leute lang in den Ausstellungen bleiben und echt intensiv miteinander tratschen. Das ist meine Leidenschaft. Und die will ich weiter geben.