Ars Electronica - Mehr als Popkultur: HR Giger stellt im Lentos aus
LINZ. Die Popkultur prägt HR Giger seit Jahrzehnten, nun sind seine Arbeiten im Museum angekommen: Der Surrealist ist Featured Artist des diesjährigen Linzer Festivals Ars Electronica, seine Bilder, Skulpturen und auch die Tagebücher zum Filmklassiker "Alien" sind von Mittwochabend bis 29. September im Lentos zu sehen.
Zum Gruseln in den Keller gehen: Das Untergeschoß des Museums ist für Gigers Arbeiten reserviert. Frühe Bilder aus den 60er Jahren erinnern an Vorbilder wie Kubin oder Dali und zeigen eindrucksvoll, dass der Schweizer mehr ist als ein popkulturelles Phänomen. Sie untermauern, dass er in seinen düsteren Zukunftsvisionen auf eine Stufe mit Künstlern wie Regisseur Stanley Kubrick oder Science-Fiction-Autor Philip K. Dick zu stellen ist, und wie plastisch Giger auch auf Papier arbeitet: "Landschaft XVIII" (1973) erscheint nicht weniger dreidimensional als das daneben angebrachte Relief "Baby Wall" (1998). Stiller Beobachter des Treibens zwischen Mensch und Maschine, Geburt und Sterben ist die Skulptur "Humanoid" (1968), die quasi Wegweiser zum zweiten Ausstellungsraum ist.
Düstere "Babys"
Dort stehen und hängen sie, seine "Babys", wie sie Giger selbst einmal genannt hat - Bilder und Objekte, die rund um den Film "Alien" (1979) entstanden sind: Dunkle Landschaften dehnen sich in Bildern aus und entpuppen sich oft erst auf den zweiten Blick als explizit sexuelle Handlungen. Mit ein Grund, warum Unter-16-Jährige die Retrospektive nur in Begleitung von Erziehungsberechtigten besuchen dürfen. Ein weiterer: die unwirklich und unheimlich anmutenden Außerirdischen, auf Papier gebracht und auch als lebensgroße Skulptur ausgestellt.
(Foto: HR Giger)
Abgerundet wird die Werkschau von augenzwinkernd bearbeiteten Polaroids sowie von Videos und Fotos, die den heute 73-Jährigen bei der Arbeit zeigen. "Das wurde so noch nie gezeigt", erklärte der Künstler in einem Interview.
Enormes Interesse
Das Interesse ist jedenfalls groß: "Jeden Tag haben wir an die 20 Anrufe von Fans, die zur Vernissage kommen wollen", berichtete Lentos-Pressesprecherin Nina Kirsch.
Wer Giger mit nach Hause nehmen will, kann das u.a. in Form von Absinth tun, ein eigenes Benzinfeuerzeug ist genauso erhältlich wie Schmuck. Im Deep Space des Ars Electronica Centers wird seine finstere Welt für die Dauer des Medienkunstfestivals (5.-9.9.) zudem in hochauflösenden Gigapixel-Bildern präsentiert.
"HR Giger Revealed":
Infos:
Ausstellung "HR Giger. Die Kunst der Biomechanik" von 5. bis 29. September im Lentos Kunstmuseum Linz (feierliche Eröffnung heute, Mittwoch, um 19 Uhr); Signierstunde am 5. September um 15 Uhr
Links:
Unglaublich, wie stilprägend dieser Künstler war und ist.
Die Plastiken sind auch sehr eindrucksvoll.
Witzig ist es, diesen humanoid-maschinellen Raumfahrer anzusehen, aus dessen Helm anstatt eines Gesichtes eine (sehr alte) Filmkamera herausragt und dessen Brust durch ein Tonbandgerät ergänzt ist.
Die jüngere Generation wird so ein Tonbandgerät, das ca. 40 Jahre alt sein wird, gar nicht mehr identifizieren können.
So schnell wird also aus der Zukunft von Gestern Vergangenheit.
Wobei die alten Technik-Artefakte das Werk von Giger nicht weniger aktuell und verstörend erscheinen lassen.
Schade, dass Giger selbst anscheinend schon ziemlich krank und schwach ist.
als bekennender scifi-fan und die darstellende kunstbeknieender,
aber als kunst geht das selbst bei mir nicht durch ... aber als fantasievolles handwerk allemal!
und warum ist das keine Kunst?
Seine ehemalige Freundin hat sich vor Jahrzehnten erschossen. Nicht verwunderlich...Verstörend, verstörend & verstörend...Mehr Wahnsinn als Genie...Die Gebärmaschine ist noch harmlos...